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"Das Haus am Ende der Straße": Rhode brilliert

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Mit Schnaps und Gewehr: Armin Rhode (links) als Rolf Poller und Joachim Król als Kommissar Steier gestalten diesen "Tatort" zum eindringlichen Psycho-Duell.
Mit Schnaps und Gewehr: Armin Rhode (links) als Rolf Poller und Joachim Król als Kommissar Steier gestalten diesen "Tatort" zum eindringlichen Psycho-Duell. © HR/Degeto/Bettina Müller

Suff

Suff scheint bei Polizisten ein großes Problem zu sein - zumindest im TV: Außer dem von Joachim Król gespielten Kommissar Frank Steier im Frankfurter "Tatort" schauen noch weitere Fernseh-Ermittler zu tief ins Glas: so etwa die Polizistin Louise Boni (Melika Foroutan) in "Begierde - Mord im Zeichen des Zen", dazu Sebastian Bootz (Felix Klare) im Stuttgarter und die - allerdings mittlerweile trockene - Bibi Fellner (Adele Neuhauser) im Wiener "Tatort". 

Bei Kommissar Steier hat sein Alkoholkonsum besonders schwerwiegende Folgen: Er soll vor Gericht aussagen, nachdem bei seinem Versuch, den Verbrecher Nico (Maik Rogge) festzunehmen, durch einen Querschläger ein Kind erschossen wurde. Doch da Steier am Abend zuvor schwer getrunken hatte, kann Nicos Anwalt Steiers Aussage in Zweifel ziehen und Nico wird nicht verurteilt. 

Einbruch und Mord in Frankfurter Villa

Frustriert quittiert Steier den Dienst, heftet sich aber in den letzten Tagen als Polizist noch an Nicos Fersen. Und der will zusammen mit seinem Bruder Robin (Vincent Krüger) und dessen Junkie-Freundin Lisa (Janina Schauder) in eine Villa einbrechen - doch dann tötet er den überraschend zurückgekehrten Besitzer. Der Nachbar Rolf Poller (Armin Rohde) wird auf das Trio aufmerksam und verschanzt sich in seinem Haus, das Trio folgt ihm - ein großer Fehler.

Der Nachbar war einst Polizist, verlor dann seinen Sohn durch Drogen und bringt es nicht fertig, Selbstmord zu begehen. Fast wird er von Nico in der Badewanne ertränkt, in der er sich nur wenige Minuten zuvor selbst ertränken wollte, da erscheint Steier und rettet ihm das Leben. Doch Poller sperrt ihn zusammen mit Robin und Lisa ein und beginnt eine Reihe perverser Psycho-Spiele mit seinen Gefangenen.

Toll: Armin Rohde und Joachim Król als Kontrahenten

Diese Spielchen sind die große Stärke dieses "Tatort"-Krimis und zugleich auch dessen Schwäche: Stark, weil originell und eindringlich gespielt. Und schwach, weil man nicht wirklich nachvollziehen kann, was Poller eigentlich damit bezweckt. Wahrscheinlich kämen sie weit weniger wirkungsvoll rüber, wäre nicht Armin Rohde mit von der Partie. Es ist Rhode, der den Zuschauer in den Bann zieht und dabei sogar Joachim Król - der als abgewrackter Frankfurter Ermittler eine Glanzvorstellung abliefert - fast an die Wand spielt. Wenn er mit sadistischem Funkeln in den Augen den einzelnen Mitgliedern des Trios vorführt, welche Loyalität unter ihnen besteht - nämlich gar keine - und dann wieder liebevoll Robin füttert, in dem er offenbar Ersatz für seinen verlorenen Sohn sucht.

Die Welt ist ziemlich düster in diesem Film. Viele Szenen spielen in trüb beleuchteten und engen Räumen, was dem Ganzen eine bedrohliche Stimmung verleiht. Es gibt auch ganz gute Schockmomente, etwa als Steier von dem getöteten Mädchen oder der Mutter des Mädchens träumt. Und deswegen wirken gegen Ende die Szenen mit der Abschiedsparty etwas aufgesetzt.

Auch die letzte Szene hätte man sich auch anders vorstellen können: Dass eben nicht Nico verurteilt wird, weil Steier gegen ihn aussagt, sondern dass Nico ein weiteres Mal davonkommt, weil Steier diesen seinen letzten Fall nicht überlebt und nicht mehr als Zeuge aussagen kann. Aber zu einem richtig depressiven Finale im Stil von Roman Polanskis "Chinatown" mochten sich die Macher von Króls siebten und letztem "Tatort" dann wohl doch nicht durchringen. Schade drum.

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