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Kosten für Tierärzte deutlich gestiegen

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Futter und Energie sind schon teuer, nun sind Tierhalter auch noch mit einer neuen Gebührenordnung für Arztbesuche konfrontiert. Befürchtet werden schlimme Folgen, auch für Tierheime und Landwirte.

Frankfurt/Main - Mehr als 50 Euro für die Erstversorgung einer verletzten Hundepfote: Eine neue Gebührenordnung für Tierärzte verteuert viele Behandlungen deutlich. Die Kosten für die Pfotenbehandlung hätten sich damit mehr als verdoppelt, teilte der Landestierschutzverband am Mittwoch mit. In Summe werde eine wahre Kostenexplosion ausgelöst. Möglicherweise würden viele kranke Hunde, Katzen, Vögel oder Nagetiere künftig nicht mehr in die Praxis gebracht, sondern an ihnen werde aus Geldmangel „herumgedoktert“ oder sie würden gar ausgesetzt oder eingeschläfert. Auch die Lage der Tierheime verschlechtere sich damit weiter, erklärte der Verband.

Die neue Gebührenordnung ist am Dienstag (22. November) in Kraft getreten. Tierärztinnen und Tierärzte hätten natürlich ein Anrecht auf angemessene Entlohnung, erklärte der Landestierschutzverband. Doch da sich bereits eine zurückgehende Auftragslage in den Praxen abzeichne, sei die Frage, ob die Rechnung des Gesetzgebers aufgehe, der mit den neuen Gebühren langfristig ein flächendeckendes Netz von Praxen, Kliniken und Notdiensten aufrechterhalten wolle.

Tierarzt
Eine Hündin wird von zwei Tierärztinnen untersucht. © Sven Hoppe/dpa/Archivbild

Große Sorgen bereite auch die Lage der Tierheime. Die höheren Kosten könnten für einzelne Einrichtungen einen zusätzlichen Sargnagel darstellen, die ohnehin mit den Folgen des höheren Mindestlohns, steigender Preise und sinkender Spendenbereitschaft kämpften, teilte der Verband mit. Zudem gebe es große Unsicherheiten, wie Betreuungsverträge mit Tierärzten künftig aussehen müssten.

Es sei ein Run auf die Tierheime zu befürchten. „Wird die Aufnahme dort abgelehnt, werden sicher einige Halter ihre Tiere aussetzen. Dann landen sie als vermeintliche Fundtiere im Tierheim“, heißt es von dem Verband.

Auch das Tierheim „Wau-Mau-Insel“ in Kassel rechnet mit deutlich höheren Ausgaben. Schon allein die höheren Energiepreise zwängen zum Sparen, sagte Leiter Karsten Plücker. Die Heizung sei heruntergefahren und die Hunde müssten sich nachts mit geschlossenen Klappen abfinden, um Energie zu sparen. Auch wenn jemand beispielsweise Decken spenden wolle, müsse man nun überlegen, ob man diese angesichts der hohen Treibstoffkosten überhaupt abholen könne.

Hinzu kämen nun die höheren Arztkosten. Schon seit deren Ankündigung häuften sich die Anfragen von Haltern kranker Tiere nach Unterstützung. „Wir befürchten, dass die Menschen nicht mehr zum Tierarzt gehen“, sagte Plücker.

Besonders wichtig sei nun, dass weiter gespendet werde. Ein Großteil der Spenden komme rund um Weihnachten, wenn die Menschen absehen könnten, dass sie zum Jahresende etwas übrig hätten. In diesem Jahr stelle er sich allerdings auf weniger Spenden ein, sagte Plücker.

Scharfe Kritik an den höheren Arztgebühren kommt auch vom hessischen Bauernverband: Die erneute deutliche Anhebung sei nicht akzeptabel und werde dazu führen, dass einige Bauern sich eine tierärztliche Versorgung kaum mehr leisten könnten. Wegen der aktuellen Kostenexplosionen in der Landwirtschaft gerieten gerade die Nutztierhalter zusätzlich unter Druck. Der Verband sprach von Erhöhungen bis zu 60 Prozent. Dies zeige, wie wichtig Bestandsbetreuungsverträge seien, bei denen Tierärzte von der Gebührenordnung abweichende Gebührensätze berechnen. dpa

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