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Beim Radeln fehlt manchmal der Wohlfühlfaktor

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Von: Romina Kunze

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Ein Fahrradfahrer im Straßenverkehr.
Radfahren auf der Kaiser-Friedrich-Promenade ist nicht ganz ungefährlich. Für einen Fahrradweg ist hier kein Platz, so dass die Autos ziemlich nahe kommen. Aufstellflächen, wie Anna Fichtner hier eine nutzt, sind nur eine kleine Verbesserung. © Annika Rehm

Viele Fahrradfahrer klagen darüber: Autos kommen zu nah und sind oft zu schnell. PJZ-Autorin Anna Fichtner trägt ihre Erlebnisse im Straßenverkehr auf zwei Rädern in einem Erfahrungsbericht zusammen.

Bad Homburg - Fahrradfahren in Bad Homburg – das macht mal mehr, mal weniger Spaß. Und vor allem ist es an manchen Stellen nicht ganz ungefährlich. Um zur Schule zu kommen, aber auch um meine Hobbys auszuüben, bin ich fast täglich mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs. Zwar sieht man, dass die Stadt in den vergangenen Jahren schon viel für mehr Fahrradfreundlichkeit unternommen hat, doch es ist weiterhin viel zu tun.

Auch gibt es einige Gefahrenstellen. An einer komme ich auf meinem Weg zur Humboldtschule täglich vorbei. Ich selbst fahre die Heuchelheimer Straße auf dem Radweg runter und biege dann rechts ab in den Hindenburgring. Gefährlich ist für Radler, wie ich immer wieder beobachten kann, das Linksabbiegen. Früher gab es diese Option nicht (außer man fuhr über den Bürgersteig). Für den links- und rechtsabbiegenden Radverkehr hat die Stadt an dem Knotenpunkt zwar Schutzstreifen in Rot markieren lassen, aber sie dürfen von Autos überfahren werden. Das Problem ist der Stadt wohl bekannt. Allerdings ist es derzeit nicht möglich, den Radfahrern mehr Platz einzuräumen, denn an dem fehlt es: „Wir können die Fahrbahnbreite nicht verändern“, erläutert Inge Straller, die bei der Straßenverkehrsbehörde für den Radverkehr zuständig ist.

Umgestaltung der Hauptverkehrsachsen

Generell ist die Umgestaltung der Hauptverkehrsachsen Hessenring/Urseler Straße/Hindenburgring zurzeit in der Prüfung. „Das ist aus meiner Sicht eines der wichtigsten Projekte“, sagt Timon Bender, bei der Stadt Leiter des Teams der Verkehrsplanung. In einer Simulation werden drei Varianten dargestellt: die Einrichtung einer Umweltspur für Bus- und Radverkehr, eine Spur nur für Radfahrer und eine für Autoverkehr oder als Variante drei eine überbreite Spur für Autofahrer und eine schmalere für Radler. Die Ergebnisse sollen in Kürze vorliegen. Bender gibt zu verstehen, dass die Straßen sehr unterschiedlich sind und es jeweils spezifische Lösungen geben müsse.

Um die Humboldtschule herum gibt es auch Komplikationen. Zum Glück wird hier gerade einiges verändert, Radfahrstreifen und Radweg werden angelegt.

Immer wieder nutze ich auch die Kaiser-Friedrich-Promenade und fühle mich häufig von Autos bedrängt. „Die Kaiser-Friedrich-Promenade ist ein Thema für sich“, sind sich Bender und Straller der problematischen Situation bewusst. Der Platz sei sehr begrenzt, gleichzeitig handele es sich um die Haupt-Ost-West-Achse. Beide geben zu verstehen, dass dort weitere Verbesserungen für Radfahrer wohl nicht kommen werden. Schade!

Der Wunsch nach Tempo 30 allerorten

Wenn man mal darauf achtet, bemerkt man in der Stadt immer mehr Tempo-30-Schilder. Beispielsweise wurde kürzlich im Hessenring auf Höhe der Hölderlinschule Tempo 30 angeordnet. Die Tempobeschränkungen kommen Radfahrern sehr entgegen. Man fühlt sich einfach sicherer. Mein großer Wunsch als Radfahrerin: Tempo 30 in der ganzen Stadt. Warum wird das nicht gemacht?

