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„Was verboten wird, wird nur noch interessanter“: Produzent Ikke Hüftgold sieht „Layla“ als Mainstream

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Von: Niklas Hecht

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Seit Wochen polarisiert der Partyschlager „Layla“. Der Limburger Ikke Hüftgold hat den Song produziert. Er freut sich über die heftigen Diskussionen.

Hessen – Wenn die Stimmung gut ist, der Alkohol fließt und die Bierbank, auf der man steht, das eigene Gewicht und das der Freunde vor lauter Rumgespringe gerade noch so aushält, kann man auch mal ein sexistisches Lied mitgrölen, oder? Seit der Malle-Song „Layla“ auf Platz eins der deutschen Charts steht und auf jeder Dorffeier rauf und runter gespielt wird, diskutiert über diese Frage die halbe Republik. DJ Robin und Schürze besingen in ihrem Song eine „Puffmama“, die „wunderschöne Layla“, die „schöner, jünger, geiler“ sei. Was sich nach einem normalen Malle-Songtext anhört, hat in den vergangenen Wochen hohe Wellen geschlagen.

Während die einen das Lied feiern und den Text schlicht spaßig finden, wollen die anderen den sexistischen Song nicht auf ihren Festen haben. Aber von vorne. In Hessen hatte „Layla“ schon Ende Juni für Aufregung gesorgt. Die Junge Union hatte den Song zum Abschluss ihres Landestages gespielt und dafür herbe Kritik vom politischen Gegner eingesteckt. Der JU liege Frauenförderung eben am Herzen, twitterte die hessische Juso-Chefin Sophie Frühwald. „Da ist man sich nicht mal zu schade, auf der Bühne blanken Sexismus zur Schau zu stellen.“ Ihr Amtskollege vom CDU-Nachwuchs, Sebastian Sommer, teilte daraufhin dem Hessischen Rundfunk (HR) mit, dass Musikgeschmäcker schon immer verschieden gewesen seien und, dass ein bisschen Spaß nach getaner Arbeit schon auch sein müsse.

Partyschlager „Layla“: Würzburger Kiliani-Fest verbietet Song

Richtig Fahrt kam in den Streit um „Layla“ aber erst, als zwei große Volksfeste, das Würzburger Kiliani-Fest und die Rhein-Kirmes in Düsseldorf, erklärten, dass der Song bei ihnen aufgrund des sexistischen Inhalts unerwünscht sei. Seitdem vergeht praktisch kein Tag ohne neue „Layla“-Schlagzeilen. Sogar Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) schaltete sich in die Diskussion ein. Auf Twitter kommentierte er: „Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel.“

Völlig gelassen sieht dagegen der Mann die Kontroverse rund um den Malle-Song, der „Layla“ produziert hat. Ikke Hüftgold ist einer der bekanntesten Partyschlager-Sänger und Produzenten Deutschlands. „Was verboten wird, wird nur noch interessanter“, erklärte Hüftgold, der eigentlich Matthias Distel heißt und aus Limburg stammt, gegenüber dem HR. Die Diskussion sei das beste, was „Layla“ hätte passieren können. Mit Blick auf die hitzige Debatte verwies der Malle-Sänger zudem auf die Kunstfreiheit, die den Songtext eindeutig abdecke. „‘Layla‘ ist Mainstream“, urteilte der ehemalige Gartenbauunternehmer. Er muss es wissen. Hüftgold ist mit Songs wie „Dicke Titten, Kartoffelsalat“ und „Unten kommt die Gurke rein“ bekannt geworden ist.

Zelt am Oktoberfest. Ikke Hüftgold hält ein Schild mit der Aufschrift „#freelayla“ in die Höhe (Fotomontage)
Wie sexistisch dürfen Schlagerlieder sein? Düsseldorf und Würzburg sind sich da recht einig: Nämlich gar nicht, weswegen „Layla“ nicht mehr auf Volksfesten gespielt werden darf. Dagegen wehrt sich jetzt Produzent Ikke Hüftgold und startet eine Petition „gegen Zensur“. (Fotomontage) © IMAGO/UIG & Instagram/Ikke Hüftgold

Ikke Hüftgold: Moralische Instanz der B-Promi-Szene

Der gebürtige Limburger sticht aus der verlebten Ballermann-Promi-Trash-TV-Szene als moralische Instanz heraus. Als Teilnehmer von „Promi-Big-Brother“ kümmerte er sich rührend um den spielsüchtigen ehemaligen Fußballkommentator Werner Hansch. Und als Hüftgold bei der Sat1-TV-Serie „Plötzlich arm, plötzlich reich“ die Zustände sah, in denen die Kinder seiner Tauschfamilie lebten, brach er den Dreh der Sendung ab und erstatte Strafanzeige gegen den Sender. Dieser habe schwere Traumata der Kinder wissentlich ignoriert und eine „gewissenlose Quotenjagd auf dem Rücken missbrauchter Kinder“ ausgefochten, gab der zweifache Familienvater zu Protokoll. Sat1 erklärte nach Bekanntwerden der Vorwürde, dass „Plötzlich arm, plötzlich reich“ abgesetzt werde. Ikke Hüftgold gründete nach dem Eklat gemeinsam mit dem Limburger Max Stillger eine Stiftung, um Kindern zu helfen. (Niklas Hecht)

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