Braucht es Polizeischutz in Hessens Schwimmbädern? Innenministerium äußert sich
Auseinandersetzungen wie in Langen zeigen: Das Aggressionspotenzial in Freibädern ist hoch. Innenministerin Nancy Faeser fordert nun mehr Polizeipräsenz.
Wiesbaden - Sommer, Sonne, Chlorgeruch und Pommes rotweiß. Normalerweise verbinden wir mit dem Gang ins Freibad eine entspannte Zeit und Erholung. Doch was ist, wenn auf einmal Polizisten mit Waffe am Beckenrand stehen? Dann ist es schnell vorbei mit der guten Laune. Genau zu diesem Szenario kam es in Freibädern in Deutschland und Hessen in den vergangenen Wochen häufiger, denn vielerorts musste die Polizei wegen Schlägereien anrücken.
Ein Ort einer solchen Schlägerei war das Freibad Langen im Kreis Offenbach. Vorausgegangen war der dortigen Eskalation am 3. Juli ein harmloses Ballspiel. Doch als sich eine 21-Jährige und eine 18-Jährige während des Spiels in die Haare bekamen, eskalierte die Situation dramatisch. Bei der sich anschließenden körperlichen Auseinandersetzung trug die 21-Jährige eine Platzwunde am Kopf davon. Mehrere weitere Personen wurden verletzt, darunter auch ein unbeteiligter Badegast, der den Streit schlichten wollte.
Gewalt in Hessens Freibädern: Nancy Faeser fordert mehr Polizeipräsenz
Ein Augenzeuge der Auseinandersetzung beschrieb die Situation später als „unübersichtlich ohne Ende, ein Riesentumult.“ Schließlich eilte die Polizei mit mehreren Streifen ins Langener Freibad, trennte die Beteiligten und nahm wechselseitig Tatberichte und Anzeigen auf.
Wegen solcher Szenen wie in Langen forderte Bundesinnenministerin Nancy Faeser kürzlich mehr Polizeipräsenz in Freibädern. „Für mich ist wichtig, dass der Rechtsstaat durchgreift, dass es genug Personal gibt, damit so etwas nicht passiert“, sagte Faeser mit Blick auf die Auseinandersetzung in Berlin gegenüber der Bild. Familien und Kinder müssten unbeschwert ins Schwimmbad gehen können. Zudem müsse auch benannt werden, wenn derartige Auseinandersetzungen einen migrantischen Hintergrund hätten.

Hessisches Innenministerium sieht keinen Bedarf für Polizeischutz
Auf Anfrage dieser Redaktion verneinte das hessische Innenministerium, dass es bereits konkrete Pläne für eine Erhöhung der Polizeipräsenz in Freibädern aus dem Bundesinnenministerium gebe. Frei- und Hallenbäder stellten in Hessen keinesfalls einen Kriminalitätsschwerpunkt dar, erklärte Pressesprecher Michael Schaich schriftlich.
Im Gegenteil: Die Fallzahlen seien in den letzten drei Jahren rückläufig. Für Sicherheitsberatungen der Schwimmbadbetreiber stehe die hessische Polizei jederzeit zur Verfügung. Schaich wies darauf hin, dass sofort die 110 zu rufen sei, sobald es im Freibad zu körperlichen Auseinandersetzungen käme.
Hessische Polizeigewerkschaft: „Personell dazu überhaupt nicht in der Lage“
Kritik an dem Vorstoß der Bundesinnenministerin gab es vonseiten der Gewerkschaft der Polizei. Man sei schlicht personell nicht in der Lage, dieser Aufgabe nachzugehen, erklärte der hessische Landesvorsitz der Gewerkschaft, Jens Morherr, der FAZ. Die Betreiber hätten für die Sicherheit ihrer Gäste und dafür zu sorgen. Konsequente Hausverbote seien die richtige Antwort auf Straftaten im Freibad. Auch der Geschäftsführer der Bäderbetriebe Frankfurt, Boris Zielinski, sieht grundsätzlich keinen Bedarf für regelmäßige Streifen der Polizei in Freibädern. Man rufe die Polizei, wenn es Probleme gebe, erläuterte er gegenüber der FAZ. „Ich bin kein Freund davon, von vornherein Polizei fest zu installieren.“ Gewalt sei grundsätzlich nicht an der Tagesordnung.
Auseinandersetzungen keine Frage der Nationalität
Ähnlich wie sein Frankfurter Kollege Zielinski sieht auch Joachim Kolbe, Geschäftsführer des Langener Freibads, keinen Trend hin zu mehr Reibereien. „Es kommt immer wieder mal vor, dass manchen Leuten an heißen Tagen die Hitze zu Kopf steigt, vor allem, wenn 5.000 Menschen an einem Ort sind.“ Das sei aber die Ausnahme. Außerdem seien Auseinandersetzungen keineswegs eine Frage der Nationalität: „Wir hatten auch schon deutsche Senioren, die am Waldsee mit Regenschirmen aufeinander losgegangen sind.“ (Niklas Hecht)