?Tag der Wahrheit?: Alles umsonst
Ein
Von Christian Preußer
Ein tragischer Zufall: An jenem Tag, an dem Schichtleiter David Kollwein seiner Tochter das Kernkraftwerk zeigen will, kommt es zu einem Austritt radioaktiver Stoffe. Die Politik verschweigt den Vorfall, das Kraftwerk bleibt am Netz, doch Kollweins Tochter stirbt zwei Jahre später an Leukämie. Nun will der ehemalige Kernkraftwerk-Mitarbeiter den Tod seiner Tochter rächen und die verantwortlichen Politiker zu einem Geständnis zwingen. Der grandiose Florian Lukas spielt den Rächer mit großer Empathie.
Leider ist Lukas‘ Figur jedoch die überzeugendste, denn der Rest der auftretenden Personen stolpert einigermaßen hölzern durch den 90-minütigen Thriller. Staatsanwältin Marie Hofmann, gespielt von Vicky Krieps, nimmt man die Betroffenheit nicht ab: Ohne irgendeinen nachvollziehbaren Grund entwickelt sie eine seltsame Zuneigung zum Attentäter. Kommissar Jean-Luc Laboetie, gespielt von Benjamin Sadler, kommt ohne jede Autorität und Autonomie daher.
Deutsch-französische Produktion
So wird für den Zuschauer aus dem anfangs rasanten und flotten Plot bald ein reizloses Geduldsspiel: Eine nicht nachvollziehbare und für die Handlung völlig unwichtige Verfolgungsjagd wird vom Zaun gebrochen, ein Sondereinsatzkommando durchs Kernkraftwerk gelotst, und kurz vor dem Showdown stellt sich auch noch heraus, dass der Anschlag von Kollwein auf das Kernkraftwerk zwecklos war. Durch das Geständnis und den Selbstmord eines Verantwortlichen wäre die Wahrheit um das Kraftwerk sowieso an die Öffentlichkeit gelangt.
Interessant immerhin sind die Produktionshintergründe: Die ARD produzierte gemeinsam mit dem deutsch-französischen Sender Arte. So rauschten entsprechend französische, wie auch deutsche Schauspieler durch den Film. Nächste Woche zeigt die ARD die ebenfalls gemeinsam mit Arte ausgeheckte Komödie „Das gespaltene Dorf“. Auch dann wird es wieder um ein Kernkraftwerk gehen.