1. Startseite
  2. Film, TV & Serien

Im Gefangenenlager warten unermessliche Qualen

Kommentare

„Unbroken“ erzählt die wahre Überlebensgeschichte des amerikanischen Bomberfliegers Zamperini aus dem Zweiten Weltkrieg. Regie: Angelina Jolie.

Auch in ihrer zweiten Regiearbeit nach „In the Land of Blood and Honey“ zieht es Angelina Jolie wieder in den Krieg. Zeigte ihr Erstlingsfilm die Brutalität des Bosnien-Konfliktes aus der Frauenperspektive, spielt „Unbroken“ im Zweiten Weltkrieg und erzählt die Überlebensgeschichte des amerikanischen Bombardiers Louie Zamperini (Jack O’Connell), der nach einem Flugzeugabsturz 47 Tage in einem Schlauchboot auf dem Pazifik treibt und danach in japanische Gefangenschaft gerät.

Zu Beginn springt der Film mitten hinein in die Enge eines B-24-Bombers, der unter Beschuss feindlicher Jagdflugzeuge gerät. Meisterhaft orchestrieren Jolie und ihr Kameramann Roger Deakins dieses Luftgefecht und vermitteln ein Gefühl für die bedrängende Enge der Flugzeugkabine, in der Bombardiers, Funker und MG-Schützen umeinander klettern, während immer neue Maschinengewehrsalven durch das dünne Metall schlagen. In diesen ersten Filmminuten wird auf geradezu atemberaubende Weise die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz in Zeiten des Krieges spürbar. Aus dem Flugzeug blendet „Unbroken“ zurück in Louies Jugend.

Als Kind der Wirtschaftsdepression gerät er in jungen Jahren auf die schiefe Bahn, raucht, trinkt, stiehlt und läuft vor den Ordnungshütern davon. Genau darin erkennt der ältere Bruder ein Talent, und schließlich schafft es Louie als Langstreckenläufer bis zur Olympiade 1936 nach Berlin. Der Krieg beendet die Sportlerkarriere, aber das Durchhaltevermögen, das der junge Mann sich als Läufer angeeignet hat, wird ihm von Nutzen sein. Als sein Flugzeug über dem Pazifik abstürzt, treibt Louie mit zwei anderen Kameraden mehr als sechs Wochen auf offener See, bis er von einem japanischen Patrouillenboot aufgelesen wird. Im japanischen Kriegsgefangenenlager macht der despotische Kommandant (gespielt von dem japanischen Pop-Star Miyavi) den Olympialäufer zum Objekt seiner sadistischen Gewaltfantasien.

Es ist unfassbar, was Zamperini alles über sich ergehen lassen muss, und Angelina Jolie gestaltet die Gewaltexzesse so gründlich aus, dass man sich als Zuschauer von Szene zu Szene mehr in die Abstumpfung flüchtet. Warum die FSK den Film ab 12 Jahren freigegeben hat, ist nicht nachvollziehbar. „Unbroken“ endet mit der Befreiung aus dem Lager nach unermesslichen Qualen. Dabei fängt dort, wie man aus dem Abspann erfährt, eine viel interessantere Geschichte an. Denn nach umfangreicher psychologischer Betreuung und seiner Hinwendung zum christlichen Glauben engagierte sich Zamperini für die Versöhnung mit dem ehemaligen Kriegsgegner. Über dieses Umdenken hätte man gern mehr erfahren und dafür auf ein paar Folterminuten verzichtet. Aber so entwirft „Unbroken“ nur das geradlinige Heldenporträt eines Mannes, der mit purer Willenskraft alle Torturen überlebt. Jolie zeigt als Regisseurin herausragendes handwerkliches Geschick. Doch inhaltlich bleibt ihr Film weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Annehmbar

Auch interessant

Kommentare