"Die Sonne stirbt wie einTier": Halbgarer "Tatort"

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An effektvollen Szenen mangelt es dem Film nicht: Zu Beginn etwa geht ein nackter Mann auf ein Ufer zu, lässt sich auf die Knie fallen, wirft sein Messer zu Boden und schreit seine Frustration in die blauschwarze Nacht hinaus. Der Mann heißt Gerd Holler, wird überzeugend von Ben Münchow gespielt und gilt als Hauptverdächtiger in einem Mordfall: Ein Tierpfleger wurde erstochen und ein Pferd von einem Tierschänder schwer verletzt.
Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) wird von der Polizei aus ihrer Kur geholt und erschießt das schwer leidende Tier. Schnell sind auch ihr Partner Mario Kopper (Andreas Hoppe) und die Fallanalytikerin Johanna Stern (Lisa Bitter) an den Ermittlungen beteiligt. Es sieht aus, als wären beide Verbrechen von einem sexuell frustrierten Serientäter begangen worden. Bald gerät aber auch die seltsam neurotische Gefährtin des Gestütsbesitzers ins Visier der Ermittler.
Variation einer bekannten Szene
Das Motiv eines Tierschänders ist neu in Deutschlands liebster Krimi-Reihe. Manche Szenen aus diesem Film kommen einem dafür aber ziemlich bekannt vor, besonders als Holler in die Wohnung einer attraktiven Verkäuferin eindringt und in ihren Sachen herumwühlt. Das erinnert ungemein einen „Tatort“ aus Kiel: „Borowski und der stille Gast“. Deutlich überzeugender als die Szene selbst ist indessen der Fortgang der Handlung: Holler spricht die Verkäuferin an, sie geht mit ihm aus und sogar ins Bett – und dann merkt sie, dass Holler heimlich in ihrer Wohnung war und ergreift panisch die Flucht vor ihm. Hier merkt man hautnah die Verlorenheit Hollers und deswegen wird der Film an dieser Stelle auch richtig fesselnd.
Es geht spannend weiter: Holler (an dessen Täterschaft es mittlerweile keine Zweifel mehr gibt) packt eine Tasche und geht auf eine Pferdeweide. Dort wird er jedoch von Mitgliedern einer Bürgerwehr erwischt, die zum Schutz vor dem Tierschänder gegründet wurde, und rennt in Panik durch die Nacht. Fotografiert ist das Ganze ungemein effektvoll. Warum sich allerdings die Mitglieder der Bürgerwehr lautstark vernehmlich mit Schnaps zuprosten, anstatt still zu lauern, und Holler die Männer trotzdem nicht bemerkt, bleibt verborgen.
Unnötige Ungereimtheiten
Durch diese und andere vermeidbare Ungereimtheiten – warum holt die Polizei Lena Odenthal aus ihrer Kur und weshalb ermittelt Lena trotz Reha weiter? – verliert der insgesamt durchaus spannende Krimi unnötig stark an Glaubwürdigkeit und Wirkung. Mit einem ausgereifteren Drehbuch und vielleicht auch etwas subtilerer Figurenzeichnung hätte der Film darum noch weit besser sein können.