1. Startseite
  2. Hessen

Staatsanwalt eingeschaltet: Neue Vorwürfe gegen Thurau

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Sabine Thurau.
Sabine Thurau. © Boris Roessler (dpa)

Es ist gerade zehn Tage her, da fegte ein wahrer Tsunami über Hessens Polizeiführung hinweg: Böswillige Strafversetzungen, geheime Personalakten, ungerechtfertigte Disziplinarmaßnahmen, willkürliche Suspendierungen – die Wucht der Vorwürfe war so heftig, dass Innenminister Boris Rhein umgehend seinen obersten Polizeichef feuerte.   Offenbar aber sind die skandalösen Zustände, für die Norbert Nedela die Verantwortung zu übernehmen hatte, nur die Spitze eines Eisbergs. LKA-Chefin Sabine Thurau muss in ihrer Zeit als Frankfurter Vizepräsidentin (2005 - 2010) – glaubt man den Klagen, die in Polizeikreisen kursieren – ein wahres Willkür-Regime ausgeübt haben.   Bei der Staatsanwaltschaft läuft schon ein Ermittlungsverfahren gegen sie wegen uneidlicher Falschaussage: Sie soll in einem Prozess gegen Kripobeamte gelogen haben. Trotz der Schwere des Vorwurfs wurde Thurau nicht suspendiert – Innenminister Rhein zeigt ruhige Hand: Die Vorwürfe müssten überprüft werden, sagte er, erst danach würden Entscheidungen gefällt.   Die jetzt bekannt gewordenen Anschuldigungen gegen Sabine Thurau aber haben eine andere Qualität. „Verfolgung Unschuldiger“ lautet der Vorwurf, der bei der Staatsanwaltschaft Wiesbaden einging und von dort an die Staatsanwaltschaft Frankfurt weitergeleitet wurde. „Verfolgung Unschuldiger“ ist ein Verbrechen, das mit Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren bestraft wird.   Dazu gibt es angeblich auch Ermittlungen in einem Fall, der, wieder einmal, seinen Ausgang bei der Frankfurter Personenfahndung hat. Gegen deren früheren Chef Jochen Zahn führt Sabine Thurau einen erbitterten Kleinkrieg. 2006 suspendierte sie den Mann vom Dienst, nach drei Jahre Ermittlungen stand fest: Die Vorwürfe waren von Kollegen, die nicht befördert worden waren, erfunden und erlogen worden.   Zuvor, im Jahre 2004, war einer von Zahns Fahndern – Peter S. – in einer Disko in Frankfurt als „Bulle“ erkannt und so brutal zusammengeschlagen worden, dass er eine Woche mit dem Tod rang. Monatelang bestand die Gefahr, dass er auf einem Auge erblinden würde.   Nach seiner Genesung geriet Peter S. zwischen die Fronten seiner Abteilung: Hier die Kollegen um Zahn, da die Thurau-Freunde, die gegen ihren Chef agierten. Letztere bedrängten Peter S., er solle gegen Zahn aussagen. Als der sich weigerte, begann übles Mobbing: In anonymen Briefen wurde der Mann falscher Abrechnungen und rechtsradikaler Sprüche beschuldigt.   Die Attacken gipfelten in Strafanzeigen: Die Schlägerei in der Disko habe Peter S. – mit Rückendeckung seines Chefs Zahn – als Dienstunfall deklariert, obwohl er privat unterwegs gewesen sei. „Verdacht der Untreue im besonders schweren Fall“: Wieder soll Sabine Thurau die Vorwürfe vorschnell an den Staatsanwalt geschickt haben.   2008 stand dann fest: Peter S. war nichts vorzuwerfen. Auch die Ermittlungen gegen Zahn, der angeblich ein amtliches Dienstunfall-Formular falsch ausgefüllt haben sollte, lösten sich in Luft auf. Die Ermittlungen wurden eingestellt, ebenso verlief ein Disziplinarverfahren gegen Peter S. im Sande.   Der Beamte aber leidet bis heute an den Folgen der Schlägerei – und auch an der Diskriminierung durch die ungerechtfertigten Beschuldigungen. Eine Entschuldigung der Behördenleitung für die falschen Anschuldigungen ist bis heute nicht bei ihm eingegangen.   Sabine Thurau dagegen machte Karriere, stieg auf zur Präsidentin des Landeskriminalamtes. Wie lange sie sich dort angesichts der neuen Vorwürfe noch halten kann: völlig unklar.   Schon wird in der Behörde offen diskutiert, wie lange man diesen Zustand noch ertragen will. Zumal offenbar aus dem Umfeld von Thurau seit Tagen interne Ermittlungsakten gestreut werden – Ziel: Jochen Zahn soll als unglaubwürdig dargestellt werden.   Denn am Mittwoch geht sein Prozess auf Schmerzensgeld in eine neue Runde. Sabine Thurau muss vor Gericht erscheinen. Zahn behauptet, die Frau habe ihn 2006 nach seinem Rauswurf vor Kollegen als „kriminell“ bezeichnet.   Es wird spannend: Sollten die Kollegen das bestätigen – will dann die LKA-Chefin allen Ernstes das Gegenteil behaupten? Dann würde sie sich dem Vorwurf einer erneuten Falschaussage aussetzen . . .   Polizeiintern heißt es: So kann’s nicht mehr weitergehen. Sollte die Staatsanwaltschaft tatsächlich Ermittlungen gegen Thurau wegen Verfolgung Unschuldiger einleiten, spätestens dann sei sie nicht mehr zu halten. Spätestens dann wird Boris Rhein, Hessens neuer Innenminister, der der Polizei eine neue Führungskultur versprochen hat, reagieren müssen.

