Schnitzeljagd 2.0

Das zieht immer: Einer versteckt etwas, ein anderer sucht es. Dank moderner Navigationstechnik ist diese Freizeitbeschäftigung immer beliebter geworden. Das Rhein-Main-Gebiet ist eine Hochburg für Geocaching.
Von Joachin Baier (dpa)
Endlich entdeckt. Mitten im Wald, abseits vom Weg, an mit Moos bewachsenen Steinen. Eine Plastikbox von der Größe einer Brotdose. Inhalt: Ein Logbuch und eine kurze Geschichte über Besonderheiten im Gelände bei Rüsselsheim. Ein nächster Fund ist ziemlich klein, kleiner als ein Fingernagel – eine winzige magnetische Dose, unter einer Brücke versteckt.
So etwas finden Geocacher, mit moderner GPS-Technik ausgerüstete Entdecker, die sich für die abenteuerliche Mischung aus Verstecken und Finden begeistern lassen. Das Rhein-Main-Gebiet zählt in Hessen zu den besonders beliebten Regionen dieses Freizeitspaßes, der immer mehr Anhänger findet.
„Geocaching ist im Prinzip eine Schnitzeljagd“, meint Hans-Peter Samberger aus Büttelborn-Worfelden, der seit 2007 dabei ist. „Der Pfeil ist allerdings nicht auf dem Boden, sondern auf einem Navigationsgerät“, erzählt der 47-Jährige.
Das klassische Cache (aus dem Englischen „Lager“, „Versteck“) ist eine Plastik- oder Brotdose an einer Baumwurzel. Drin ist ein Logbuch, in dem sich der Finder einträgt – „zu vergleichen mit dem Gipfelbuch“, sagt Annika-Nicole Wohlleber, die Vorsitzende des Vereins Geocaching Rhein-Main. Es darf auch mehr Inhalt sein. Beliebt sind Matchbox-Autos, Gegenstände aus Überraschungseiern und Playmobil-Figuren.
In Hessen gibt es nach Angaben von Geocachern mehr als 33 000 Verstecke, deutschlandweit fast 350 000. Jörg Bresser aus Nauheim ist einer von drei „Reviewern“ in Hessen, die für geocaching.com darauf achten, dass die Regeln eingehalten werden. Der 52-Jährige kann sich noch genau daran erinnern, was für ihn das tollste Versteck war. „Das war vor Jahren eine Räuberhöhle nördlich von Hofheim im Taunus“, erzählt er. „Das war keine Brotdose. Das war ein ganzer Raum.“
„Geocaching hat in den letzten Jahren stark zugenommen“, sagt Wohlleber. „Das geht auch mit Smartphones und Apps. Eine Sättigung ist noch nicht erreicht.“ Und wer macht Geocaching? „Das ist ein klassischer Querschnitt durch die Gesellschaft, Einzelpersonen und Familien“, sagt die 29-Jährige. „Vom Kleinkind bis zum Opa.“
Die Koordinaten, mit denen die Verstecke zu finden sind, werden im Internet veröffentlicht – mitsamt Größenkategorien und dem Schwierigkeitsgrad etwa des Geländes. Mit den Daten machen sich die Sucher auf den Weg. „Das ist eine Individual-Sportart“, sagt Samberger. Ganz ohne Regeln geht das auch nicht, in gefährlichen Bereiche wie Zugstrecken darf nichts versteckt werden. Auch Natur-, Tier- und Landschaftsschutz spielt eine Rolle. So ist Nacht-Geocachen tabu, da Tiere aufgescheucht werden könnten. Ast- und Baumhöhlen auch, dort könnten Tiere wohnen. Das Regierungspräsidium in Darmstadt achtet darauf, dass nichts ausartet – wie auch die „Reviewer“.