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Fall Ayleen: Mord geschah offenbar in Cleeberg - Staatsanwalt gibt Einblick in Ermittlungen

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Von: Niklas Hecht, Christoph Agel

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Vergangenes Jahr wurde die Leiche von Ayleen (14) an einem See im Wetteraukreis gefunden. Die Staatsanwaltschaft hat nun Anklage gegen den Tatverdächtigen erhoben.

Update vom Donnerstag, 05. Januar, 12.58 Uhr: Wie kam es dazu, dass sich Ayleen an jenem 29. Juli mit dem Mann aus Waldsolms getroffen hat? Oberstaatsanwalt Hauburger teilte auf Nachfrage dieser Redaktion mit, das Treffen sei kurzfristig zustande gekommen. »Wobei es auch relativ einseitig vom Angeklagten forciert wurde.« Hauburger weiter: »Nach unserer Auffassung ist Ayleen nicht freiwillig ins Auto gestiegen.« Es gebe keine Anhaltspunkte darauf, dass der Beschuldigte in dieser Situation körperliche Gewalt angewandt hätte. Die Ermittler gehen aber von psychischem Druck aus.

Wie kamen die Ermittler – damals noch die Freiburger Polizei – auf den Mann aus Waldsolms? Am Abend von Ayleens Verschwinden begann die Auswertung der Handydaten der 14-Jährigen. Die Standortdaten ergaben, dass sich das Mädchen in Hessen befinden musste. Es wurde überprüft, welches Handy sich in der Nähe befand. »Wir gucken nach sogenannten Kreuztreffern«, sagte Hauburger. Dabei kamen die Ermittler auf die zweite Nummer, auf die des Mörders. Dessen Name befand sich wegen bereits begangener Sexualstraftaten in der Datenbank.

Mordfall Ayleen: Handydaten spielenn entscheidende Rolle

Als feststand, dass das Handy des Waldsolmers und das von Ayleen dicht beieinander waren, durchsuchte die Polizei am Morgen des 22. Juli die Wohnung des Beschuldigten, der dort nicht angetroffen wurde. Der Zugriff erfolgte schließlich in Friedrichsdorf-Köppern.

Ziemlich parallel dazu wurde am Nachmittag Ayleens Leiche im Teufelsee entdeckt. Auch dafür nutzten die Ermittler Handydaten des Beschuldigten, die bewiesen, dass er sich längere Zeit an diesem See aufgehalten hatte. Die IT-Forensik aus Frankfurt hatte in Apps nach Standortdaten geschaut.

Dazu, ob der Kinderporno-Vorwurf, dem sich der 30-jährige Angeklagte zusätzlich ausgesetzt sieht, direkt mit dem Fall Ayleen zusammenhängt, wollte Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger, Sprecher der Staatsanwaltschaft Gießen, am Donnerstag nichts sagen.

Fall Ayleen: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage – Mord geschah offenbar in Cleeberg

Erstmeldung vom Donnerstag, 05. Januar, 10.35 Uhr: Gießen/Echzell - Im Fall der getöteten 14-jährigen Ayleen, deren Leiche am 4. August vergangenes Jahr am See zwischen Echzell und Reichelsheim im Wetteraukreis gefunden worden war, hat die Staatsanwaltschaft Gießen nun Anklage gegen den Tatverdächtigen zum Landgericht Gießen erhoben. Das teilten die Staatsanwaltschaft und das Polizeipräsidium Mittelhessen in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der eingerichteten 30-köpfige Soko „LACUS“ seien demnach abgeschlossen.

Der 30-jährige Angeklagte aus dem Lahn-Dill-Kreis hatte die Tat im September gestanden. Ihm wird Mord, versuchte Vergewaltigung mit Todesfolge, Entziehung Minderjähriger, Nötigung, Fahren ohne Fahrerlaubnis und Sich-Verschaffen kinderpornographischer Inhalte vorgeworfen. Im Verurteilungsfall droht ihm neben einer lebenslangen Freiheitsstrafe auch die Anordnung der Sicherungsverwahrung.

Im Fall Ayleen wurden neue Details zum Tatort bekannt.
In einer Waldgemarkung bei Cleeberg – nahe der Grenze zum Wetteraukreis – ist die 14-jährige Ayleen in der Nacht auf den 22. Juli 2022 getötet worden.   © HENSS

Fall Ayleen: Leiche rund im Teufelssee gefunden - Mord geschah 40 Kilometer entfernt im Kreis Gießen

Der Angeklagte soll die 14-jährige Schülerin am 21. Juli 2022 laut Polizei und Staatsanwaltschaft mit seinem Auto in Gottenheim (Baden-Württemberg) abgeholt haben. Ein neues Detail, das die Staatsanwaltschaft nun veröffentlicht: Der Mord soll bereits im Kreis Gießen passiert sein. Der Tatverdächtige habe Ayleen in eine Waldgemarkung bei Langgöns-Cleeberg (Landkreis Gießen) gebracht. Im Bereich eines Feldweges soll der 30-Jährige das Mädchen dort kurz nach Mitternacht getötet haben. Die Leiche der 14-Jährigen soll der Angeklagte anschließend rund 40 Kilometer vom Ort des Mordes im Teufelssee bei Echzell versenkt haben.

Durch die umfangreichen Ermittlungen, in denen 122 Zeugen vernommen, mehr als 30.000 Chats ausgewertet sowie deine Vielzahl von rechtsmedizinischen und kriminaltechnischen Gutachten eingeholt wurde, gelang es Polizei und Staatsanwaltschaft einen dringenden Tatverdacht gegen den Angeschuldigten zu begründen. Aufgrund der digitalforensischen Untersuchungen des Handys des Tatverdächtigen konnte festgestellt werden, dass sich Ayleen und der mutmaßliche Täter offenbar Ende April 2022 via „Snapchat“ kennengelernt und fortan eine Vielzahl von Nachrichten miteinander ausgetauscht hatten.

Das Schwurgericht in Gießen wird in den kommenden Monaten über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden. (nhe/Christoph Agel)

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