"Weiter als der Ozean": Gut gemeint reicht nicht

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Es sind drei Kinder, und alle haben sie ihre eigenen Probleme: Der sechsjährige Konrad (Luis August Kurecki) steht kurz vor seiner Einschulung und ist immer noch Bettnässer. Der neunjährige Linus (Claas Schroeder) fällt in der Schule durch seinen Jähzorn und seine gewalttätigen Angriffe auf seine Mitschüler auf. Seine Eltern sind ratlos. Und die dreizehnjährige Nele (Emma Bading) raucht, schwänzt die Schule und lässt sich von niemandem etwas sagen. Ihre Mutter (Claudia Geisler-Bading) weiß auch nicht mehr weiter.
Drei Kinder, mit der es die Kindertherapeutin Judith (Rosalie Thomass) zu tun hat. Aber auch ihr Privatleben verläuft nicht eben wunschgemäß: Sie ist gerade frisch nach Berlin gekommen, doch ihr Freund Christian (Golo Euler) will offenbar nicht mehr wie ursprünglich geplant mit ihr zusammenziehen. Mit ihren teils unkonventionellen Ideen macht sie sich an ihrer Arbeitsstelle nicht nur Freunde. Doch dann verirrt sich ein Buckelwal in die Ostsee und sie lernt den Wal-Experten Martin (Robert Gwisdek) kennen.
Kinder ohne echtes Profil
Kennt noch jemand den mittlerweile etwas in Vergessenheit geratenen Ausdruck "Problemfilm"? Der passt hier, denn an Problemen fehlt es in diesem Streifen nicht. Leider aber doch erheblich an Zusammenhang und Dramaturgie: Konrad, Linus und Nele haben außer ihrer Betreuerin Judith nichts gemeinsam. Sie stehen nur rein exemplarisch für Probleme von Kindern und Jugendlichen und werden weder als Charaktere noch von ihrem familiären Hintergrund her sonderlich vertieft. Sie wecken darum auch kein echtes Interesse.
Auch die überzeugend agierenden Kinderdarsteller können daran nur wenig ändern, wobei Konrad noch durch seine bisweilen sehr altklug-philosophischen Sätze nicht gerade glaubwürdig rüberkommt. Auch die realistisch anmutenden Lösungen für die Kinder, die die nicht alle die gewünschten Resultate erbringen, können daran wirklich etwas ändern. Anstatt sich auf einen einzigen Kindercharakter zu konzentrieren, verliert sich die Geschichte in immer neuen Beliebigkeiten.
Viel Stoff, aber keine echte Handlung
Das gilt auch für die Hauptfigur: Das dramatische Potential, dass eine wechselhafte Beziehung zu ihrem Freund geboten hätte, ignoriert das Drehbuch geradezu sträflich. Aber der angedeuteten neuen Beziehung mit Martin geht es ebenfalls nicht viel besser: Nur wenige Szenen haben die beiden gemeinsam und obwohl die Regie das Geschehen visuell ganz passabel in Szene setzt, will die Geschichte einfach nicht zünden. Der ganze Film leidet einfach daran, dass er zwar sicher gut gemeint ist und jede Menge an Stoff und potentiellen Geschichten beinhaltet, aber keine davon spannend oder auch nur schlüssig auserzählt.
Deshalb funktioniert "Weiter als der Ozean" weder als Selbstfindungsgeschichte noch als Jugendfilm oder Sozialdrama. Aber es gibt dennoch einen Grund, ihn bis zum Ende anzusehen: die Hauptdarstellerin. Rosalie Thomass füllt die Rolle der Judith in jeder Sekunde voll aus und erzählt mit ihrem ausdrucksstarken Gesicht auch ganz ohne Text oft in wenigen Sekunden mehr als der ganze Film über neunzig Minuten.
Den ganzen Film gibt es