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„Hat nicht mehr aufgehört“ – Hausschwamm zerfrisst liebevoll renoviertes Haus

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Hausschwammbefall in einem Fachwerkhaus.
Vor neun Jahren haben sich Anna und ihr Mann aus Himmelsberg einen Traum erfüllt. Jetzt droht er zu platzen. © Privat

Ein Pilzbefall bedroht das Fachwerkhaus eines Paars. Mit einem Spendenaufruf will eine Freundin helfen. „Mit jedem Euro kann man wieder ein bisschen mehr atmen“, sagt die Betroffene.

Himmelsberg – Der Traum vom Eigenheim steht bei vielen Paaren weit oben als gemeinsames Ziel. Ob Hauskauf oder Hausbau – es wird eine Umgebung geschaffen, in der man sich langfristig wohl und zu Hause fühlt. Auch Anna und ihr Mann hatten diesen Traum. Das selbstständige Paar aus Himmelsberg nahe Kirchhain (Landkreis Marburg-Biedenkopf) erfüllte sich 2014 diesen Wunsch mit dem Kauf eines denkmalgeschützten Fachwerkgebäudes. Das leerstehende Haus bauten sie über mehrere Jahre mit viel Schweiß und Mühe komplett um, sodass es zu einem für sie perfekten Wohnhaus wurde.

Doch jetzt steht der Traum auf der Kippe. Ein holzfressender Pilz wurde unter dem Boden entdeckt, der sich rasant verbreitete. Nur eine Spezialfirma kann den Hausschwamm beseitigen. Eine kostspielige Investition, bei der die Versicherung nicht zahlen will. Selbst stemmen kann das Ehepaar, das ein Kind erwartet, die Kosten nicht. Nun hat eine Freundin von Anna einen Spendenaufruf gestartet, um dem Paar zu helfen.

Paar aus Himmelsberg erfüllt sich Traum vom Eigenheim – „Dieses Haus war wie für uns gemacht“

Zwei Jahre lang suchten Anna und ihr Mann nach dem perfekten Haus. Letzten Endes wurden sie auf der Seite des Denkmalschutzes Marburg fündig. Ein leerstehender Gebäudekomplex, zu dem noch ein Bauernhof und zwei Scheunen gehören. Für die beiden stand fest: Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus ist das Richtige für sie. „Dieses Haus war wie für uns gemacht“, erzählt Anna im Gespräch mit hna.de. Neben der guten Internetverbindung und der Größe war ihnen auch ein zweiter Eingang wichtig, da Anna eine Heilpraktiker-Praxis besitzt. Doch auch die Umgebung hat eine entscheidende Rolle gespielt: „Wir wollten einen Ort, der freundlich ist“, erklärt sie. Himmelsberg empfand das Paar als sehr offenherzig und nett. Nun stand dem Umbau nichts mehr im Weg.

Was ist ein Hausschwamm?

Der Echte Hausschwamm ist ein holzzerstörender Pilz. Neben dem Braunen Kellerschwamm ist er ein Hauptverursacher für Schäden durch Schwammbefall in Gebäuden. Der Hausschwamm befällt bevorzugt verbautes Holz und benötigt ein feuchtes und nicht zu kühles Milieu zum Wachstum.

Über fünf Jahre haben die beiden dann mithilfe von Architekten, Statikern und Handwerkern, aber auch mit viel Eigenleistung, das Haus Stück für Stück ausgebaut – ein aufwendiges und vor allem kostspieliges Projekt. Alles wurde abgerissen und bis auf die Grundmauer neu gemacht. Auch wurde eine riesige Stahlkonstruktion eingebaut, damit das Haus überhaupt zu einem Wohnhaus werden konnte. Besonders aufwendig war der Fußboden, der erst 2018 fertig wurde.

Kampf gegen den Hausschwamm: Paar aus Himmelsberg steht vor finanzieller Herausforderung

Womit das Ehepaar nach der aufwendigen Renovierung nicht gerechnet hat, war ein holzfressender Pilz unter ihrem Fußboden. „Wir haben den Hausschwamm nicht bemerken können, weil man da nichts sieht. Das ist komplett unter dem Haus. Wir haben das erst bemerkt, als unsere Fußleiste seltsam flauschig wurde. Dann habe ich es aufgemacht und es hat nicht mehr aufgehört“, erzählt Anna weiter. Erst war nur die zehn Zentimeter lange Fußleiste betroffen, zum Schluss zwei komplette Räume.

