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Lebensmittelskandal in Hessen: Ermittlungen gegen Inhaber von Großhändler

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Wegen Hygienemängeln in einem Betrieb in Hessen sollen vier Menschen in einem Krankenhaus erkrankt sein. Einer von ihnen starb. Die Ursache: keimbelastetes Essen.

Update vom Dienstag, 19.04.2022, 11.34 Uhr: Im Hygiene-Skandal rund um einen hessischen Lebensmittelbetrieb, der einen Todesfall im Sana-Klinikum Offenbach zur Folge hatte, hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt am Dienstag (19.04.2022) ein Ermittlungsverfahren gegen den Inhaber des betroffenen Obst- und Gemüsegroßhändlers in Gernsheim (Kreis Groß-Gerau) bestätigt. Nach einer Anzeige der Kreisverwaltung Groß-Gerau vor knapp einem Monat werde wegen des Verdachts einer Straftat nach dem Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch ermittelt, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. Es gehe um den möglichen Ausbruch von Listerien in dem Betrieb.

Auslöser für insgesamt vier Erkrankungen waren offenbar gravierende Hygienemängel im Schnittbetrieb des Obst- und Gemüsegroßhändlers, in dem auch Gurken geschnitten wurden. Kliniken in Frankfurt und Offenbach und ein Küchenbetrieb in der Wetterau hatten diese offenbar bezogen. Patienten erkrankten. Die Krankenhäuser und der Küchenbetrieb dagegen sollen in einem einwandfreiem Zustand gewesen sein.

Der Kreis und das für eine Task-Force Lebensmittelsicherheit zuständige Regierungspräsidium in Darmstadt sprachen am Montag von vier Infizierten. Einer soll in Folge der Infektion gestorben sein, ein weiterer später, aber nicht wegen der Hygienemängel. „Ob der Ausbruch ursächlich für das Versterben von Menschen war, kann aktuell noch nicht abschließend beurteilt werden“, hieß es dagegen am Dienstag bei den Ermittlern.

Lebensmittelskandal in hessischem Krankenhaus: Landkreis Groß-Gerau prüft weitere Folgen

Update vom Montag, 18.04.2022, 14.35 Uhr: Nach Bekanntwerden des Lebensmittelskandals in Südhessen will der Kreis Groß-Gerau unabhängig von möglichen staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen weitere Konsequenzen prüfen.

„Das alles ist höchst belastend“, sagte Landrat Thomas Will (SPD) am Montag. Die Kontrollen seien nicht zu akzeptieren, sagte der Gesundheitsdezernent des Kreises, Walter Astheimer (Grüne). Der betroffene Betrieb sei zwei Jahre lang nicht kontrolliert worden, die Produktion von Schnittware sei mittlerweile eingestellt.

Krankenhaus in Hessen: ein Toter nach Hygienemängeln im Essen

Nach dem Verzehr keimbelasteter Lebensmittel aus einem Betrieb in Südhessen ist ein Mensch wegen der Keimbelastung gestorben. Insgesamt vier Menschen erkrankten aufgrund einer Infektion mit Listeriose. Nach Angaben des zuständigen Regierungspräsidiums starb ein weiterer dieser Patienten, allerdings nicht wegen der Hygienemängel.

Ausgangspunkt sei ein Obst- und Gemüsebetrieb, der unter anderem Gurkenscheiben auslieferte. Es seien gravierende Hygienemängel festgestellt worden. Die Betroffenen infizierten sich zwischen Oktober 2021 und Januar 2022 in Kliniken in Frankfurt und Offenbach. Ursächlich sei der mittlerweile geschlossene Obst- und Gemüsebetrieb. Die Krankenhäuser und ihre Küchen seien in einwandfreiem Zustand gewesen.

