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„Stau aus Nichtschwimmer-Kindern“: Ansturm auf Kurse kaum zu bewältigen

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Laut Schätzungen haben in Hessen noch rund 50.000 Kinder wegen der Corona-Pandemie keinen Schwimmunterricht bekommen.
Laut Schätzungen haben in Hessen noch rund 50.000 Kinder wegen der Corona-Pandemie keinen Schwimmunterricht bekommen. © Jens Büttner/dpa

Während der Corona-Pandemie waren die Schwimmbäder lange Zeit geschlossen. Die Folge: Tausende Kinder bekamen keinen Schwimmuntericht. Der Stau ist kaum aufzulösen.

Frankfurt – Urlaub am Meer und Ausflüge an den Badesee gehören für viele Menschen fest zum Sommer. Doch auch in Hessen können immer weniger Kinder sicher schwimmen, das bereitet nicht nur der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Sorgen. Mit Hochdruck versucht sie, zusätzliche Kursangebote zu schaffen, um eine „Generation Nichtschwimmer“ abzuwenden.

Dabei gilt es, viele Hürden zu überwinden. Fehlende oder veraltete Schwimmbäder erschweren die Aufgabe, ebenso Personalmangel in Schulen und Bädern gerade nach den zwei Pandemie-Jahren sowie zuletzt auch die steigenden Energiekosten, die den Unterhalt der Schwimmbäder verteuern.

Hessen: Seepferdchen nur ein „Eyecatcher für die Eltern“

Der Fuldaer Bäderbetreiber RhönEnergie und der DLRG-Bezirk Fulda-Osthessen wollen den Kraftakt trotzdem schaffen. Hand in Hand riefen sie vor rund einem Jahr das Programm „Swim4you“ ins Leben, mit dem das Schwimmkurs-Angebot für Kinder im Grundschulalter massiv ausgebaut wurde.

Der Vorteil der Kooperation: qualifizierte Kursleiter auf der einen Seite und der Zugriff auf die benötigten Wasserflächen auf der anderen Seite. Bei den Eltern stieß das Programm auf enorme Resonanz, wie der DLRG-Bezirksvorsitzende und RhönEnergie-Mitarbeiter Michael Lipus sagt: Das erklärte „Swim4you“-Ziel zum Start, 600 Kindern aus der Region das Schwimmen beizubringen, wurde schon bald auf 1000 Kinder aufgestockt, 739 hätten inzwischen bei den fast 100 in den Fuldaer Bädern angebotenen Kursen mitgemacht.

Aber ohnehin sei das Seepferdchen nur eine Art erste Eintrittskarte ins Wasser und vor allem ein „Eyecatcher für die Eltern“, sagt Lipus. Selbst wenn der Nachwuchs ein Abzeichen ergattert, sollten sich die Eltern nicht über die trotzdem noch vorhandenen, potenziell lebensgefährlichen Schwimm-Defizite ihrer Kinder hinwegtäuschen lassen. „Das Seepferdchen heißt ja nichts mehr, als dass das Kind eine Bahn, also 25 Meter in bestem Falle, irgendwie umher schwimmt und ein bisschen tauchen kann.“ Erst ab dem Schwimmabzeichen Bronze - früher dem Freischwimmer - könne die Rede von sicheren Schwimmern sein.

Hessen: Rund 50.000 Kinder lernen wegen Corona nicht schwimmen

Für ganz Hessen gehen die DLRG und die Landesregierung von mittlerweile noch rund 50.000 Kindern aus, die aufgrund der Corona-Pandemie nicht schwimmen lernen konnten. „Wir schieben einen Stau aus Nichtschwimmer-Kindern vor uns her“, sagt ein DLRG-Sprecher. Seit vergangenen Sommer seien rund 10.000 Schwimmabzeichen abgenommen worden, sagt der Präsident des DLRG-Landesverbands Hessen, Michael Hohmann.

An den Engpässen ändert das vorerst allerdings nicht viel: Wer sich etwa über die Homepage der Initiative über Kursangebote in den nächstgelegenen Bädern informieren will, könnte schnell frustriert aufgeben: Freie Plätze sind kaum oder gar nicht zu bekommen, stattdessen führen viele DLRG-Gruppen lange Wartelisten - oder haben diese längst wegen Überfüllung geschlossen. (dpa)

Im Juli 2021 wurden Forderungen nach kostenlosem Eintritt in Freibäder in Hessen laut.

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