Es ist gerade zehn Tage her, da fegte ein wahrer Tsunami über Hessens Polizeiführung hinweg: Böswillige Strafversetzungen, geheime Personalakten, ungerechtfertigte Disziplinarmaßnahmen, willkürliche Suspendierungen – die Wucht der Vorwürfe war so heftig, dass Innenminister Boris Rhein umgehend seinen obersten Polizeichef feuerte.   Offenbar aber sind die skandalösen Zustände, für die Norbert Nedela die Verantwortung zu übernehmen hatte, nur die Spitze eines Eisbergs. LKA-Chefin Sabine Thurau muss in ihrer Zeit als Frankfurter Vizepräsidentin (2005 - 2010) – glaubt man den Klagen, die in Polizeikreisen kursieren – ein wahres Willkür-Regime ausgeübt haben.   Bei der Staatsanwaltschaft läuft schon ein Ermittlungsverfahren gegen sie wegen uneidlicher Falschaussage: Sie soll in einem Prozess gegen Kripobeamte gelogen haben. Trotz der Schwere des Vorwurfs wurde Thurau nicht suspendiert – Innenminister Rhein zeigt ruhige Hand: Die Vorwürfe müssten überprüft werden, sagte er, erst danach würden Entscheidungen gefällt.   Die jetzt bekannt gewordenen Anschuldigungen gegen Sabine Thurau aber haben eine andere Qualität. „Verfolgung Unschuldiger“ lautet der Vorwurf, der bei der Staatsanwaltschaft Wiesbaden einging und von dort an die Staatsanwaltschaft Frankfurt weitergeleitet wurde. „Verfolgung Unschuldiger“ ist ein Verbrechen, das mit Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren bestraft wird.   Dazu gibt es angeblich auch Ermittlungen in einem Fall, der, wieder einmal, seinen Ausgang bei der Frankfurter Personenfahndung hat. Gegen deren früheren Chef Jochen Zahn führt Sabine Thurau einen erbitterten Kleinkrieg. 2006 suspendierte sie den Mann vom Dienst, nach drei Jahre Ermittlungen stand fest: Die Vorwürfe waren von Kollegen, die nicht befördert worden waren, erfunden und erlogen worden.   Zuvor, im Jahre 2004, war einer von Zahns Fahndern – Peter S. – in einer Disko in Frankfurt als „Bulle“ erkannt und so brutal zusammengeschlagen worden, dass er eine Woche mit dem Tod rang. Monatelang bestand die Gefahr, dass er auf einem Auge erblinden würde.   Nach seiner Genesung geriet Peter S. zwischen die Fronten seiner Abteilung: Hier die Kollegen um Zahn, da die Thurau-Freunde, die gegen ihren Chef agierten. Letztere bedrängten Peter S., er solle gegen Zahn aussagen. Als der sich weigerte, begann übles Mobbing: In anonymen Briefen wurde der Mann falscher Abrechnungen und rechtsradikaler Sprüche beschuldigt.   Die Attacken gipfelten in Strafanzeigen: Die Schlägerei in der Disko habe Peter S. – mit Rückendeckung seines Chefs Zahn – als Dienstunfall deklariert, obwohl er privat unterwegs gewesen sei. „Verdacht der Untreue im besonders schweren Fall“: Wieder soll Sabine Thurau die Vorwürfe vorschnell an den Staatsanwalt geschickt haben.   2008 stand dann fest: Peter S. war nichts vorzuwerfen. Auch die Ermittlungen gegen Zahn, der angeblich ein amtliches Dienstunfall-Formular falsch ausgefüllt haben sollte, lösten sich in Luft auf. Die Ermittlungen wurden eingestellt, ebenso verlief ein Disziplinarverfahren gegen Peter S. im Sande.   Der Beamte aber leidet bis heute an den Folgen der Schlägerei – und auch an der Diskriminierung durch die ungerechtfertigten Beschuldigungen. Eine Entschuldigung der Behördenleitung für die falschen Anschuldigungen ist bis heute nicht bei ihm eingegangen.   Sabine Thurau dagegen machte Karriere, stieg auf zur Präsidentin des Landeskriminalamtes. Wie lange sie sich dort angesichts der neuen Vorwürfe noch halten kann: völlig unklar.   Schon wird in der Behörde offen diskutiert, wie lange man diesen Zustand noch ertragen will. Zumal offenbar aus dem Umfeld von Thurau seit Tagen interne Ermittlungsakten gestreut werden – Ziel: Jochen Zahn soll als unglaubwürdig dargestellt werden.   Denn am Mittwoch geht sein Prozess auf Schmerzensgeld in eine neue Runde. Sabine Thurau muss vor Gericht erscheinen. Zahn behauptet, die Frau habe ihn 2006 nach seinem Rauswurf vor Kollegen als „kriminell“ bezeichnet.   Es wird spannend: Sollten die Kollegen das bestätigen – will dann die LKA-Chefin allen Ernstes das Gegenteil behaupten? Dann würde sie sich dem Vorwurf einer erneuten Falschaussage aussetzen . . .   Polizeiintern heißt es: So kann’s nicht mehr weitergehen. Sollte die Staatsanwaltschaft tatsächlich Ermittlungen gegen Thurau wegen Verfolgung Unschuldiger einleiten, spätestens dann sei sie nicht mehr zu halten. Spätestens dann wird Boris Rhein, Hessens neuer Innenminister, der der Polizei eine neue Führungskultur versprochen hat, reagieren müssen.  

Auch interessant

Kommentare