1. Startseite
  2. Hessen

Mehr als nur Pakete zustellen

Erstellt:

Von: Romina Kunze

Kommentare

Der Auszubildende Tunahan Zurnaci und Ausbilderin Carmen Senner laden ein Zustellfahrzeug mit Paketsendungen und Päckchen.
Der Auszubildende Tunahan Zurnaci und Ausbilderin Carmen Senner laden ein Zustellfahrzeug mit Paketsendungen und Päckchen. © Matthias Pieren

Bei der Deutschen Post muss man ganz schön viel lernen. Was der Job bei der DHL noch so alles mit sich bringt, hat PJZ-Autor Niklas Anderson für die Junge Zeitung in Erfahrung gebracht.

Wehrheim - Die letzten Meter zur Klingel und an der Haustür in Wehrheim steht Tunahan Zurnaci zu Fuß mit dem Paket unter dem Arm. Das lag zuvor gut sortiert und griffbereit neben 100 anderen großen und kleinen Paket-Sendungen in seinem Klein-Transporter. Hoffentlich ist jemand zu Hause und nimmt mir die gar nicht so leichte Sendung ab, denkt der Zustellmitarbeiter der Deutschen Post.

Vorne auf dem Beifahrersitz stehen auch zwei gelbe Post-Boxen, in denen Briefe nach Tourenplan, Straßen und Hausnummer sortiert sind. Früher haben Briefträger nur Briefe ausgetragen und Paketboten eben Pakete. Heute tragen Verbundzusteller der Post beide Sendungsarten gemeinsam aus.

Zurnaci ist einer von rund 66 600 Verbundzustellern, die deutschlandweit für die Deutsche Post DHL tagtäglich auf Tour sind. Doch eigentlich ist der junge Mann noch ein Auszubildender, der den Beruf „Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistung in der Verbundzustellung“ erlernt.

Projekt Junge Zeitung: Bei der DHL das berufliche Zuhause gefunden

Mitte Juli aber wird er bereits seine IHK-Abschlussprüfung ablegen. Dann hat er sich seinen Traum erfüllt und seine Ausbildung bei dem Konzern, der stets auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern für die Zustellung ist, beendet.

Wie kam der 30-Jährige eigentlich zur Deutschen Post? Er hatte vor Jahren schon einmal dort gearbeitet und sich auch für einen Ausbildungsplatz beworben, war aber nicht genommen worden. In der Zwischenzeit hat er deshalb viele Jobs und andere Tätigkeiten gemacht.

Vor zwei Jahren hatte er sich wieder bei der Deutschen Post beworben. Dieses Mal hatte es geklappt. Dass er in der Zwischenzeit Verschiedenes ausprobiert hat, sei ganz normal, meint Post-Pressesprecher Stefan Heß: „Es ist doch mittlerweile normal, dass junge Menschen bei der Berufswahl nicht immer gleich einen Volltreffer landen. Immer weniger Berufstätige arbeiten heute von Ausbildungsbeginn bis zur Rente im erlernten Beruf oder beim gleichen Arbeitgeber. Auch bei uns gibt es daher viele Quereinsteiger.“

Ausbildungmöglichkeiten bei der Deutschen Post

Von ihren insgesamt 20 Ausbildungsberufen bietet die Deutsche Post/DHL alleine sieben im Umkreis von Frankfurt (Postleitzahlregionen 60, 61 und 63), an. Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen in der Verbundzustellung und Berufskraftfahrer gehören dazu. Aber es gibt auch noch drei Ausbildungen für Kaufleute: Kaufleute für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen, Kaufleute für Spedition und Logistik und Kaufleute für Bürokommunikation. Diese Mitarbeiter managen die Arbeit im Hintergrund.

