Inklusion durch Karate gewinnt

Stiftung Citoyen zeichnet Jugendliche für besonderes ehrenamtliches Engagement aus
Frankfurt -Bei vielen Jugendlichen stieg während der Corona-Pandemie der Medienkonsum ebenso stark wie der Frust über Kontaktbeschränkungen und Schulschließungen. "Doch nicht alle sind in Trübsinn verfallen, manche haben sich während der Zeit des Lockdowns überlegt, was sie für die Allgemeinheit tun können", lobt Beate Gottschall, Juryvorsitzende der Stiftung Citoyen.
So zum Beispiel Amina El Mousaid. Die Frankfurterin hat sich auf dem Schulweg wiederholt darüber gewundert, dass sie die Kinder und Jugendlichen aus den anderen Schulen in der Umgebung der Wöhlerschule, die sie selbst besucht, gar nicht kennt. Sie begann sich daran zu stören, dass es keine Begegnungsräume gab, und hat kurzerhand selbst einen geschaffen. Die 17-Jährige hat eine inklusive Karategruppe gegründet. Zur Umsetzung ihrer Projektidee hat sie die Hermann-Herzog-Schule für sehbehinderte Kinder als Kooperationspartner gewonnen. "Ob jemand behindert ist oder nicht, spielt bei uns keine Rolle", erzählt Amina El Mousaid über ihr Projekt mit dem Namen "Sport vereint! Inklusion durch Karate". "Jeder hat was Besonderes", betont sie. Ihre Karate-Gruppe mit zwölf Kindern im Alter von 11 bis 13 Jahren sei super zusammengewachsen.
Amina verkörpert mit ihrem außergewöhnlichen Einsatz genau das ehrenamtliche Engagement, das Beate Gottschall eingangs lobte. So war der Jubel groß, als die 17-Jährige am Montagabend zur Gewinnerin der "Citoyenne 2022" erklärt wurde.
Die Frankfurter Stiftung Citoyen vergibt alle zwei Jahre die Auszeichnung für bürgerschaftliches Engagement in Kooperation mit der Frankfurter Neuen Presse und ihren Regionalausgaben als Medienpartner. In diesem Jahr würdigt der Preis ehrenamtliches Engagement von Jugendlichen. Amina darf sich über den ersten Preis freuen, der mit 5000 Euro dotiert ist.
Der zweite Preis in Höhe von 3000 Euro geht an Fridays for Future Frankfurt. Der Frankfurter Ortsverein der globalen Klimaschutzbewegung leiste einen "unschätzbaren Beitrag", um politische Veränderungen zu bewirken, würdigt Gründungsstifterin Helga Dierichs den Einsatz der jungen Umwelt-Aktivisten.
Der mit 1500 Euro dotierte dritte Preis geht an "ada_kantine" Frankfurt, "eine solidarische Küche in Frankfurt Bockenheim", wie sich die Initiative selbst nennt. In den Räumen der ehemaligen Akademie der Arbeit auf dem alten Uni-Campus bietet die Gruppe seit Juli 2020 jeden Freitag bis Montag einen Mittagstisch an. "Wir kochen aus politischer Überzeugung vegan/vegetarisch", erklären die Initiatoren bei der Preisverleihung im Frankfurter Gallus Theater und betonen: "Jeder bezahlt bei uns für das Essen so viel, wie er kann, manche eben auch gar nichts". Es handele sich aber nicht allein um eine Kantine für Bedürftige, es kämen auch Rentner, Studenten und viele andere. Ziel der Initiative sei es, "Grenzen zu überwinden", erklärt das Team. Die Kantine werde durch einen offenen Zusammenschluss von rund 200 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, verschiedenen Vereinen und mit Hilfe von Spenden betrieben.
Die Preisgelder werden gestiftet von der Bethmann Bank, dem Lions Club Frankfurt Römer und der Stiftung Citoyen.
Anerkennungspreise gingen zudem an sieben weitere Bewerber. Dazu zählen Hilfsprojekte für Geflüchtete aus Rodgau und dem Main-Taunus-Kreis, ein Filmprojekt, sowie Ehrenamtler, die sich bei der Jugendfeuerwehr, der Schülervertretung oder der Waldjugend Kelkheim engagieren.
TV-Moderatorin Jennifer Sieglar, Patin der Citoyenne 2022, richtet sich an alle mit den Worten: "Was ihr macht, ist nicht selbstverständlich. Ihr organisiert Suizidpräventionstage, ihr macht Waldläufe mit Kindern, ihr unterstützt Geflüchtete, ihr löscht Brände, ihr rettet Lebensmittel, ihr organisiert Demos. Ihr haltet damit unsere Gesellschaft am Laufen und ihr seid Vorbilder. Danke, dass ihr einen Unterschied macht".
