Hessen profitiert stark vom Deutschlandticket
Frankfurt, Wiesbaden und Kassel liegen weit vorn im bundesweiten Ranking
Frankfurt -Spätestens im Frühjahr soll es kommen: das Deutschlandticket, mit dem wir zum Preis von 49 Euro monatlich den öffentlichen Nahverkehr in der gesamten Bundesrepublik nutzen können. Am meisten lohnt sich das Ticket für diejenigen, die weite Strecken fahren und bisher viel Geld bezahlen müssen, um mehrere Tarifgebiete zu durchqueren. Doch auch Pendler, die ihre Stadtgrenze kaum verlassen, profitieren von dem neuen Angebot - vor allem in Hessen. Die Städte Frankfurt und Wiesbaden belegen die Plätze vier und fünf. Und auch Kassel landet auf Platz zwölf weit vorn im bundesweiten Vergleich. Das ergab eine Untersuchung des Vergleichsportals Testberichte.de.
Nur die Menschen in Hamburg, Bonn und Köln sparen noch mehr Geld als die Frankfurter und die Bewohner der Landeshauptstadt Wiesbaden.
Selbst für ÖPNV-Kunden, die nur selten ihre Stadtgrenze passieren, lohne sich das 49-Euro-Ticket, rechnen die Tester vor. Verglichen mit dem deutschlandweiten 49-Euro-Ticket wurden die Preise für Monatskarten im Abo und im Einzelverkauf aller Landeshauptstädte und aller Städte mit über 200 000 Einwohnern und mit den Preisen für Einzelfahrten ins Verhältnis gesetzt.
Das bisherige Monats-Abo sei etwa in Wiesbaden mit 72,75 Euro teurer, die Ersparnis liege bei 23,75 Euro (32,6 Prozent). Die Anschaffung des Deutschlandtickets lohne sich hier bereits ab 16 Fahrten, die örtliche Monatskarte im Abo erst nach 23 Fahrten, rechne man den Preis für eine Einzelfahrkarte dagegen.
In Frankfurt kostet eine Abo-Monatskarte bislang 78,75 Euro. Das führe zu einer Ersparnis von 29,75 Euro (37,8 Prozent). Somit lohne sich das Deutschlandticket schon ab 18 Einzelfahrten, das bisherige Abo erst ab 28 Fahrten.
Die ÖPNV-Nutzer im Kasseler Stadtgebiet zahlen bislang 69,58 Euro, sparen also 20,58 Euro (29,6 Prozent). Das rechne sich ab 17 Einzelfahrten, zuvor erst bei mehr als 24 gekauften Fahrscheinen.
Die durchschnittliche Ersparnis aller betrachteten Städte liegt nach Auskunft von Testberichte.de bei 24 Prozent (16,44 Euro). Nur in den ostdeutschen Städten Potsdam, Magdeburg und Schwerin sei das alte Abo günstiger.
Preisgleich sei das alte und das neue Ticket in Münster. Doch auch dort raten die Tester zum Umstieg, denn das Deutschland-Ticket habe neben der deutschlandweiten Nutzbarkeit den zusätzlichen Vorteil, dass es monatlich kündbar sei. Die meisten herkömmlichen Monatsticket-Abos hätten dagegen eine Mindestlaufzeit von einem Jahr.
Wer in Frankfurt oder auch in Köln und Bonn ein Monatsticket gegen die neue Version eintausche, spare mindestens 50 Prozent. In Hamburg sind es sogar 57 Prozent (65,30 Euro). Und - nicht zu vergessen - der Frankfurter oder Wiesbadner kann auch in Hamburg und in allen anderen Städten Busse und Bahnen ohne Aufpreis nutzen.
Es gibt auch Schattenseiten
Nach der Auswertung der Tester lohnt sich das Deutschlandticket indessen nicht nur für Menschen, die täglich pendeln, sondern auch für diejenigen, die teilweise im Home Office arbeiten. Der Grund: Die Preise für Einzelfahrscheine bleiben hoch. Habe sich eine Abo-Monatskarte bisher nach durchschnittlich 23 Fahrten (also nach 12 Tagen mit Hin- und Rückfahrt) amortisiert, so sei dies ab kommendem Jahr bereits nach durchschnittlich 18 Fahrten der Fall. Kurz: Es lohne sich im Schnitt bereits nach neun Arbeitstagen. Das bedeutet: Selbst für Menschen, die ihre Arbeitszeit zur Hälfte im Home Office verbringen, könne das neue Angebot attraktiv sein.
Noch viel stärker profitieren Menschen, die im Umland wohnen und in Frankfurt, Wiesbaden oder Kassel arbeiten. Denn je länger der tägliche Weg in die Stadt sei, desto teurer sei bisher das Monatsticket. Je mehr Waben, Tarifzonen oder gar Verkehrsverbünde Fahrgäste regelmäßig durchquerten, desto mehr würden sie vom Deutschlandticket profitieren.
Zudem trage das Deutschlandticket zur erheblichen Vereinfachung im Tarifdschungel bei und führe zu mehr Transparenz bei der Preisgestaltung und zu einer Preissenkung für die allermeisten regelmäßigen Nutzer.
Doch es gibt auch Schattenseiten: Für viele Kommunen sind die finanziellen Folgen noch nicht absehbar. Zudem pochen sie auf stärkere Investitionen in das Verkehrsnetz. Auch der Termin der Einführung des neuen Tickets in Hessen ist noch unklar. Eine Umsetzung zum 1. Januar wird beim RMV und beim Land Hessen aus technischen Gründen angezweifelt.
Übersicht
Der Städtevergleich im Detail: www.testberichte.de/link/deutschlandticket