"Tatort": Drogenrausch und Wahnsinn

Der Kopf von Mike, einem Konsumenten der Droge Crystal-Meth, führt die Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) und seine Kollegin, die Kommissar-Anwärterin Sarah Brandt (Sibel Kekilli) in die Rauschgiftszene von Kiel und der ländlichen Umgebung der Stadt. Auf die Suche nach Bekannten des Toten treffen die Ermittler auf Rita (Elisa Schlott), einst die Freundin des Toten. Sie bekam von Mike erstmals Crystal-Meth und verfiel der Droge rasend schnell.
Rita hat es geschafft, sich von der Droge zu befreien. Eine Zusammenarbeit mit der Polizei lehnt sie ab. Borowski, der sich durch Lisa an seine eigene Tochter erinnert fühlt, übt darum Druck auf sie aus, ihm die Verbindungen der Rauschgifthändler zu verraten. Als Rita ihm zwei Dealer verrät, bringt sie sich in höchste Gefahr.
Bilder wie aus Horrorfilmen
Düstere Bilder eines nebligen Waldes, eine Axt, die ins Bild ragt, bald danach ein abgeschlagener Kopf in einem Gewässer - dieser "Tatort" setzt wirkungsvoll auf ziemlich drastische Bilder, die stark an Horrorfilme erinnern. Wenn es dagegen um die Droge Crystal-Meth geht, ähneln die Szenen einem verführerischen Rausch aus Musik und knallbunten Farben. Umso brutaler das Erwachen im Elend, in der Sucht, den Wahnvorstellungen. Christian Schwochow, der den Film nach einem Drehbuch von Rolf Basedow inszenierte, erspart dem Zuschauer gar nichts.
Die Regie setzt dabei mit Erfolg vor allem auf die herausragend gute Elisa Schlott. Auch wenn die Szenen, die rückblickend zeigen, wie Elisa der Droge verfällt, etwas zu kurz sind und viel zu schnell aufeinander folgen: Schlott lässt diesen dramaturgischen Mangel schnell vergessen. Sie verkörpert das feierwütige Partygirl ebenso überzeugend wie die kaputte Süchtige oder die vorsichtig nach Hilfe suchende junge Frau in den Szenen mit Axel Milberg.
Glaubwürdige Sarah Brandt
Dass Borowski alias Milberg für Rita väterlich-sorgende Gefühle entwickeln darf, ist ein weiterer Pluspunkt des Films. Sonst zeigt er diese Seite seines Wesens seiner jungen Kollegin Sarah Brandt gegenüber. Leider ging das früher oft massiv zu Lasten der Glaubwürdigkeit: Dass eine Polizistin wie Sarah Brandt Epileptikerin ist und das außer Borowski noch niemand mitbekommen hat, ist kaum nachvollziehbar. Aber in diesem "Tatort" kann auch Sibel Kekilli endlich mal glaubwürdig spielen.
An der nötigen Logik mangelt es dem Film an einigen Stellen: So etwa in der Szene, als Rita am Strand von zwei Dealern vergewaltigt wird. Im richtigen Leben ist das wenig glaubhaft: Wäre Rita im richtigen Leben nach einer solchen Tat zur Polizei gegangen und hätte sich untersuchen lassen, hätte eine ärztliche Untersuchung so viele Spuren gefunden, dass keiner der Täter die Tat hätte leugnen können. Ansonsten geriet die Handlung aber glaubhaft und bis zur letzten Minute spannend: So gut war schon lange kein Kieler "Tatort " mehr.