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Katholisches Kolpingwerk: Ken Jebsen tritt in Bensheim auf – Gegendemo

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Der Verschwörungsideologe Ken Jebsen hat in den Räumen des katholischen Kolpingwerks in Bensheim einen Vortrag gehalten. Die Kritik ist deutlich.

Update vom Donnerstag, 31. August: Der Verschwörungsideologe Kayvan Soufi-Siavash – Künstlername Ken Jebsen – hat am Mittwoch (30. August) einen Vortrag in den Räumen des katholischen Kolpingwerks in Bensheim (Kreis Bergstraße) gehalten, einem Sozialverband, der nach eigenen Angaben solidarisches Handeln fördern will. Dessen Vorstand wollte nicht „zensieren“ (siehe Erstmeldung) – hat sich nun aber distanziert.

Am Dienstag (29. August) hatte der Vorsitzende des Kolpingwerkes Bensheim, Josef Rösch, noch erklärt, man sei für Meinungsfreiheit und wolle niemanden „zensieren“. Am Mittwoch kam dann eine weitere Stellungnahme, in der sich die Kolpingsfamilie Bensheim doch noch von den Inhalten der Veranstaltung distanzierte. Der Erlös der Veranstaltung soll nun einem sozialen Zweck zugutekommen, der sich für demokratische Bildung einsetzt. Rund 170 Gegner von Soufi-Siavash demonstrierten vor der Veranstaltung vor dem Kolpinghaus.

Demonstration am Mittwoch (30. August) in Bensheim im Kreis Bergstraße gegen einen Vortrag des Verschwörungsideologen Ken Jebsen.
Demonstration am Mittwoch (30. August) in Bensheim im Kreis Bergstraße gegen einen Vortrag des Verschwörungsideologen Ken Jebsen. © Jürgen Strieder

Verschwörungsideologe Ken Jebsen tritt beim Katholischen Kolpingwerk auf – Begründung sorgt für Entrüstung

Erstmeldung vom Mittwoch, 30. August: Bensheim – Er bedient gängige Verschwörungstheorien zu Corona, Israel oder dem Terroranschlag am 11. September - und tritt jetzt in Hessen auf. Die Rede ist vom ehemaligen Radiomoderator Kayvan Soufi-Siavash alias Ken Jebsen, der durch seine Sendung KenFM auf dem öffentlich-rechtlichen Radiosender RBB bekannt wurde. Nach Antisemitismusvorwürfen trennte sich der Sender 2011 von Jebsen, der sein Format daraufhin bei YouTube fortsetzte und immer mehr in verschwörungsideologische Zirkel abdriftete. Während der Pandemie galt Jebsen als eine der zentralen Figuren der Corona-Leugner-Bewegung.

Seit 2021 wird der ehemalige Radiomoderator vom Berliner Verfassungsschutz als Verdachtsfall geführt, sein YouTube-Kanal ist seit Herbst 2020 aufgrund von Falschinformationen zur Corona-Pandemie gesperrt. Am Mittwoch (30. September) plant der Verschwörungsideologe nun einen Auftritt im südhessischen Bensheim (Kreis Bergstraße).

Berlin Ken Jebsen
Verschwörungsideologe Ken Jebsen hält am Mittwoch (30. August) einen Vortrag im katholischen Kolpingwerk in Bensheim. Dafür wird der kirchliche Sozialverband kritisiert. © imago stock&people

Katholisches Kolpingwerk lässt Ken Jebsen im südhessischen Bensheim auftreten

Als wäre das ganze nicht schon besorgniserregend genug, findet die Veranstaltung auch noch in den Räumlichkeiten des katholischen Sozialverbands Kolpingwerk statt. Das berichtete jetzt die Hessenschau. Unklar ist, wie christliche Nächstenliebe und teils antisemitische und rassistische Hetze in Einklang zu bringen sind. Josef Roesch, Vorsitzender des Kolpingwerks in Bensheim, scheint daran allerdings keinen Anstoß zu nehmen.

Antisemitismusvorwürfe laut Kolpingwerk kein Grund für Absage

Auf Anfrage des Hessischen Rundfunks verteidigte er Jebsens geplanten Auftritt mit dem Verweis auf die Meinungsfreiheit. So könne jeder in den Räumlichkeiten des Kolpingwerk reden, der ein „ordentliches“ Auftreten habe. Die Frage, ob zur Meinungsfreiheit auch Antisemitismus zähle, beantwortete Roesch mit dem Hinweis, dass es diesen schon 200 Jahre gebe. Eine Wortwahl, die Bände spricht.

Kritische Töne zum Auftritt des ehemaligen Radiomoderators in Bensheim kommen vom Beratungsnetzwerk Hessen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus. Jebsens Aussagen seien eindeutig demokratiegefährdend, heißt es dort: „Er vertritt antisemitische, transfeindliche und verschwörungsideologische Positionen.“ Daher sei es sehr problematisch, Jebsen in den Räumlichkeiten des katholischen Kolpingwerks auftreten zu lassen.

Trotz antisemitischer Flugblatt-Vorwürfen: Aiwanger soll am Samstag in Hessen auftreten.

Ken Jebsen tritt am Mittwoch im Kolpinghauses in Bensheim auf

Auch in den eigenen Reihen des Kolpingwerks wird die Veranstaltung in Bensheim äußerst kritisch gesehen. So reagierte Thomas Isser, Vorsitzender des Kolping Diözesanverbands Mainz, umgehend, als er von dem Auftritt Jebsens erfuhr: „Wir lehnen diese Vermietung an einen deutschlandweit bekannten Antisemiten und Corona-Leugner vehement ab.“ Der Namensgeber des Verbands, Adolph Kolping, stehe für einen offenen Umgang untereinander, bei dem Religion, Nationalität oder sexuelle Orientierung keine Rolle spielen.

Anfangs sollte der Ort der Veranstaltung geheim gehalten und nur an Gäste mit einem Ticket verraten werden. Jetzt kam aber heraus, dass Jebsen seine kruden und teils antisemitischen Erzählungen laut der Hessenschau im Adolph-Kolping-Saal des Kolpinghauses in Bensheim verbreitet. Hierher seien auch alle eingeladen, die etwas gegen den Verschwörungsideologen hätten, heißt es von Josef Roesch. (Jakob von Sass)

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