Elektronenmikroskopische Aufnahmen von Listerien (Listeria monocytogenes) auf der Oberfläche einer dendritischen Zelle.
Elektronenmikroskopische Aufnahmen von Listerien (Listeria monocytogenes) auf der Oberfläche einer dendritischen Zelle. © Manfred Rohde/dpa

Lebensmittelskandal in Hessen: Mensch stirbt wegen „schwerwiegenden Hygienemängeln“

Erstmeldung vom Samstag, 16.04.2022, 12.00 Uhr: Frankfurt – Zu einem schwerwiegenden Lebensmittelskandal ist es offenbar in Hessen* gekommen. Vier Menschen sollen zwischen Oktober 2021 und Januar 2022 durch keimbelastete Lebensmittel an Listeriose erkrankt sein, einer von ihnen starb. Verantwortlich dafür sollen Hygienemängel und mangelnde Kontrollen in einem Lebensmittelbetrieb sein. Das berichtet die Welt am Sonntag unter Berufung auf interne Dokumente einer Task Force Lebensmittelsicherheit.

Die Behörden machen demnach einen Obst- und Gemüsebetrieb in Südhessen verantwortlich. Dieser soll geschnittene Gurkenscheiben an Krankenhäuser geliefert haben, wo sie von Patientinnen und Patienten als Salatbeilage verzehrt worden sein sollen. Mindestens zwei der Erkrankten hätten sich nach Angaben der Welt am Sonntag während eines Klinikaufenthalts infiziert.

Lebensmittelskandal in Hessen: Rattenkot und Schimmel in Obst- und Gemüsebetrieb

Gegen die Firma ermittelt die Staatsanwaltschaft Darmstadt. In den Dokumenten der Task Force werden dem südhessischen Unternehmen gravierende Hygienemängel und vielfältige bauliche Mängel vorgeworfen. In dem betroffenen Lebensmittelunternehmen soll es stehende Pfützen, Rattenkot und Schimmel in der Produktion geben, zudem seien fehlende Reinigungspläne und unzureichende Eigenkontrollen kritisiert worden.

Zuständig für den Betrieb ist Berichten der Welt am Sonntag zufolge das Veterinäramt Groß-Gerau. Dieses soll das betroffene Unternehmen jedoch zwei Jahre lang nicht mehr kontrolliert haben – obwohl ein bis zwei Betriebsprüfungen pro Jahr vorgeschrieben seien. Der Landkreis habe auf Anfrage eingeräumt, den Betrieb nicht ordnungsgemäß überwacht zu haben, heißt es im Bericht der Welt am Sonntag.

Lebensmittelskandal in Hessen: Hessische Behörden machen betroffenen Betrieb dicht

Die hessischen Behörden seien im Februar auf den Lebensmittelskandal aufmerksam geworden und machten den Betrieb dicht. Das betroffene Unternehmen hat sich nach Angaben der Welt am Sonntag nicht zu dem Vorfall geäußert. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Steffen Bilger, zuständig für Verbraucherschutz, forderte gegenüber dem Blatt: „Lebensmittelkontrollen müssen immer höchste Priorität haben, das gilt auch für die Zeit der Corona-Krise.“ Seit dem Skandal um den hessischen Wursthersteller Wilke im Jahr 2019 sei einiges passiert, aber nicht genug.

Durch keimbelastetes Krankenhausessen sollen sich vier Menschen in Hessen mit Listerien infiziert haben, einer von ihnen starb. Der Vorfall sei auf gravierende Hygienemängel in einem Obst- und Gemüsebetrieb in Südhessen zurückzuführen. (Sybolbild)
Durch keimbelastetes Krankenhausessen sollen sich vier Menschen in Hessen mit Listerien infiziert haben, einer von ihnen starb. Der Vorfall sei auf gravierende Hygienemängel in einem Obst- und Gemüsebetrieb in Südhessen zurückzuführen. (Sybolbild) © Fabian Strauch/dpa

Immer wieder werden Lebensmittel aufgrund von Belastungen beispielsweise mit Keimen wie Listerien zurückgerufen. Listerien sind für gesunde Menschen meist ungefährlich. Für Risikogruppen, zu denen Schwangere, Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen zählen, können sie jedoch tödlich sein. (Helena Gries)

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