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Wie Konfessionslose in Hessen kirchliche Hochzeit feiern können

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Pastor Samuel Diekmann (r) traut in einer Hochzeitszeremonie ein Brautpaar. Er hat das Portal ?Rent a Pastor? ins Leben gerufen.
Pastor Samuel Diekmann (r) traut in einer Hochzeitszeremonie ein Brautpaar. Er hat das Portal ?Rent a Pastor? ins Leben gerufen. © Bernd Siegel (Foto Rimbach GbR)

Für viele gehört eine religiöse Zeremonie einfach zu einer Hochzeit dazu. Doch was tun, wenn das Brautpaar keiner Kirche angehört? Helfen kann in diesem Fall etwa der „Mietpastor“ oder der „Pastor zum Mitnehmen“.

Manche Momente im Leben dürfen gerne einmal besonders feierlich und erhaben sein. Hochzeiten beispielsweise. Der würdevolle Einzug in eine Kirche, das festliche Läuten der Glocken, das ergriffene Gelöbnis vor dem Altar: Kirchen bieten für ihre Mitglieder einen Rahmen, der für das Brautpaar und seine Gästen die Besonderheit des Ereignisses eindrucksvoll hervorhebt.

Wer eine ähnliche Feierlichkeit für seine Hochzeit wünscht, aber keiner Kirche angehört oder mit Religionen fremdelt, hat es da sehr viel schwerer. Abhilfe schaffen könnte da der „Mietpastor“. Die Internetagentur „Rent a Pastor“ versucht mit 60 Rednern aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, diese Lücke zu schließen. Rund 300 Paare im Jahr lassen sich von den „Mietpastoren“ trauen und lassen sich diesen Dienst zwischen 750 und 1200 Euro kosten.

Ohne katholische Priester

Ins Leben gerufen hat das Portal „Rent a Pastor“ im Januar 2013 Samuel Diekmann (36). Ein bisschen aus der Not geboren. Den evangelisch-freikirchlichen Pastor konnte seine Gemeinde nicht mehr voll beschäftigen. „Da habe ich mir gedacht: Warum machst Du nicht das, was Du kannst?“ Die meisten Pastoren, die mitmachen, seien aus freikirchlichen Gruppen. Es gebe auch einige wenige aus der evangelischen Kirche – katholische Priester allerdings nicht. Besonders für die seien die Hürden zu hoch, um mitzumachen.

Diekmann traut keine homosexuellen Paare. Das entscheide aber jeder einzelne Redner selbst, sagt er. Seine Ausbildung hat Diekmann im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (Erzhausen) absolviert. „Wir sehen das eher als Ergänzung für Menschen, die sich außerhalb einer Kirchengemeinde trauen lassen wollen“, sagt Generalsekretär Pastor Peter Bregy (54).

Die katholische Kirche reagiert eher zugeknöpft. „Es ist auch nicht unsere Sache, Angebote anderer Religionsgemeinschaften zu beurteilen“, sagt Tobias Blum, Sprecher des Bistums Mainz. Für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau „bleibt der Wunsch, dass eine Trauung in einem Kirchengebäude stattfindet“, sagt Sprecher Volker Rahn.

Neben „Rent a Pastor“ gibt es in Deutschland zum Beispiel auch noch pastor2go.de (Braunschweig), eine weitere Organisation, die ähnlich arbeitet. „Das sind bei uns freie Theologen, häufig aus freikirchlichen Gemeinden, oder Ex-Pastoren“, sagt Geschäftsführer Tobias Kron (45). Getraut würden auch Muslime und Homosexuelle.

Für Frank Müsken, den Vorsitzenden des Fachverbands der Hessischen Standesbeamtinnen und Standesbeamten, „wird eine Hochzeit immer mehr zum Event“. Auch Standesamte trauten auf einem Schloss und einer Burg – „weg von der Behörde hin zum Dienstleister“. Es lasse sich aber nicht jeder Wunsch erfüllen.

Diekmann sieht sein Angebot nicht als Konkurrenz zu den Kirchen, sondern versteht sich als Brückenbauer. „Wir sind mit unseren Brautpaaren schnell per Du, treffen uns oft. Da entstehen tiefe Beziehungen“, erzählt er. „Viele Paare melden sich wieder bei uns, etwa wenn Kinder kommen.“ Er selbst hat kaum Berührungsängste, ist nur dann nicht zu mieten, wenn es andere religiöse Hintergründe geben würde. „Bei Atheisten sage ich aber in der Regel auch zu.“ Angeboten werde nichts von der Stange, erklärt Diekmann. „Trauungen von mir aus im Park unter freiem Himmel.“ Und fügt hinzu: „Ich frage: Was wollt ihr?“

Schlechte Erfahrungen

So sieht es auch Marion Klug, auch sie hat eine evangelisch-freikirchliche Ausbildung. „Ich habe nie gedacht, dass das so einschlägt“, sagt die 58-Jährige. Manche, die kommen, „haben schlechte Erfahrungen mit der Kirche gemacht, glauben aber an Gott“. Die meisten bei ihr seien ohne eine Beziehung zur Kirche oder zu Gott. „Ich hatte auch Paare, die nehmen aus dem Text die Passage „bis dass der Tod Euch scheidet“ raus. Ich mache das so, wie es das Paar möchte. Bei mir steht die Liebesgeschichte des Paares im Mittelpunkt. Ich webe eine Rede, lasse sie auch gegenlesen.“

Bei „Rent a Pastor“ haben sich Nadine (32) und Sven (26) Dankelmann aus Rödermark (Kreis Offenbach) trauen lassen. Sie ist evangelisch, er gehört keiner Kirche an. Eine Freundin von ihr habe das Angebot empfohlen. „Eine freie Trauung unter freiem Himmel“ sei ihr Wunsch gewesen, sagt sie. „Kirche von innen ist nicht so einladend. Außerdem sollte es bei einer Trauung um das Paar gehen und nicht um die Kirche. Wenn ich schon heirate, dann möchte ich es richtig machen.“

Ihre Erinnerungen an die Trauung in diesem Jahr seien nur positiv. „Es hätte uns besser gar nicht treffen können“, erzählt Sven Dankelmann. „Er war uns wie ein guter Freund. Alle Gäste waren begeistert davon.“ Fast 1000 Euro habe die Arbeit von Diekmann gekostet. „Das Geld ist gut investiert“, sagt Nadine Dankelmann. „Ich werde ,Rent a Pastor‘ definitiv weiterempfehlen.“

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