Rodung für A66-Ausbau: Protestierende verschaffen sich auch bei OB-Kandidaten Gehör

Rund 400 Menschen sind am Samstag durch Frankfurt gezogen, um sich für den Erhalt des Fechenheimer Walds stark zu machen. Seine Rodung soll bald beginnen.
Update von Samstag, 7. Januar, 17.45 Uhr: Bei der Demonstration gegen die Rodung des Fechenheimer Waldes für den Ausbau der A66 haben nach Angaben der Polizei rund 400 Menschen teilgenommen und sich für den Stopp von geplanten Rodungs- und Bauarbeiten eingesetzt. Das berichtet die Hessenschau. Demnach sprachen einige der Teilnehmenden bei den Kundgebungen im Rahmen der Demo davon, dass die Umsetzung der Pläne ein „unwiederbringliches“ Stück Natur zerstören würde.
Unter dem Stichwort #FecherBleibt haben Teilnehmende und Unterstützer auch zahlreiche Videos der Aktion hochgeladen. In diesen ist auch zu sehen, wie Demonstrierende vor dem Frankfurter Haus der Gewerkschaften einige angehende Kandidaten für die Nachfolge von Peter Feldmann als Stadtoberhaupt auffordern, die Sache zu unterstützen, und sich für den Erhalt des Waldes einzusetzen. Die OB-Kandidaten waren für den Neujahrsempfang des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zum DGB-Haus gekommen, wo die Auftaktversammlung der Demonstrierenden stattfand.
Protest gegen A66-Ausbau in Frankfurt: Protestierende präsentieren Forderungen auch OB-Kandidaten
Auf einem Video ist zu sehen, wie die Protestierenden die OB-Kandidaten Uwe Becker (CDU) und Yanki Pürsün (FDP) sowie Grünen-Kandidatin Manuela Rottmann und Linken-Kandidatin Daniela Mehler-Würzbach dazu aufrufen, sich bereits jetzt dafür einzusetzen, dass „dem Wald nichts passiert“. Denn bis Frankfurt am 5. März ein neues Stadtoberhaupt wählt, soll ein Großteil der Rodungsarbeiten laut Berichten der Hessenschau bereits abgeschlossen sein.
Mit ihrem Protest solidarisierten sich die Demonstranten mit den Aktivisten, die durch Besetzungen in dem betroffenen Waldgebiet den Start der Rodungsarbeiten verhindern wollen. Mittlerweile ist das Frankfurter Waldstück von den Behörden offiziell gesperrt und darf nicht mehr betreten werden. Die Räumung wird in der kommenden Woche erwartet.

Frankfurt: Hunderte protestieren gegen Rodung in Fechenheimer Wald
Erstmeldung von Samstag, 7. Januar, 14.13 Uhr: Frankfurt - Mehrere hundert Menschen haben am Samstag in Frankfurt gegen die geplante Rodung im Fechenheimer Wald im Osten der Mainmetropole demonstriert. „Wald statt Asphalt“, skandierten sie immer wieder, und „Fecher bleibt“. Dem geplanten Ausbau der A66 mit dem Riederwaldtunnel könnten dort rund 1000 Bäume zum Opfer fallen. In Redebeiträgen vor Beginn der Kundgebung wurde auf die bereits hohe Kohlendioxidbelastung und die schlechte Luftqualität in der Mainmetropole hingewiesen. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf rund 400.
Die Zerstörung eines durch hohe Biodiversität geprägten Waldgebietes drohe das Stadtklima weiter zu verschlechtern, hieß es mit Blick auf die zahlreichen Hitzetage in den vergangenen Sommern. Da der Fechenheimer Wald nach Einschätzungen von Wissenschaftlern bis zu 6000 Jahre alt sei, handele es sich um einen unwiederbringlichen Verlust.
Frankfurt: Demonstration gegen Rodung in Fechenheimer Wald
Möglicherweise im Zusammenhang mit dem Konflikt um den Wald steht die Zerstörung von 14 hochwertigen Fahrzeugen in dem nahegelegenen Autohaus „Hessengarage“. Wie die Polizei bestätigte, gibt es auf der linken Plattform „Indymedia“ ein Bekennerschreiben mutmaßlicher Angreifer. Diese erklärten, die Ansätze der „Letzten Generation“ oder „Ende Gelände“ zwar nicht vollständig zu teilen, sich aber „als unbekannte Kompliz*innen im Kampf gegen die Zerstörung des Planeten“ zu sehen. Die Ermittlungen zu der Tat in der Nacht auf Donnerstag laufen.
Der Umweltverband BUND sowie weitere Initiativen hatten einen Stopp des Autobahnbaus gefordert, nachdem Exemplare eines geschützten Käfers vor Ort gefunden worden waren. Die umstrittenen Rodungsarbeiten für den Tunnel waren bereits mehrfach verschoben worden. Der Weiterbau der A66 und ihr Anschluss an die A661 mit dem geplanten Tunnel zählen seit Mitte der 1980er Jahre zu den politischen Dauerbrennern in Frankfurt. (ska/dpa)
Gegen Baumfällungen für den Riederwaldtunnel in Frankfurt gibt es Widerstand. Verkehrsforscher Jürgen Follmann erklärt, warum der A66-Lückenschluss wichtig ist.