Ironman: Frodeno siegt beim Drama im Frankfurter Glutofen

Jan Frodeno trotzt der gewaltigen Hitze in Frankfurt und gewinnt den Ironman vor seinem Konkurrenten Sebastian Kienle.
Hitze, Drama, Spannung: Dies war der mitreißende Stoff der 18. Auflage des Frankfurter Ironman, der offiziellen Europameisterschaft der Langdistanz-Triathleten und nach der Weltmeisterschaft auf Hawaii das wichtigste Rennen der Welt in dieser so faszinierenden Sportart, in der sich Spitzensportler und Hobbyathleten gemeinsam dem schmerzhaften Grenzgang über 3,8 Kilometer Schwimmen, 185 Kilometer auf dem Rad – die Strecke wurde um fünf Kilometer verlängert – sowie dem abschließenden Marathonlauf über 42,195 Kilometer verschreiben.
Die fast 3000 gestarteten „Eisernen“, wie sich die Triathleten selbstbewusst nennen, litten natürlich unter den hohen Temperaturen von fast 40 Grad. Der spätere Sieger Jan Frodeno, hitzeerprobt wie alle Profis, natürlich weit weniger als der Letzte, der gestern Abend kurz vor 22 Uhr erschöpft die Ziellinie auf dem Frankfurter Römerberg überquerte.
Ironman Frankfurt: Dreikampf zwischen Frodeno, Kienle und Lange ewartet
Und es spielten sich sportliche Dramen ab, wie es der Ironman in der Mainmetropole in dieser Form noch nicht erlebt hat. Der „längste Tag des Jahres“, wie die Triathleten ihre Schinderei in drei Akten nennen, begann mit einem traumhaften Start von Frodeno. Der 37 Jahre Wahlspanier, der mit seiner Familie in Girona lebt, eröffnete den prognostizierten Dreikampf mit den beiden anderen deutschen Weltmeistern Sebastian Kienle und Patrick Lange mit einem mächtigen Paukenschlag und stieg mit großem Vorsprung vor seinen beiden nationalen Kontrahenten aus dem Langener Waldsee. Das war eine klare Ansage. Dann begann für den gebürtigen Kölner die Hatz auf dem hochmodernen Carbonrad.
Bei Kilometer 40 musste der Olympiasieger über die Kurzdistanz eine Schrecksekunde überstehen, als er in einer Rechtskurve ins angrenzende Feld ausweichen musste und dabei zwei Trinkflaschen sowie einen Behälter mit flüssiger Nahrung verlor.
Verletzungspech für Kienle beim Ironman Frankfurt
Dieses Malheur blieb ohne Folgen. Schlimmer traf es Kienle und Lange. Schmerzhaft wurde es dabei für Kienle: Der 34-Jährige, der gerade erst eine monatelange Verletzungspause überwunden hatte und auf dem Weg zu seiner Bestform ist, trat nach dem Wechsel aus dem Wasser auf das Rad, den die Triathleten bekanntlich für einige Meter ohne Schuhe zurücklegen, auf einen spitzen Stein, der sich in die Ferse seines rechten Fußes bohrte.
Lesen Sie dazu auch: Fünf Gewinner, drei Verlierer beim Ironman 2018
Auf zwei Rädern war dies zunächst kein Handicap. Der Weltklassetriathlet aus Mühlacker im Kraichgau startete eine furiose Aufholjagd und erreichte zeitgleich mit Frodeno die Wechselzone. Dort demonstrierte Kienle, der am kommenden Samstag 35 Jahre alt wird, welche Leiden Triathleten aushalten müssen, um einen Ironman durchzustehen. Kienle („Der Abstieg vom Rad war wirklich scheiße“) ließ sich den Fremdkörper aus dem Fuß entfernen, die blutende Wunde wurde versorgt, mit einem Pflaster verschlossen, und so begab er sich auf Teil drei der Hitzeschlacht entlang des Mains, bei der Patrick Lange schon lange keine Rolle mehr spielte.
Kienle und Frodeno überrunden Lange
Dem amtierenden Weltmeister vom DSW Darmstadt wurde eine Reifenpanne bei Kilometer 108 zum Verhängnis, am Ende wurde Lange von seinen Konkurrenten Frodeno und Kienle – mit beiden ist er nicht gerade freundschaftlich verbunden – auf den vier Laufrunden am Mainufer auch noch überrundet. Am Ende kam er als Elfter mit 51,47 Minuten ins Ziel. Dritter wurde Franz Löschke und machte damit den Dreifacherfolg für die deutschen Triathleten perfekt. Frodeno zog mit seinem dritten EM-Triumph mit Rekordsieger Kienle gleich.
Lange indes quälte sich bei seinem Heimrennen gedemütigt und erschöpft ins Ziel, während Frodeno das Tempo anzog und Kienle enteilte. Es war eine Demonstration der Stärke des Vorjahressiegers, der das Ziel auf dem stimmungsvollen Frankfurter Römerberg in der phantastischen Zeit von 7:56:02 Stunden erreichte. Knapp vier Minuten später ließ sich Kienle als Zweiter von den Zuschauern feiern, während Frodeno total erschöpft und sichtlich gezeichnet im Zielbereich behandelt werden musste.
„Am Ende war das nur noch ein brutaler Kampf. Ich bin so erschöpft und kann das alles noch nicht fassen“, sagte Frodeno. Um kurz danach noch mit einem Lächeln hinzuzufügen: „Auch wenn es im Moment nicht so aussieht, aber das war eines meiner schönsten Rennen. Dafür lohnt es sich, aufzustehen“. Eisenmänner genießen eben auch noch dann, wenn sie leiden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Ironman in Frankfurt: Ob Zuschauer oder Sportler - alle leiden unter der Hitze.