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„Menschen brauchen bezahlbaren Wohnraum in der Nähe des Arbeitsplatzes“

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Von: Romina Kunze

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IHK-Präsident Ulrich Caspar beim Gespräch mit PJZ-Autorin Lea Rosendahl.
pjz_IHK_INterview_300622_4c_1.jpg © IHK Frankfurt

Lea Rosendahl ist Schülerin an der Altkönigschule in Kronberg. Für die Junge Zeitung absolvierte sie ein Tagespraktikum in der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt und interviewte dabei den IHK-Präsidenten Ulrich Caspar zu Themen der Zukunft. 


Herr Caspar, was bedeutet für Sie und die IHK Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema für die Menschheit und schon immer auch eines für Unternehmer. Die Wirtschaft hat beispielsweise mit der Forstwirtschaft auch die Grundlage für nachhaltiges, wirtschaftlichen Handeln gelegt.

In unserer Metropolregion herrscht Wohnungsknappheit. Was für eine Entwicklung ist in Bezug auf die Frankfurter Fläche Ihrer Meinung nach notwendig?

Es geht darum, die Wege möglichst kurz zu halten. Wir wissen, dass die meisten Wege von zuhause zu dem Ausbildungsort, dem Studienort oder zum Arbeitsplatz zurückgelegt werden. Im Hinblick auf den Fachkräftemangel ist es entscheidend bezahlbaren Wohnraum in der Nähe des Arbeitsplatzes anbieten zu können.

Auf welcher Fläche sollen diese Wohnungen gebaut werden?

In Frankfurt wird beispielsweise auf 24 Prozent der Stadtfläche Landwirtschaft betrieben. Aus meiner Sicht ist das Fläche, die wir besser nutzen könnten. Hierüber sollte man sprechen.

Und wie genau würden Sie diese gewonnene Baufläche nutzen wollen?

Einen Teil sollte man für Wohnen, für Gewerbe, für die Industrie bereitstellen – mit einer Bebauung, die Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt. Persönlich, denke ich, dürfen wir uns ökologisch nicht schlechter stellen. Einen Teil dieser Fläche sollte man ökologisch aufwerten, etwa Feuchtbiotope und natürliche Lebensräume schaffen.

Wie könnte das konkret aussehen?

Hierfür gibt es bereits viele Ideen: Etwa, dass Regenwasser nicht einfach abgeleitet wird, sondern auf den Grundstücken versickert, dass man Begrünungen der Dachflächen vornimmt und, dass man Dachflächen auch nutzt, um erneuerbare Energien zu erwirtschaften.

Worin bestehen Ihrer Einschätzung nach die Herausforderungen der kommenden Generation?

Sie müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass sie im Laufe ihres Berufslebens, egal ob als Unternehmer oder Arbeitnehmer, vermutlich unterschiedliche Dinge machen werden, weil wir eine erhebliche Dynamik in den Anforderungen der Arbeitsprozesse haben. Mut zu haben, flexibel zu sein und wissbegierig zu sein, ist da sehr wichtig.

Welche Tipps haben Sie für diese Generation?

Ich glaube es ist gut neben der akademischen Bildung, die ganz stark in den Fokus genommen wird, auch schon während der Schulzeit praktische Erfahrungen zu sammeln: So viele Schülerpraktika zu machen, wie es geht. Es kann auch sein, dass der ein oder andere dann erkennt, lieber eine Ausbildung machen zu wollen, zumal wir heute in Deutschland eine sehr große Durchlässigkeit haben. Die IHK Frankfurt berät hier sehr gerne.

Wie sieht diese Durchlässigkeit aus?

In Hessen beispielsweise ist es möglich mit einem Meistertitel einen allgemeinen Hochschulzugang zu bekommen. Mit einer beruflichen Ausbildung ist man niemals in einer Sackgasse. Diejenigen, die beides haben, sowohl praktische als auch akademische Erfahrungen, haben eine perfekte Grundlage für ihre Karriere gelegt.

Was für Ziele verfolgen Sie noch in Ihrer Amtszeit bis 2024?

Aufgabe der Wirtschaft ist es, auf notwendige Veränderungen hinzuweisen und ihre Mitarbeit anzubieten. Das Thema Nachhaltigkeit ist ein Thema von vielen. Das zweite ist der Ausbau der Infrastruktur. In den letzten 15 Jahren haben wir in der gesamten Metropolregion zusätzlich 380 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse bekommen und 400 000 Einwohner mehr. Allein das Mehr an Menschen bedeutet auch wiederum ein Mehr an Warenverkehr. Dafür ist die Verkehrsinfrastruktur nicht ausreichend mitgewachsen.

Auch die digitale Infrastruktur muss ausgebaut werden. Wir brauchen sowohl schnelle Netze, wie Glasfasern, als auch Datenzentren. Das ist einer der Schwerpunkte dieser Region, da wir den weltweit größten Internetknoten haben und wir könnten uns zur europäischen Digitalisierungshauptstadt entwickeln, wenn wir dieses Wachstum zulassen. (Das Interview führte PJZ-Autorin Lea Rosendahl)

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