Wie konnte es so weit kommen? An der Renovierung lag es laut Anna nicht. „Es wurde nach allen Regeln der Kunst gebaut und ausgeführt“, sagt sie. Das Ehepaar vermutet, dass ein Unwetter im Jahr 2018 Schuld an dem Befall ist. Auch drei Zimmermeister und ein Mykologe teilen diese Vermutung. Das Unwetter soll so extrem gewesen sein, dass wohl Wasser durch einen winzigen Spalt unter den Fußboden kam.

Letzten Endes war es einfach nur Pech. Jetzt steht das Paar vor einer finanziellen Herausforderung. Ein Teil der Hauswand muss nämlich komplett herausgerissen werden. Noch dazu soll die Sockelmauer an den Stellen, wo es betroffen ist, komplett ausgebaggert werden. Dort werden Löcher hineingebohrt, in die dann ein Pilzbekämpfungsmittel hineinkommt. Ein teurer Schaden, dessen Tilgung die Versicherung nicht übernehmen will. „Da es wohl keinen nachweisbaren Sturmschaden gibt“, sagt Anna. Darüber hinaus ist ein Hausschwamm praktisch bei keiner Versicherung versicherbar.

Pilzbefall-Spendenaktion

Wer Anna und ihrem Ehemann helfen möchte, kann auf der Seite von „gofundme“ einen Beitrag leisten.

Freundin startet Spendenaufruf für Ehepaar – „Etwas, was ich mir nie hätte vorstellen können“

Das Haus aufzugeben war für das Paar aus Hessen keine Option. „Wir haben hier alles reingesteckt, es wäre unvorstellbar, jetzt aufzugeben. Das Haus wäre unverkäuflich und wir hätten damit nur eine Ruine gehabt“, erzählt Anna. Die Kosten für die Beseitigung alleine zu stemmen glich jedoch dem Unmöglichem. Doch dann wurden die beiden von Hilfsbereitschaft überrascht. Eine langjährige Freundin von Anna wollte dem Paar helfen und startete am 25. September 2023 einen Spendenaufruf. „Vera hat das alles in die Hand genommen und selbstständig in die Wege geleitet“, erzählt Anna.

Erst habe Anna sich davor gesträubt, zu viele andere Menschen hätten es schlimmer. Die Frage „Wer soll uns denn da Geld spenden?“ war immer wieder in ihrem Kopf. Allerdings war schnell klar: Ohne Hilfe würden sie es nicht schaffen. „Wo wir dann nach der Diagnose Hausschwamm wussten, dass wir mehr als pleite sind, und dann noch eine Schwangerschaft kam, dachten wir, dass wir das Geld vielleicht doch annehmen sollten.“ Nun war ein weiteres Leben im Spiel – ihr Wunschkind.

Als die ersten Spenden dann einflossen, konnte es Anna kaum glauben. „Es ist schon irgendwie ein absurdes Gefühl, dass da fremde Menschen einfach Geld geben. Aber mit jedem Euro hat man das Gefühl, man kann wieder ein bisschen mehr atmen“, erzählt sie mit zittriger Stimme. Mittlerweile sind es bereits über 2.500 Euro. Der Betrag würde noch lange nicht alle Kosten decken, aber jeder Euro ist ein Schritt in die richtige Richtung. Auch in Himmelberg hat sich ihre Situation herumgesprochen. Neben Geldspenden wollen Menschen dem Paar auch mit Sachspenden wie einem Kinderwagen helfen. „Ich weiß gar nicht, wie ich das je wieder zurückgeben soll“, sagt sie unter Tränen.

So aussichtslos die Situation für Annas kleine Familie zunächst schien, so zeigt sich gleichzeitig, wie viel Gutherzigkeit und Hilfsbereitschaft in vielen Menschen noch steckt. „Jedes bisschen ist so ein Gefühl von ‘wir kriegen es hin‘. Es nimmt ein gutes Ende“, sagt auch Anna hoffnungsvoll. (spo)

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