Jahresrückblick: Der Abschied von Volker Bouffier
Die Ära Volker Bouffier ist vorbei: Nach über 23 Jahren endete am 31. Mai 2022 die Mitgliedschaft von Bouffier im Bundesrat. In seinem langen Politiker-Leben hat der 70-Jährige viel erlebt.
Frankfurt/Wiesbaden – Der ehemalige hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) war der dienstälteste Regierungschef Deutschlands und regierte fast zwölf Jahre lang. Kaum ein führender Politiker in Deutschland hat den Rollenwechsel vom Parteipolitiker zum „Landesvater“, der über den Dingen zu stehen scheint, so schnell und so konsequent geschafft wie Bouffier. Ende Mai beendete er seine politische Karriere und übergab sein Amt seinem Parteifreund Boris Rhein.
Skandale pflasterten seine politische Laufbahn. Doch es ist ihm gelungen, alle Affären durchzustehen. Zum Ende seiner langen politischen Karriere hatte Bouffier in Wiesbaden ein großes Abschiedsfest gefeiert. Wir blicken auf das Jahr 2022 mit Volker Bouffier zurück.

Volker Bouffier – ein Ministerpräsident mit einem „neuen Stil“
Als Bouffier vor zwölf Jahren direkt nach seiner Amtsübernahme von Roland Koch ankündigte, er wolle jetzt einen „neuen Stil“ einführen, konnte sich das kaum einer vorstellen bei diesem engen politischen Weggefährten des Hardliners Koch. Doch Bouffier pflegte tatsächlich einen anderen Stil als sein Vorgänger.
Bouffier ist ein Mann, der seine Gefühle immer in Worte packen kann. In Zeiten der Zuwanderung vieler Geflüchteter folgte er dem humanitären Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Während der Corona-Pandemie, preschte er niemals im Markus-Söder-Stil vor, sondern bemühte sich um eine einheitliche Linie der Bundesländer über Parteigrenzen hinweg. Dennoch scheute er nie bei der Debatte um die Pandemie, um das neue Infektionsschutzgesetz oder um neue Corona-Regeln scharfe Kritik auszuüben und teilte oft gegen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aus.
Rücktritt von Volker Bouffier von vielen erwartet
Der Rückzug von Volker Bouffier als hessischer Ministerpräsident nach zwölf Jahren im Amt war bereits erwartet worden. Dass er nicht ein viertes Mal nach diesem Amt strebt, machte Bouffier schon vor der Landtagswahl 2018 klar: „Ich möchte in dieser Legislaturperiode als Ministerpräsident weiter arbeiten - dann ist aber auch gut.“
Der bisherige hessische Landtagspräsident Boris Rhein wurde neuer Ministerpräsident und damit Nachfolger von Volker Bouffier. Rhein übernahm außerdem das Amt des CDU-Landesvorsitzenden. Rhein war nicht Bouffiers erste Wahl, doch gilt der 50-Jährige auch dem grünen Koalitionspartner als vermittelbar.
Eine Ära geht zu Ende: Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier verabschiedet – Boris Rhein wird Nachfolger
Volker Bouffier hat zum Ende seiner langen politischen Karriere ein großes Abschiedsfest gefeiert. Über 600 Gäste kamen ins Schloss Biebrich in Wiesbaden, um den 70-Jährigen zu würdigen. Fast 12 Jahre war Bouffier Ministerpräsident in Hessen. Neben politischen Weggefährten aus der Landes- und Bundespolitik waren auch viele Freunde sowie Vertreter der Kirchen, der Medien, aus der Wirtschaft, dem Sport und der Gesellschaft gekommen.
Bouffier nannte es „eine richtige Entscheidung“, dass er sich nach 50 Jahren in der Politik und 40 Jahren im Landtag nun zurückziehen wird. „Alles hat seine Zeit“, sagte der 70-Jährige.
Hessens Landtag wählte, wie erwartet, den 50-jährigen Boris Rhein zum neuen Ministerpräsidenten. Er bekam mehr Stimmen, als die schwarz-grüne Koalition im Landtag hat. Zugleich wurde die CDU-Politikerin Astrid Wallmann als erste Frau zur Landtagspräsidentin gewählt. Um Volker Bouffier ist es seither ruhig geworden – und das wird wohl auch so blieben. (Vivian Werg)