Was sie etwas traurig macht: 2020 erschien die 21. und leider auch letzte Ausgabe der Schülerzeitung, da es keine Nachfolger gibt. Die Redakteure gingen alle in die zehnte Klasse, und weil die Friedrich-Ebert-Schule nur bis zur Mittelstufe geht, gab es keine älteren Schüler mehr, die dem jungen Nachwuchs etwas hätten erklären können. Annika Rehm denkt, dass dies ein Grund war, warum es keine weitere Ausgabe gab, ein zweiter Grund war aber auch die fehlende Motivation bei den Schülern.
Sie habe schon immer gerne Artikel geschrieben und sei durch einen Lehrer in die Redaktion gekommen. Er fand ihren Schreibstil gut und empfahl ihr, sich die Arbeit der Redakteure mal anzuschauen. Annika gefällt, dass man durch die Zeitung die Schüler über bestimmte Themen informieren und beim Schreiben vielseitig und frei sein kann. Viel Spaß hätten ihr auch die Lehrerinterviews gemacht, weil sie dazu führten, die Leute besser kennen zu lernen. Dadurch, dass etwas von Schülern für Schüler gemacht wurde und sie etwas eigenes schreiben durfte, fühlte sie sich auch mit ihrer Schule enger verbunden, erzählt Annika.
Das Titelthema der Schülerzeitung sei immer politisch und sie berichteten überwiegend über Themen, die sie interessant fanden, oder aktuelle Themen. An einer Ausgabe wurde ein Halbjahr oder höchstens ein ganzes Schuljahr gearbeitet. Vor dem Druck las der zuständige Lehrer die Artikel durch und korrigierte sie gegebenenfalls.
Während des Lockdowns startete die Redaktion einen eigenen Blog, in dem sie Empfehlungen und Tipps gaben, von ihrem Tag erzählten oder wie sie sich fühlten. So war es möglich, trotz der Kontaktbeschränkungen, eine gewisse Nähe zu den Lesern herzustellen. Zwar vertrieb der Blog den Schülern die Langeweile und Annika freute sich, wenn sie ihre Leserinnen und Leser aufmuntern konnte, allerdings fehlte ihr die Rückmeldung beim Schreiben und der Austausch in der Redaktion. „Die Schülerzeitung lebt von Schülern, die Lust haben nachmittags in der Schule zu bleiben“, erklärt Annika. Die Chefredakteurin findet es schade, dass die Schülerzeitung immer weniger wertgeschätzt wird und, dass es sie an vielen Schulen gar nicht mehr gibt.
Gute Erfahrungen wiederum hat das Flörsheimer Graf-Stauffenberg-Gymnasium mit seinem Blog gemacht. Headline, der Name der Schülerzeitung ist seit der Corona Pandemie auf der Website der Schule abrufbar. Dies sorgt dafür, dass der Blog ständig präsent ist. Ein wichtiger Aspekt, so eine der Schülerinnen im Redaktions-Meeting. Denn so erlangte der Blog mehr Aufmerksamkeit und konnte sowohl eine größere Leserschaft als auch neue Mitglieder regenerieren.
Auch sie selbst, so die Schülerin, wusste lange nichts von der Existenz der Schülerzeitung. Wo andere AGs während der Corona Pandemie einschliefen, war bei Headline eher Gegenteiliges der Fall. Denn die Mitglieder setzen auf Kommunikation, die über die Plattform Teams ohne Probleme weiterlief. Auf die Frage hin, warum sie auf das digitale Format statt auf eine klassische Printfassung einer Schülerzeitung setzen, nennt der verantwortliche Lehrer der AG. Matthias Rehm, gleich mehrere Gründe.
Erstens gebe es nicht eine so große Abhängigkeit in Bezug auf die Redaktionstreffen und auch keinen Druck, innerhalb dieser Zeit ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. So werden die Website und die Artikel fast komplett eigenständig durch die Schüler übernommen. Matthias Rehm sieht sich als Ansprechpartner und will sich auch in Zukunft immer mehr zurücknehmen.
Ein weiterer Grund hängt mit der größeren Unabhängigkeit in Bezug auf Unterstützung der Schule zusammen. So vergrößert sich bei einem Blog auch die Anzahl der Leser, da sie kostenlos und unbegrenzt vorhanden ist. Außerdem sei Selfpublishing auch ein Trend des 21. Jahrhunderts. Auch bietet der Blog mehr Möglichkeit, kreativ zu werden. So werden auch Videos, Fotos und Podcasts veröffentlicht. Auch Nicht-Mitglieder können so mitwirken.
Vorher gab es im Graf Stauffenberg Gymnasium noch eine weitere Schülerzeitung, jedoch im Print-Format, namens Graffiti. Dieses Projekt schlief aufgrund des Ausfalls der leitenden Lehrerin ein. Übrigens: Headline gehörte zu den Gewinnern des hessischen Schülerzeitungswettbewerbs 2020. Dies änderte die Wahrnehmung den Blog betreffend und sorgte für zunehmende Motivation.
Doch was unterscheidet die Schülerzeitung des Flörsheimer Graf-Stauffenberg Gymnasiums von weniger erfolgreichen Schülerzeitungen? Natürlich das digitale Format. Und: Man braucht eine Idee und den Willen, sie umzusetzen. Spaß und Selbstinitiative sind also letztlich entscheidend für den Erfolg einer Schülerzeitung. Und Headline geht dabei mit einem inspirierenden Beispiel voran. (PJZ-Autoren: Catalina Moll und Eleana Georgiadou)