Holzöfen: Der Qualm ist gefährlicher als Luftverschmutzung durch Straßenverkehr - mit einem Unterschied

Alle Welt spricht über Dieselfahrverbote. Doch die Feinstaubbelastung der Luft hat auch noch ganz andere Ursachen. Holzöfen zum Beispiel. Vor allem, wenn die Kamine nicht richtig befeuert werden. Trotzdem gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen Diesel und Ofen.
17 539 Holzöfen gibt es allein in Frankfurt. Deutschlandweit sollen es rund elf Millionen privat genutzte Öfen sein, heißt es beim Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks in Bad Augustin. Er stützt sich auf Erhebungen seiner Mitglieder. „Einzelraumfeuerungsanlagen für feste Brennstoffe“ heißen die Öfen im Jargon der Schornsteinfeger, Anlagen, die Holz oder – mit stark abnehmender Tendenz – Kohle verfeuern. Ob sie sauber brennen oder nicht, das hängt vor allem vom Betreiber ab, beispielsweise von der Art des Holzes, das im Ofen landet. Ist es etwa zu feucht, verbrennt es unsauber. Hinzu kommen Zentralheizungsanlagen mit „festen Brennstoffen“, Heizungsanlagen also, die mit Holzpellets oder Hackschnitzeln befeuert werden. Deren Vorteil: „Diese brennen sehr sauber“, sagt Matthias Dinges, Bezirksobermeister der Schornsteinfegerinnung Rhein-Main.

Grundsätzlich, erklärt der Schornsteinfegermeister, entstehen bei der Verbrennung von Holz mehr Schwefelverbindungen als bei Öl oder Gas und auch mehr Kohlenwasserstoffverbindungen und – immer – Ruß. Feinstäube und Ruß kann man, so Dinges, mit Filtern bekämpfen oder eben einen alten Ofen ersetzen. „Das ist meist günstiger, als einen Filter einzubauen, denn dieser kostet allein auch schon 2000 Euro.“ Eine gute, saubere Einzelraumfeuerstätte ist oft schon für 1000 Euro zu haben.
Holzöfen geben giftigen Qualm an die Luft ab
Insgesamt gibt es in Frankfurt auch wegen des hohen Anteils an Mietwohnungen und verhältnismäßig wenigen Einfamilienhäuser deutlich weniger Holzöfen als etwa im Taunus. „Wir haben im Taunus eine andere Situation als in der Stadt, was die Häufigkeit der Holzöfen angeht“ – kaum jemand hier hat Platz, neben der Garage einige Festmeter Holz zu lagern. Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder: Den rund 18 000 Holzöfen in Frankfurt stehen 350 000 Gas- oder Ölöfen entgegen, 20 000 Haushalte nutzen Fernwärme.
Umweltbundesamt (UBA): Grenzwert ausgeschöpft
Beim Umweltbundesamt (UBA) heißt es zur Feinstaubbelastung von Öfen: „Ein neuer Kaminofen üblicher Größe emittiert, so er den Grenzwert ausschöpft und bei Volllast betrieben wird, in der Stunde etwa 500 Milligramm Staub. Das entspricht circa 100 Kilometer Autofahren, wenn Euro 6 ausgeschöpft wird“ – unter Laborbedingungen also.
Wie schädlich der Rauch ist, der aus den Schornsteinen quillt, beurteilen Experten anhand verschiedener Messwerte. Gemessen werden Feinstaub und Kohlenmonoxid. „Die Feinstaub-Emissionen aus kleinen Holzfeuerungsanlagen übersteigen in Deutschland mit etwa 24 000 Tonnen mittlerweile die aus den Motoren von Lkw und Pkw“, berichtete das UBA schon 2016. „Vor allem die wachsende Zahl der Holzfeuerungen wirkt sich negativ auf die Feinstaubbelastung aus“, sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger – vor allem in der Heizperiode. Dabei ist das Verbrennen von Holz zum Heizen politisch durchaus gewollt. Holz ist als nachwachsender Rohstoff klimaneutral – im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen, deren Verbrennung zusätzliches Kohlendioxid freisetzt.
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Doch auch wenn Holzöfen je nach Befeuerung Feinstaub, Stickoxide und andere Schadstoffe produzieren, so gibt es laut Martin Müller, Sprecher im Frankfurter Umweltamt, einen entscheidenden Unterschied zu Dieselmotoren: „Man darf nicht vergessen, dass die Stäube, Stickoxide und andere Schadstoffe aus der Holzheizung über den Schornstein hoch oben auf den Dächern in die Luft gelangen, nicht in den Straßenschluchten.“ Eingeatmet werde der Ruß erst, wenn er wieder zu Boden sinkt, dann fein verteilt.
VON THOMAS J. SCHMIDT UND THOMAS KURTENBACH