Ihre Verbindung zu Königstein währt schon lange. Sie besuchte die St. Angela-Schule. Als Schülerin habe sie viel Unsinn gemacht, erzählt sie im Gespräch: „Ich bin eher ungern in die Schule gegangen.“ Als sie herausfand, dass die Elternbriefe der Schule mit derselben Art von Schreibmaschine geschrieben wurden, wie sie selbst eine hatte, habe sie nicht lange gezögert: Sie verfasste einen Elternbrief, in dem „nur Unsinn“ stand, zum Beispiel, dass auf dem Schulgelände bald ein McDonalds gebaut werde und dass man in diesem Winter in den Klassen rauchen dürfe. Alles sei sehr ernst formuliert gewesen.
Nach einem Gespräch mit dem Direktor verließ sie die Schule. Ihr Abi machte sie dann in Kelkheim, Deutsch war damals ihr Lieblingsfach.
Heute ist sie Autorin von Krimis und Jugendbüchern mit einer Gesamtauflage von mehr als elf Millionen. „Wer glaubt, dass dieser Taunuskrimi ein Marketing-Gag meines Verlages war, der irrt sich. Er ist eigentlich meiner Bequemlichkeit entsprungen“, betont sie. Denn ihr allererster Krimi war keiner, der in der Umgebung spielt, sie musste sich alles ausdenken. „Das war sehr schwierig.“ Man müsse viel mehr Fantasie aufbringen, um sich alle Orte nur auszudenken. Später wählte sie Schauplätze im Vordertaunus und Frankfurt. Die Erfolgsreihe um Kommissarin Pia Kirchhoff und Kommissar Oliver von Bodenstein war geboren.
Der erste Buchverkauf lief damals noch in der Fleischerei ihres ersten Mannes in Schwalbach am Taunus. Neben Würsten und Schnitzeln gab’s Taunuskrimis. „Es war ein bisschen skurril“, erinnert sich Neuhaus schmunzelnd. Sie habe schon als Kind geschrieben, „das Schreiben war neben dem Reiten eines meiner wichtigsten Hobbys“, und habe „heimlich davon geträumt“, dass sie einmal ein Buch verfasst, „wo mein Name draufsteht“.
Wie sehr die Realität mit den wahren Geschichten des Lebens verschmelzen kann, zeigt Nele Neuhaus’ Pferderoman-Reihe „Charlottes Traumpferd“. Es ist ihre Geschichte! „Wir wohnten direkt neben dem alten Bad Sodener Reitstall, ich habe quasi in diesem Reitstall gelebt“. Ihr erstes eigenes Pflegepferd, Gento, wurde, wie auch im Roman, irgendwann verkauft und bereitete ihr ihren ersten großen Liebeskummer.
So verschwämmen in ihren Büchern Realität und Fiktion. „Der normale Leser weiß das ja nicht, aber Leute, die mich kennen, schmunzeln dann teilweise doch immer, wenn sie Sachen wiedererkennen“, sagt Nele Neuhaus.
Ihre Krimis und Romane machten sie so bekannt, dass sie nun regelmäßig in der Buchhandlung „Millennium“ sitzt und auf Wunsch Bücher, auch mit persönlichem Gruß, signiert.
Eine lange Freundschaft verbindet Neuhaus mit dieser Buchhandlung. Als Mädchen war sie mit Anne Pfenninger, der Schwester von Inhaber Thomas Schwenk, befreundet. Als sie dann ihr erstes Buch veröffentlichte, brachte sie ein paar Exemplare in die Buchhandlung „Millennium“ und traf durch Zufall ihre alte Freundin Anne. „Später sagten sie, das Buch habe sich in dem Winter besser verkauft als der aktuelle Harry Potter“. Die Buchhandlung vermittelte der Autorin auch den ersten Kontakt zu ihrem jetzigen Verlag „Ullstein“. Mittlerweile muss sie zu keiner Buchhandlung mehr rennen und für den Verkauf sorgen. Im Gegenteil: Ihre Bücher erscheinen in rund 30 Ländern und locken Kunden an.
Ihre Krimis werden sogar verfilmt: erstmals zu sehen 2013 im ZDF. Dem „Kino im Kopf“ entsprächen die Bilder im Film allerdings nicht, erzählt die Autorin, zumal die Drehorte nicht alle im Taunus lägen. Es sei ein zweischneidiges Schwert, die Rollen mit bekannten Schauspielern zu besetzen. Auch hier sei es schwierig gewesen, die Gesichter mit den Vorstellungen aus dem Geschriebenen zu vereinbaren.
Neuhaus findet immer wieder Inspirationen für Neues: „Es ist wie eine Landkarte des Grauens in meinem Kopf“, und „ich bin auch immer auf der Suche nach neuen Schauplätzen“.
Und wie schreibt man so erfolgreiche Krimis? Gibt es ein Geheimrezept? „Nein“, sagt Nele Neuhaus. „Der Anfang ist immer schwierig, weil man noch zu viel denken muss“. Es sei kompliziert, die Informationen, die ihr selbst im Kopf herumschwirren, für den Leser zu verkürzen. Beim Krimischreiben lege man Fährten, die teilweise auch in die Irre führen sollen, müsse selbst aber den Überblick behalten und auch immer wissen, wie die Charaktere ticken. Ab Seite 200 setze dann „der Flow“ ein, und man wisse grob, wo es ab jetzt langgeht. Und im Endeffekt sei es immer so: „Man kann vorher so viel Pläne machen, wie man will, das Schreiben ist immer etwas anderes!“ (PJZ-Autorinnen: Annika Rehm und Lea Rosendahl)