Liebe ist was für Durchgeknallte
Mit seiner eleganten Komödie „Broadway Therapy“ schließt Peter Bogdanovich an den anarchischen Witz seiner 70er-Jahre-Groteske „Is was, Doc?“ an.
Von Peter Claus (dpa)
Nach mehreren Jahren Auszeit kann der verdienstvolle Regisseur Peter Bogdanovich („The Last Picture Show“, „Is’ was, Doc?“) nun mit einer schrillen Farce um Lust und Leid der Liebe begeistern. In der „Broadway Therapy“ kracht es nur so vor Wortwitz und Situationskomik. Hauptanlass für verschiedene Sex-Eskapaden ist ein Interview der aufstrebenden Jungschauspielerin Isabella (Imogen Poots). Freimütig erzählt sie einer schockierten Journalistin vom Beginn ihrer Karriere: Isabella hat als Prostituierte gearbeitet. Zum entscheidenden Schritt vom Bett auf die Bühne hat ihr ein Kunde verholfen, Regisseur Arnold (Owen Wilson). Kompliziert wird es, als sie ausgerechnet in einer Inszenierung ihres freigiebigen Förderers am Broadway eine Rolle übernehmen will.
Die überbordende Komik resultiert zunächst vor allem aus dem Gegensatz von der im Herzen unschuldigen Isabella und dem durchtriebenen Schürzenjäger Arnold. Bogdanovich garniert diese ins Schrill-Komische übersteigerte Grundsituation mit großem Spaß an erotisch aufgeladenem Humor. Liebende treffen grundsätzlich in heiklen Situationen aufeinander, Gefährten sexueller Abenteuer müssen sich unentwegt vor ungebetenen Zeugen verstecken, das Telefon klingelt stets zur Unzeit. Bogdanovich dekliniert das Alphabet klassischer Komödien in irrwitzigem Tempo virtuos und elegant durch. Nebenbei werden viele Pfeile wider die Scheinheiligkeit abgeschossen: Alle treiben es bunt, doch niemand steht dazu.
Imogen Poots („28 Weeks Later“) brilliert mit sprühendem Charme und knackigem Witz. Jennifer Aniston setzt als emotional schwer angeschlagene Seelenklempnerin Glanzpunkte. Auch Owen Wilson und Rhys Ifans als Kerle mit Hormonüberschuss bei Hirnschwund haben Momente, die zu brüllendem Lachen animieren. Stilistisch feiert Regisseur Peter Bogdanovich die Kunst klassischer Hollywood-Regisseuren wie Ernst Lubitsch, Frank Capra und Billy Wilder, deren Komödien in den 30er/40er Jahren Kinogeschichte gemacht haben. Schon im Vorspann versetzt der schmusige Song „Heaven, I’m In Heaven“ aus dem Filmmusical „Top Hat“ mit Fred Astaire und Ginger Rogers in gute Laune. Selbst wer sich nicht für Filmgeschichte interessiert, dürfte sich aber nach dem Genuss der „Broadway Therapy“ im Sinne der ersten Song-Zeile fühlen: „Himmel, ich bin im Himmel und mein Herz schlägt so schnell, dass ich kaum sprechen kann.“ Sehenswert
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