Nach einer kurzen Einführung haben meine Workshop-Partnerin Clarissa und ich den Auftrag erhalten, entweder eine Anmoderation für verschiedene lustige Videoclips oder ein kleines Interview zu drehen. Während wir noch dabei sind, uns auf den Markierungen am Boden zurechtzufinden und uns kleine Mikrofone an die Pullover zu stecken, entscheiden wir uns für das Interview. Jeder von uns soll einmal in die Rolle des Reporters und einmal in die des Experten schlüpfen. Deutlich schwerer für mich dabei: die Reporterrolle, mit der ich direkt den Anfang mache.
In meinem Studienfach Kulturanthropologie hatte ich immer gelernt, in Interviews möglichst allgemeine Fragen zu stellen und mir extra antrainiert, die Interviewpartner zum Erzählen anzuregen. Als wir hier aber für unser Interview Fragen brainstormen, kommt auf meine Vorschläge die Kritik: „Keine so generellen Fragen“, „auf ein spezifisches Thema fokussieren“. Erst hier fällt mir auf, wie sehr im Journalismus genau das Gegenteil meines Studienalltags gefragt ist. Reporter haben eine begrenzte Zeit, um Aussagen zu sehr spezifischen Themen zu erhalten. Da ist kein Platz, die ganze Lebensgeschichte zu erfragen, um eine breite Datenmenge zu sammeln. Ungewohnt für mich.
Mit der Hilfe der anderen schaffe ich es schlussendlich, passende Fragen zu formulieren und es geht weiter zur Anmoderation des Interviews. Hier bekomme ich den Tipp, mir vorher den genauen Text zu merken, den ich sagen möchte, damit ich die Fragen gut rüberbringen kann. Aufgrund der Aufregung improvisiere ich dann doch etwas, schaffe es aber trotzdem, das Ganze flüssig rüberzubringen.
Die Rolle als Interviewter fällt mir danach deutlich leichter. Ich bin gut über das besprochene Thema „Letzte Generation“ gut informiert, muss mich teilweise sogar bremsen, nicht viel zu viel zu erzählen. Auch Clarissa, ebenfalls eine Teilnehmerin des Projekts Junge Zeitung, scheint hier etwas nervös zu sein, meistert ihre Reporterrolle aber sehr dynamisch.
Stetige Begleitung an unserem Tag sind ein Regisseur / Filmproduzent und die Workshopleiterin, die das ganze Event voller Begeisterung fotografisch dokumentiert und uns Informationen über die Hochschule gibt.
Zuletzt bekommen wir noch einen Einblick in die Technik hinter der Produktion und dürfen uns schlussendlich unser Werk anschauen. Wir werden gelobt, wie schnell wir uns in unsere Rollen eingefunden und uns verbessert haben. Auch ich bin am Ende stolz auf unsere zwei kurzen Interviews. Was ich von diesem Tag mitnehmen werde, ist vor allem die Erfahrung, mal in einem Fernsehstudio vor der Kamera gestanden zu haben und auch wie nervös mich das teilweise gemacht hat – obwohl die Aufnahmen nie zur Veröffentlichung gedacht waren.
Eine Karriere als Fernsehreporter kann ich mir jetzt dennoch vorstellen, denn spannend war es allemal. (PJZ-Autor Yannik Burkard)