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Zwischen dem Cello und ihm hat’s gleich gefunkt

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Von: Romina Kunze

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Manuel Lipstein liebt die Abwechslung:  Er ist nicht „nur“ Cellist, sondern auch Komponist, gibt Konzerte, besucht Meisterkurse und beschäftigt sich intensiv mit Sprachen.
Manuel Lipstein liebt die Abwechslung: Er ist nicht „nur“ Cellist, sondern auch Komponist, gibt Konzerte, besucht Meisterkurse und beschäftigt sich intensiv mit Sprachen. © Suxiao Yang

Manuel Lipstein (21) studiert an der Kronberg Academy klassische Musik und hat schon zahlreiche Preise gewonnen. Im Gespräch mit den PJZ-Autorinnen Lea Rosendahl und Annika Rehm erzählt er von seiner Liebe zu dem Streichinstrument.

Kronberg - Es war Liebe auf den ersten Blick: Das Cello hat es dem kleinen Manuel sofort angetan. Viele Instrumente hat er kennengelernt und ausprobiert und war sich schnell sicher: Es muss das Cello sein.

Seine Wahl hat er nicht bereut. Im Gegenteil: Heute, mit 21 Jahren studiert Manuel Lipstein an der Kronberg Academy, der „besten Ausbildungsstätte für klassische Musik“, wie er sagt.

Zusammen mit 30 weiteren Studierenden aus der ganzen Welt – von Österreich bis China sind die unterschiedlichsten Nationalitäten vertreten – habe er die „Ehre von den Besten“ zu lernen.

Bereits 2018 besuchte er die Cello-Meisterkurse an der Academy. Seit Oktober 2019 studiert er in der Klasse von Frans Helmerson, im Juni absolvierte er die Master-Prüfung, den Master-Abschluss strebt er für das Winter-Semester an, danach dann die Professional Studies. Obgleich die Academy eine „Elite-Institution mit hohem Niveau“ sei, gebe es keinen Konkurrenzkampf. „Man spielt miteinander und füreinander – das finde ich sehr schön“, beschreibt Lipstein die Kronberger Streichergemeinschaft. Besonders schätze er den Kontakt zu vielen anderen Musikern, die Erfahrungen, die man gemeinsam mache. Anfangs wohnte er in Kronberg, mittlerweile in Frankfurt, um ein bisschen Großstadtluft zu schnuppern.

Musik war für den aus Leverkusen stammenden Deutsch-Argentinier schon von klein auf fester Bestandteil seines Lebens. Sein Vater ist Pianist und Dozent an der Musikhochschule Düsseldorf, seine Mutter unterrichtet Gitarre an der Musikschule. „Ich bin also vorbelastet“, sagt er und lacht. Auch sein älterer Bruder Rafael widmet sich der Musik: Er ist Pianist und unterrichtet in Zürich. Die beiden sind schon des öfteren gemeinsam aufgetreten und wurden zum „Best-of-NRW-Ensemble“ gekürt. Einzig die ältere Schwester hat sich nicht der Musik verschrieben. „Sie ist Managerin“, erzählt Manuel Lipstein.

Mit zehn Jahren bereits Jungstudent

Schon mit zehn Jahren wurde er Jungstudent an der Musikhochschule Köln – parallel zum Besuch des Gymnasiums. „Ich war immer am Freitagnachmittag und am Samstag an der Hochschule und hatte während meiner Schulzeit hohe Fehlzeiten wegen Konzerten. Es hat aber funktioniert. Für mich war das normal“, blickt Lipstein zurück. „Ich war nie jemand, der sechs Stunden am Tag geübt hat, und ich hatte auch das Glück, keine Tiger-Eltern zu haben. Trotzdem musste man fleißig sein und es wollen.“

Und das war er wohl, denn in seinen jungen Jahren hat er schon einiges erlebt und verschiedene Preise gewonnen, etwa den Premier Grand Prix beim Concours Flame in Paris, den ersten Preis und Sonderpreis beim Concours de Violoncelle Prix Edmond Baert in Brüssel und den WDR-3-Klassikpreis der Stadt Münster. Konzert-Reisen führten ihn zu verschiedenen Zielen in Europa und in Länder wie China, Japan und Armenien.

