Er geht über Leichen

Der Brite Rupert Friend, bekannt geworden durch die amerikanische TV-Serie „Homeland“, spielt in dem Action-Spektakel einen Elite-Auftragsmörder.
Die Ausstellung „Film und Games“, die aktuell im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt zu sehen ist, zeigt die wachsende Verzahnung von Kino- und Videospielindustrie. Jüngstes Beispiel dieser nicht immer gewinnbringenden Allianz ist „Hitman: Agent 47“. Die Handlung des Action-Thrillers passt auf einen Bierdeckel und basiert auf einer gleichnamigen „Ego-Shooter“-Serie der dänischen Firma IO Interactive. Der Spieler schlüpft dabei in die Rolle eines geklonten Auftragsmörders, dessen Kennziffer „47“ in Form eines Barcodes auf seinen kahlen Hinterkopf tätowiert wurde. Die realistische Darstellung von Gewalt und Leichen sorgte für Kontroversen, aber gleichzeitig für einen bis heute andauernden Kultstatus. Im Jahr 2007 wurde „Hitman“ erstmals fürs Kino umgesetzt. Unter der Regie des Franzosen Xavier Gens entstand ein solider Gangsterfilm, in dem Timothy Olyphant den wortkargen Killer mit dem diabolischen Charme eines jungen Yul Brynner verkörperte.
In der Neuauflage sollte sich Paul Walker („Fast & Furious“) die charakteristische rote Krawatte des Hitman umbinden, doch nach seinem Unfalltod musste Rupert Friend einspringen. Der Brite, hauptsächlich bekannt aus der TV-Serie „Homeland“, liefert eine mehr als ordentliche Leistung ab, was man von den Autoren Skip Woods und Michael Finch nicht behaupten kann. Kein Klischee auslassend, hangeln sie sich von einer Schießerei und Explosion zur anderen und bleiben dabei nicht einmal dem Videospiel-Vorbild treu.
Auf der Suche nach seinem Schöpfer verbündet sich der genetisch erzeugte Hitman mit Katia van Dees (Hannah Ware), deren verschwundener Vater das Programm entwickelte, welches zur Schaffung von Agent 47 führte. Dabei wird das Duo von Agent Smith (Zachery Quinto) gejagt, Mitglied eines Geheimbundes, der seine eigene Klon-Armee heranzüchten will.
Überraschend elegant fiel dagegen die Inszenierung durch den in Deutschland aufgewachsenen polnischen Regisseur Aleksander Bach aus. Die Bilder, die er mit seinen Kameramännern Ottar Gudnason und Duane Manwiller („Miami Vice“) auf die Leinwand bannt, sind an einigen Stellen schlicht atemberaubend. Da glühen Berliner Hochhausfassaden in der Morgenröte, schimmert das Park Hotel in Singapur im Schein der Sterne, und der Swimming Pool, in den die halbnackte Katia eintaucht, glänzt märchenhaft gegen die Nachtschwärze an. Solch faszinierenden Aufnahmen des urbanen Dschungels erwartet man normalerweise in einem Werk von Michael Mann („Heat“), doch nicht in einem Ballerspektakel der B-Kategorie.
Es ist diese kunstvolle Verpackung, gepaart mit Rupert Friends souveräner Ausstrahlung, die dem Film letztlich zu einem ansehnlichen Niveau verhilft. So wurde aus „Hitman“ zwar kein Treffer ins Schwarze, doch auch kein vollendeter Fehlschuss. Annehmbar