Man kann sich aber auch als Mechatroniker ausbilden lassen. Wer jetzt meint: „Das gibt’s doch gar nicht!“, der wird staunen. „Für alle in der Briefzustellung eingesetzten Fahrräder gibt es tatsächlich mobile Werkstätten, mit denen Mitarbeiter in die Zustellstützpunkte kommen. So müssen die kaputten Räder nicht zu einer zentralen Werkstatt transportiert werden. Außerdem kümmern sich unsere Mechatroniker selbstverständlich um die moderne Sortiertechnik in unseren Brief- und Paketzentren“, erklärt Silke Puhl, Ausbilderin aus der Personalabteilung bei der Post.

Und was, wenn man nach der Ausbildung nicht weiter bei der Post arbeiten will? „Der Ausbildungsberuf Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistung ist eine von der Industrie- und Handelskammer anerkannte kaufmännische Ausbildung mit Abschlussprüfung vor der Kammer“, erläutert Puhl. „Frühere Ausbildungsberufe bei der Post galten hingegen oft nur bei der Deutschen Post selbst.“

Die Ausbildung zur Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen werde auch von anderen Logistik- und Zustellunternehmen anerkannt. Manche bilden in diesem Berufsbild ebenso aus. Azubis haben so die Möglichkeit, sich mit bestandener Abschlussprüfung auch bei einem anderen Betrieb zu bewerben.

Projekt Junge Zeitung: Vom Zusteller zum Teamleiter - Karriere-Sprungbrett DHL

Am Zustellstützpunkt der Deutschen Post in Neu-Anspach hat Betriebsleiter Volker Wunderlin viele Zusteller kennen gelernt, die später einen beruflichen Aufstieg als Teamleiter oder auch Standortleiter gemacht haben.

Das ist auch die Perspektive für Zurnaci. „Ich will Teamleiter werden“, sagt er bestimmt. „Klar, zuerst aber will ich mich im Job bewähren. Ich mag den Kundenkontakt, wenn ich nach dem Sortieren der Sendungen und dem Laden des Fahrzeuges unterwegs bin. Es gibt nette Kunden, mit denen man ein paar Worte wechselt, genauso wie ruhige Menschen. Probleme oder Konflikte hatte ich noch nie.“

Die Voraussetzungen für die Ausbildung beschreibt die Ausbilderin aus der Personalabteilung bei der Deutschen Post DHL. „Die Bewerbung erfolgt ganz klassisch mit einem Bewerbungsanschreiben, Lebenslauf und Zeugnis“, sagt Silke Puhl. „Voraussetzungen sind Deutsch und Mathe sowie körperliche Belastbarkeit. Wir schauen uns aber natürlich auch Bewerber an, ob sie persönlich geeignet sind, auch wenn die Deutschkenntnisse vielleicht nicht so gut, aber dennoch ausreichend für die Zustellertätigkeit bei uns sind.“

Projekt Junge Zeitung: Die Arbeit bei der Post - auch eine Frage der Muskelkraft

Warum ist denn die körperliche Belastbarkeit so wichtig? Man schleppt manchmal auch Pakete, die das Höchstgewicht von 31,5 Kilogramm haben. „Wir nehmen Pakete zig Mal in die Hand“, berichtet Zurnaci aus seinem Alltag. Beim Ausladen, wenn die Paketsendungen morgens früh mit den Lkws angeliefert werden. Dann werden sie auf die Zustellbezirke sortiert. Später lädt der junge Mann alle Pakete in sein Zustellfahrzeug und schnappt sich dann bei der Zustellung jede Sendung hoffentlich das letzte Mal. „Dann muss ich immer wieder auch mehrere Stockwerke hochspringen“, erzählt Zurnaci. „Klingele ich oben vergeblich, muss ich das Paket wieder runter ins Auto schleppen.“

Wie viele Sendungen ein Zusteller letzten Endes auf seiner Tour mit an Bord hat, liegt an der Struktur und Größe der Zustellbezirke sowie an der Saison. In der Weihnachtszeit sind es die meisten Pakete. Heute steuert er mit 100 Paketen und Briefsendungen Wehrheim an. (PJZ-Autor Niklas Anderson)

Auch interessant

Kommentare