?Hüftschwung bis zum Schluss?: Tango mit neuem Hüftgelenk
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Von Christian Preußer
„Es ist die Disziplin! Man hat etwas, man will etwas leisten. Es ist die Disziplin, die einen morgens aus dem Bett raus holt“, sagt Chefin Berbé Schmidt. Dann klatscht sie in die Hände, ruft „Auf, auf, auf!“. Rund 20 Frauen stehen da in einer Reihe, sie tragen schwarze Shirts, und wedeln mit großen Tüchern. Die Damen sind zwischen 70 und 80 Jahre alt und selbst ein Herzschrittmacher hält sie nicht vom Tanzen ab. Die Damen von „Schmidtn's Varieté“ proben zweimal in der Woche. Ihr großes Ziel ist eine große Varieté-Show, für welche die Damen monatelang geprobt haben.
In einer einfühlsamen, rührenden und zärtlichen Dokumentation begleiteten Reporter der ZDF-Sendung 37° die Damen bei ihren Proben: Die Kamera hält drauf, wenn Berbé mit ihren Frauen schimpft und die Kamera zeigt auch das Publikum im Altersheim. Die Tänzerinnen kommen zu Wort, die meisten tanzen seit mehr als 20 Jahren in „Schmidtn's Varieté“. Ans Aufhören haben sie noch nie gedacht, auch wenn das Treppensteigen schwer fällt.
Mit Glitzerkleid und schickem Hut
Viele der tanzenden Berlinerinnen sind mittlerweile verwittert, andere suchen noch immer einen Partner. Doch auch wenn keine Männer in der Nähe sind, so haben sich die Damen kurzerhand Männer aus Pappmaschee und Klamotten ihrer verstorbenen Männer gebastelt. Nun fegen sie eben mit diesen Jungs übers Parkett. Das Publikum spendet kräftig Applaus.
So wird auch das heißersehnte Konzert im Ernst-Reuter-Saal in Berlin-Reinickendorf zu einem Triumphzug. Der Saal ist ausverkauft, die Stimmung gut. In Glitzerkleidern und mit schicken Hüten tänzeln die Damen über die Bühne, jeder Schritt gelingt, jeder Handgriff sitzt. Das Publikum tobt und fordert Zugaben. „Im Alter verrückt sein, das ist doch schön“, sagt eine der Tänzerin nach der Show. „Ich denke, dass ich noch nicht so bald ins Gras beißen werde“, sagt eine andere. Was für ein grandioser Fernsehmoment!