"Storno": Platt, aber unterhaltsam

Das
Das kann ja heiter werden für Rupert Halmer (Max Riemelt): Schon auf dem Weg zu seinem neuen Job in der bayrischen Provinz streikt das Navi, und er knallt in den Handwagen der Bäuerin Olivia (Jeanette Hain). Im Auftrag seines aalglatten Chefs Schulze (Axel Stein) soll er der Landbevölkerung Versicherungen verkaufen. Das geht erst mal gar nicht: Seine Kunden, etwa ein frömmelnder Fischhändler oder eine steinalte Bäuerin ("Im Krieg haben wir auch nichts gehabt"), gespielt von der 88jährigen Erni Mangold, sind ziemlich daneben.
Und der leicht beschränkte, aber umso durchtriebenere Dorfpolizist (Jürgen Tonkel) hat ihn ebenfalls auf dem Kieker. Da will die Bäuerin Olivia eine 100.000 Euro-Lebensversicherung für ihren alten Vater abschließen, der seit langem nur noch röchelt. Halmer, der der hübschen Kellnerin Lena (Amelie Kiefer) imponieren will, ist gleichermaßen verunsichert wie begeistert. Die dafür nötige Gesundheitsprüfung will er von dem Hausarzt Doktor Wedekind (Marcus Mittermeier) durchführen lassen. Doch bald läuft das Vorhaben völlig aus dem Ruder.
Große Thriller als Vorbilder für einen derben Klamauk
Die Komödie von Georg Ludy und Nils-Morten Osburg (Dehbuch) und Jan Fehse (Regie) vertraut auf bewährte Elemente: Da ist ein Mensch unterwegs in einer für ihn ungewohnten Gegend und hat es mit einer unvertrauten Mentalität zu tun wie der Sheriff in "Coogans großer Bluff". Da treten ihm die Einheimischen wie eine Versammlung aus lauter Freaks entgegen. Und bald wird er in eine Handlung verstrickt, die ein paar Nummern zu groß für ihn ist wie Roger Thornhill in "Der unsichtbare Dritte".
Der Film zitiert also große Vorbilder von Don Siegel und Alfred Hitchcock. Auf eine ziemlich spezielle Art freilich: Ausgeklügelter dramaturgischer Feinschliff oder feinsinniger Humor ist seine Sache ganz und gar nicht - das Ganze kommt eher provinziell und wie der Tritt in den Kuhfladen, der Halmer im Verlauf der Handlung natürlich auch nicht erspart bleibt.
Mit anderen Worten: Die Handlung des Films ist ziemlich krachledern und derb und nicht ohne die eine oder andere logische Unzulänglichkeit zusammengezimmert: Warum etwa zu Beginn sowohl der Fischhändler als auch die Bäuerin plötzlich ihre Verträge nach nur einem Tag so mühelos unterschreiben, bleibt ziemlich unerfindlich.
Gute Darstellung von Max Riemelt
Aber am Ende geht es wie in den "Werner"-Comics von Rötger Feldmann: Der Humor zeigt sich auch in seinen makabren Aspekten zwar des Öfteren reichlich platt, aber er funktioniert auf seine Art doch erstaunlich gut. Der anfänglich überforderte Halmer gibt eine passende Identifikationsfigur ab, nicht zuletzt auch durch die Darstellung von Max Riemelt. Der spielt ihn wirklich punktgenau: mit verunsichertem Blick, aber nicht zu hektisch und um Haltung bemüht.
Halmer mag seinen alten Mercedes, den er von seinem Vater geerbt hat, und wünscht sich einem Leuchtturm an der Küste: eine mit liebenswerten Details angereicherte Figur also, wie auch die Bäuerin Olivia, die nur noch weg will, von Australien träumt und mit ihrem Wellensittich auf der Schulter vor dem Schminkspiegel sitzt. Dazu kommen Darsteller, denen man den Spaß an der schrägen Provinzposse richtig ansieht.
Und schließlich noch eine Regie und Kamera, die immer sehr nahe am Geschehen bleiben und dem Zuschauer den Einstieg in diese zwar überzogene, aber mit Charme umgesetzte filmische Parallelwelt sehr erleichtern. So ist den Machern des Films zwar kein Volltreffer in Sachen schwarzer Humor, aber doch ein originelles und unterhaltsames Stück geglückt.