Musiker sei ein unglaublich vielfältiger Beruf, meint der 21-Jährige. Genau da liege für ihn auch der Reiz: „Ich könnte nicht immer das Gleiche machen. Dieser Abwechslungsreichtum im Musikerdasein, die Möglichkeit sich auszudrücken und sich dabei mit Leuten aus der ganzen Welt zu verständigen, macht es für mich so besonders“.

Und welche Musik liegt ihm besonders am Herzen? Er habe ein Faible für Barock-Musik, und zeitgenössische Musik habe es ihm angetan, erzählt er. In dem Stil komponiere er auch bevorzugt – Manuel Lipstein ist nicht nur Cellist, sondern schreibt schon lange eigene Werke und studiert im Nebenfach Komposition. „Komponiert habe ich eigentlich schon immer“, meint Lipstein. Mit Improvisationen habe es angefangen, die er immer und immer wieder gespielt habe. Schließlich habe er sie festhalten wollen und deswegen gelernt, sie aufzuschreiben. Mittlerweile laufe alles in seinem Kopf ab, und er bringe es dann nur noch zu Papier – oder zum Laptop. Auch als Komponist wurde Lipstein schon ausgezeichnet.

Alles unter einen Hut zu bringen, braucht viel Selbstdisziplin

Manuel Lipstein ist also gleichzeitig Student, Komponist und Cellist, der Konzerte spielt. „Ich bin mein eigener Manager.“ Er verhehlt nicht, dass das alles viel Selbstdisziplin bedarf. Werke selbstständig einzustudieren, sich auf Konzerte vorzubereiten – dafür müsse man viel intrinsische Motivation mitbringen. „Hinter einem Stück stehen viele, viele Stunden Arbeit.“

Und welche Musik hört er, um sich mal auszuruhen? Die Antwort überrascht: Zum Entspannen höre er gar keine Musik, eher einen Podcast. „Heutzutage sind die Kopfhörer immer mit dabei, Musik umgibt uns überall. Wenn man allerdings beruflich Musik macht, kann man sie nicht einfach nebenbei hören“. Zudem hat er ein absolutes Gehör: „Bei jedem Ton schreit eine laute Stimme in meinem Kopf die Notenbezeichnung“ – Also hört er zur Entspannung absichtlich mal keine Musik.

Wenn er nicht an seinem Instrument sitzt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er ein Buch über Linguistik in den Händen hält. Die Beschäftigung mit Sprache(n) sei sein größtes Hobby und fasziniere ihn schon lange. Neulich erst habe er sich das A2-Zertifikat in Chinesisch erkämpft, berichtet Lipstein. Neben Chinesisch spricht er auch Spanisch, Englisch, Norwegisch und Schwedisch. In seiner Freizeit trifft er sich gerne mit Freunden, kocht oder ist in der Natur unterwegs.

Klar, dass er als Student an der Academy den Bau des Casals Forums genau mitverfolgt. „Ich durfte bereits mal reingehen: Es wird wirklich ein außergewöhnlicher Konzertsaal. Da freue ich mich schon sehr drauf.“ Diese große Vorfreude teilt er mit vielen anderen. Die Kronberger beobachten das Baugeschehen nun schon seit einigen Jahren und sehnen die Eröffnung herbei: Dazu ist vom 24. September bis zum 3. Oktober ein Festival geplant. Manuel Lipstein wird dabei sein: in der Cello-Nacht am Freitag, 30. September, und zudem als Teilnehmer an den Meisterkursen. (PJZ-Autorinnen: Lea Rosendahl und Annika Rehm)

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