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"Wer küsst den Doc": Viel zu schwerfällig

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Leander (Peter Sattmann) weiß nicht, dass seine angebliche Freundin Anna Maria (Saskia Vester) wirklich in ihn verliebt ist.
Leander (Peter Sattmann) weiß nicht, dass seine angebliche Freundin Anna Maria (Saskia Vester) wirklich in ihn verliebt ist. © ARD Degeto/Erika Hauri

Gegen sein US-Vorbild kann der Film leider nicht bestehen: Dem kraftlosen Möchtegern-Schwank fehlt es an an Pfeffer.

Zunächst mal zum Guten: Was sich in vielen Freitagabend-Filmen der ARD-Tochter Degeto optisch recht hübsch macht, funktioniert auch hier wieder ganz gut. Die Geschichte spielt in Schliersee, was auch ausdrücklich mehrfach im Dialogtext vorkommt. Und das heißt sonnige Bergkulisse, viel Grün unter blauem Himmel und ein schöner See im Hintergrund. Fast fühlt man sich wie in einem Film aus der Reihe "Die Landärztin".

Zumal auch ein Mercedes-Oldtimer wieder durchs Bild fährt: Diesmal ein 190 SL, dessen Kaufpreis dank Spekulanten und EZB-Geldflut mittlerweile allerdings bei weit über 100.000 Euro liegt. Der Kauf eines solchen Wagens sollte darum speziell zum gegenwärtigen Zeitpunkt gut überlegt sein und dürfte als Spontankauf auch die Mittel eines solventen Zahnarztes übersteigen. Doch genau das passiert in den Film: Dr. Leander Winter (Peter Sattmann) will mit dem Benz nämlich seiner Ex-Frau Franziska (Susanne Uhlen) imponieren. Sie ist angereist, um bei der Hochzeit von Tochter Emily (Nadja Bobyleva) mit Roberto (Sami Loris) dabei zu sein.

Und das bringt den Zahnarzt gleich doppelt in Bedrängnis: Er rechnete damit, dass Franziska, die ihn einst verlassen hat, mit ihrem Freund ankommen würde. Weswegen er auch seine unscheinbare Sprechstundenhilfe Anna Maria Binz (Saskia Vester) dazu überredete, seine Freundin zu spielen. Gleichzeitig ist er von der bevorstehenden Hochzeit seiner Tochter alles andere als begeistert und versucht mit allen Mitteln, das Vorhaben zu torpedieren, etwa durch Einfluss auf den Standesbeamten.

Vorbild "Die Kaktusblüte" nicht erreicht

Ein Zahnarzt, der seine Sprechstundenhilfe anheuert, um etwas vorzuspielen: "Wer küsst den Doc?" erzählt damit eine ähnliche Geschichte wie der US-Film "Die Kaktusblüte" mit Walter Matthau und Ingrid Bergmann und variiert die Grundzüge der Geschichte im Grunde sogar durchaus geschickt. Sympathisch wirkt der Film auch dadurch, dass hier eine Frau als vermeintliches - und später natürlich auch tatsächliches - Liebesobjekt eingeführt wird, die recht bieder rüberkommt.

Saskia Vester spielt diese leicht übergewichtige graue Maus mit intelligenter Zurückhaltung, wodurch die gelegentlichen Ausbrüche von Temperament in der Handlung noch besser zur Geltung kommen. Leider bleiben diese Ausbrüche viel zu selten: Es fehlt nämlich im Gegensatz zum US-Vorbild an guten Gags, temperamentvollen Wortgefechten, komischen Verwicklungen - halt schlicht und einfach an Komödie.

Einfallslos inszeniert

Einige Szenen kennt man zumal schon aus älteren Filmen: Einen Besucher einer Zahnarztpraxis, der mit gefülltem Mund sehr lange warten muss, weil der Zahnarzt gerade etwas Dringenderes zu erledigen hat, gab es etwa schon in "Die Abenteuer des Rabbi Jacob" oder in "Zwei in Teufels Küche".  Dass der Zahnarzt an Höhenangst leidet, ist ebenfalls nicht übermäßig originell. Zumal auch die stocknüchterne Inszenierung samt konventioneller Kamera nicht wirklich mitreißt.

Die Schauspieler, allen voran Peter Sattmann als Zahnarzt und die bemerkenswert präsente Nadja Bobyleva als Tochter Emily bemühen sich durch sanftes Überziehen ihrer Rollen redlich, aus der dünnen Vorlage so etwas wie Komik herauszuholen. Als echtes Boulevardstück bleibt der Streifen jedoch in seiner Schwerfälligkeit stecken. Am Ende steht deswegen da wie Anna Maria Binz am Anfang: Nett und grundgut, aber halt doch ziemlich bieder.

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