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Herdenschutz mit 4000 Volt: Wie ein Leben mit dem Wolf in Hessen möglich ist

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Der Wolf ist zurück in Hessen. Das verunsichert Weidetierhalter. Naturschutzverbände fordern wolfssichere Elektrozäune. Das Land unterstützt.

Frankfurt – Hessen eignet sich nach Ansicht des hessischen BUND-Landesverbandes „sehr gut“ als Lebensraum für Wölfe. Die Tiere bräuchten keine menschenleere, unberührte Wildnis. Sie benötigten lediglich ausreichend Beutetiere und Rückzugsräume – beides fänden sie in Hessen vielerorts. Und Erfahrungen aus europäischen Ländern zeigten, dass ein Zusammenleben von Mensch und Wolf auch in Gebieten mit intensiver Nutztierbeweidung möglich sei. Voraussetzung sei allerdings ein guter Herdenschutz. Die Chance, einen Wolf zu Gesicht zu bekommen, ist nach Einschätzung des Wolfszentrums Hessen für den Menschen ohnehin äußerst gering.

Tierschützer fordern Rücknahme der Wolfsverordnung
Ein Wolf lugt in einem Wildpark hinter einem Baum hervor. (Symbolbild) © Lino Mirgeler/dpa

Wolfsschutz in Hessen: Weidetierhalter in Sorge um ihre Tiere

Nach Angaben des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) rückt mit der Rückkehr des Wolfes, beispielsweise in die Wetterau, das Thema Herdenschutz wieder stärker in das Bewusstsein der Weidetierhalter – die Sorge um die Sicherheit der Weidetiere wachse. Der LLH berät Weidetierhalter zum Herdenschutz, hilft bei der Ausschöpfung betrieblicher Möglichkeiten zur Vermeidung von Wolfsübergriffen, erschließt Informationsquellen zum Thema und beleuchtet die wirtschaftlichen Auswirkungen betrieblicher Maßnahmen. In enger Zusammenarbeit mit den Betrieben würden individuelle Schutzkonzepte entwickelt.

Wolfshotline Hessen

Meldungen über Wölfe nimmt die „Wolfshotline Hessen“ entgegen. Sie ist unter der Telefonnummer 0641 200095 22 erreichbar.

Wolfsschutz in Hessen: Nutztiere dürfen keine leichte Beute sein

Laut Nabu Hessen ernähren sich Wölfe sowieso überwiegend von Wildtieren. Damit die Wölfe ihr Verhalten nicht änderten, müsse der Herdenschutz in den hessischen Wolfsgebieten konsequent umgesetzt und finanziell unterstützt werden. Nach der bundesweiten Schadenstatistik der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf ereignen sich die meisten Übergriffe auf Nutztiere in Gebieten, in denen der Wolf erst seit kurzem wieder sesshaft ist und somit für Weidetierhalter, insbesondere Schaf- und Ziegenhalter, eine ungewohnte Situation darstelle.

Aus Sicht des Nabu Hessen ist es wichtig, dass Weidetierhalter in ganz Hessen bei der Errichtung von Zäunen den Grundschutz (Standardschutz) einhalten, der nach guter landwirtschaftlicher Praxis ohnehin vorgeschrieben sei. Wölfe dürften nicht lernen, dass Nutztiere leichte Beute seien.

Wolfsschutz in Hessen: Elektrozäune als Mittel der Wahl

„Langjährige internationale Erfahrungen im Herdenschutz“ zeigen zudem, so der NABU Niedersachsen, dass Wölfe in der Regel versuchen, unter Zäunen durchzuschlüpfen. Allerdings reagierten Wölfe sehr empfindlich auf Stromschläge. Habe ein Wolf negative Erfahrungen mit einem Elektrozaun gemacht, werde er diesen Ort meiden. Deshalb seien fachgerecht installierte Elektrozäune das Mittel der Wahl. Die Zaunspannung müsse mindestens 4000 Volt betragen. (cas)

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