So einfach ist das nicht, wie Timon Bender erläutert. Denn die vom Bund erlassene Straßenverkehrsordnung sieht als Höchstgeschwindigkeit innerorts erst einmal 50 km/h vor. Ein Tempolimit kann nur unter bestimmten Voraussetzungen erfolgen. „50 ist Standard. Wir müssen nachweisen, warum 30 notwendig ist“, erklärt Bender. Das sei bei Hauptstraßen schwierig und möglicherweise auch nicht sinnvoll, denn Ziel sei ja, dass der Verkehr möglichst zügig wieder aus der Stadt rauskomme. „Überall Tempo 30 ist also nicht machbar.“ In Wohngebieten hingegen gelte es schon fast überall. Weiterhin soll die bestehende Tempo-30-Zone in der Kaiser-Friedrich-Promenade/Augustaallee laut Pressestelle der Stadt erweitert werden um die Kaiser-Friedrich-Promenade ab der Einmündung zur Ferdinandstraße in Richtung Friedrichstraße, die Friedrichstraße und um zwei Abschnitte der Ferdinandstraße, in denen die Einbahnregelung angeordnet ist, zwischen Friedrichstraße und Ferdinandstraße.

Mein Fazit als Radfahrerin: Trotz einiger Probleme versuchen die Verantwortlichen in der Stadt, Bad Homburg immer fahrradfreundlicher zu machen. Mit Erfolg. Manches indes könnte schneller gehen, und einiges wird weiterhin unbefriedigend bleiben. (PJZ-Autorin: Anna Fichnter)

Grüner Pfeil, Schutzstreifen und parallele Strecke zur Fußgängerzone

Seit Ende 2018 hat die Stadt ein Radverkehrskonzept, das auf mehrere Jahre angelegt ist. Es sieht 87 Punkte vor. Einiges ist seither passiert, wesentlich vorangetrieben von der Fahrradbeauftragten Nina Lassnig. Dass sie ihren Job vor kurzem an den Nagel gehängt hat, ist ein tiefer Einschnitt. Aufgrund des Spargebots der Stadt wurde die Stelle nur intern ausgeschrieben.

Einiges aus dem Radverkehrskonzept ist bereits umgesetzt. So wurden zahlreiche Einbahnstraßen entgegen der Fahrtrichtung für den Radverkehr freigegeben, eine Fahrradstraße im Weinbergsweg/Paul-Ehrlich-Weg eingerichtet, Aufstellflächen für Radfahrer auf Straßen markiert, Fahrradpiktogramme zur Steigerung der Akzeptanz aufgebracht und zusätzliche Abstellplätze eingerichtet. Der Weg zwischen der Langen Meile und dem Hessenring wurde durchgehend asphaltiert und beleuchtet, die Verlängerung des Obernhainer Wegs hat eine stabile Fahrbahndecke bekommen.

„Es gibt auch neue Projekte, die nicht im Konzept stehen“, erläutert Timon Bender, der das Team der Verkehrsplanung leitet. Ein Beispiel: der Grüne Pfeil für Radfahrer. Er soll an der Urseler Straße auf Höhe von Fahrrad Denfeld kommen. „Das Verkehrszeichen wurde bereits angeordnet. Aufgrund von Lieferengpässen verzögert sich die Beschaffung“, heißt es aus der Pressestelle der Stadt.

Ähnliche Auskunft mit Blick auf die Einrichtung einer Fahrradzone in der Innenstadt (Dorotheenstraße, Löwengasse, Am Mühlberg): Die Umsetzung verzögert sich ebenfalls. „Dort schaffen wir eine Parallele zur Fußgängerzone, durch die Fahrräder tagsüber nicht fahren dürfen“, erläutert Inge Straller, bei der Straßenverkehrsbehörde für den Radverkehr zuständig.

Weiterhin werde eine Verlängerung der Fahrradstraße im Paul-Ehrlich-Weg geprüft. Und auch auf einem Teilstück der Jacobistraße soll eine Fahrradstraße eingerichtet werden, und zwar von der Urseler Straße bis zum Ende der Sackgasse an der Humboldtschule. Der Zeitplan hierfür ist laut Bender noch offen. „Bei Straßensanierungen wird immer der Radverkehr mitgedacht“, betont er. Am Schulberg etwa stehen Tiefbauarbeiten an. Damit verbunden soll er künftig Richtung Ritter-von-Marx-Brücke für Radler befahrbar sein. „Dafür fallen sogar Parkplätze weg, es wird ein Schutzstreifen markiert“, so Bender. Als geplanten Baubeginn nennt er das Jahr 2024.

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