Vier von fünf Heizungskäufern in Hessen wollen Öl oder Gas - aber müssen warten
Das Gebäudeenergiegesetz beschert den Heizungsbauern volle Auftragsbücher. Dabei sind 70 bis 80 Prozent der bestellten Heizungen in Hessen fossil.
Frankfurt – Die von der Bundesregierung, bestehend aus SPD, Grünen und FDP, geplante Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes hat nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie im Frühjahr bundesweit zu einem Absatzboom bei Heizungen geführt.
Auch in Hessen sei die Nachfrage nach Gas- und Ölheizungen sehr hoch. „In Hessen haben wir ein unfassbares Aufkommen an fossilen Brennstoffen, 70 bis 80 Prozent der bestellten Heizungen sind aktuell fossil“, sagte Uwe Loth, Landesinnungsmeister des Fachverbandes Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Hessen, dem Hessischen Rundfunk zur aktuellen Situation.

Neues Gebäudeenergiegesetz: Heizungsbauer in Hessen stark ausgelastet
Die Handwerkskammer Kassel bestätigte die hohe Auslastung der Heizungsbauer in Nord-, Ost- und Mittelhessen. In der Konjunkturumfrage für das erste Quartal 2023 bewerteten die Heizungsbaubetriebe ihre aktuelle Lage besser als das übrige Handwerk, sagte Matthias Joseph von der Handwerkskammer Kassel dem Hessischen Rundfunk.
Die Mehrheit der Betriebe melde steigende Umsätze und Auftragseingänge, was für das erste Quartal eines Jahres sehr ungewöhnlich sei, so Joseph.
Neues Gebäudeenergiegesetz
Das geplante neue Gebäudeenergiegesetz soll künftig den Einbau neuer Heizungen in Deutschland regeln. Ab dem 1. Januar 2024 sollen möglichst nur noch Heizungen eingebaut werden, die zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Das Gesetz gilt nur für den Austausch von Heizungen.
Nach dem derzeitigen Zeitplan soll das Gesetz am 25. Mai in den Bundestag eingebracht und einen Monat später, am 22. oder 23. Juni, verabschiedet werden. Am 7. Juli, in der letzten Sitzung vor der Sommerpause, soll es den Bundesrat passieren und Anfang 2024 in Kraft treten.
Neues Gebäudeenergiegesetz: Verbraucherzentrale Hessen rät zu frühzeitiger Planung
Das Inkrafttreten des Gesetzes zum 1. Januar 2024 ist nach wie vor umstritten. Wie dramatisch die Situation im Heizungsbau derzeit ist, zeigen die Aussagen von Innungsmeister Loth: Kleinere Handwerksbetriebe seien bereits für den Rest des Jahres ausgebucht. Bei Beratungsterminen müsse Loth seine Kundinnen und Kunden teilweise um Monate vertrösten.
„Planen Sie Ihren Heizungstausch frühzeitig und sorgfältig, denn das ist meist eine Entscheidung für die nächsten 20 Jahre“, rät die Verbraucherzentrale Hessen laut HR.
Auch alternative Heizsysteme wie Wärmepumpen sollten Endverbraucher in ihre Planung einbeziehen. Diese schonen nicht nur den Geldbeutel, sondern auch das Klima, so die Empfehlung der Verbraucherzentrale. (cas/dpa)