"Wie gut ist unser Bier?" Teils oberflächlich

Sternekoch Nelson Müller hatte sich diesmal des deutschen Nationalgetränks angenommen: Bier, seit dem Jahr 1516 nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut. Nach diesem Gebot darf Bier nur Hopfen, Malz (gekeimte Gerste), Hefe und Wasser enthalten. Aber stimmt das alles auch? Nach insgesamt fünf Kriterien nahm Müller das Bier unter die Lupe: Vielfalt, Geschmack, Qualität, Preis und Gesundheit.
Müller besuchte die Schlossbrauerei Rheder in Ostwestfalen. Faszinierend war hier vor allem der Kontrast zwischen der historischen Fassade und der chromglänzenden modernen Brau-Anlage im Innern. Die Brauerei allein schon 11 Sorten. In Sachen Vielfalt trumpft das deutsche Bier aber generell schon mit eindrucksvollen Zahlen auf: Nicht weniger als 1349 Brauereien gibt es in Deutschland, die insgesamt rund 5000 Biere herstellen. Mehr als die Hälfte davon stammt allerdings von Großbrauereien wie Radeberger, Bitburger - und allen voran die als Billigmarke geschmähte Brauerei Oettinger.
Viele Sorten, aber wenig Geschmacksunterschiede
Trotz einer Vielzahl von Sorten wie Kölsch, Weizen oder Schwarzbier bleibt das heimische Lieblingsbier mit rund 50 Prozent Marktanteil das Pils. Mit der Vielfalt des Geschmacks sieht es dagegen gar nicht so eindrucksvoll aus: Von den vielen Sorten Hopfen, der im Wesentlichen den Biergeschmack dominiert, werden vor allem vier Sorten verwendet. Dementsprechend schwierig ist es selbst für geübte Biertrinker, die verschiedenen Sorten auseinanderzuhalten.
Ein Blind-Test in der deutschen Biermetropole Bamberg zeigte es eindrucksvoll: Nicht einmal geübte Biertrinker waren in der Lage, ihr heimisches Bier von Billigsorten zu unterscheiden. Das Ergebnis wurde durch eine chemische Untersuchung bestätigt: Die Biere enthielten im Wesentlichen den gleichen Anteil Stammwürze, Bitterstoffe und den gleichen Alkoholgehalt. Allerdings wirkte das Ergebnis oberflächlich: Enthält denn das alkoholfreie Bier ebenfalls den gleichen Anteil Stammwürze und Bitterstoffe? In diesem Zusammenhang hätte man sich zudem auch einmal einen Vergleich zwischen Flaschenbier und Fassbier gewünscht.
Die Zusammensetzung des Bieres nach dem Reinheitsgebot ist nur noch eingeschränkt gültig: Beim Brauen kommen unter anderem das Mineral Kieselgur und der Kunststoff PVPP zum Einsatz, um das Bier besonders klar zu filtrieren. Solche Bestandteile werden aber wieder herausgefiltert, weil sie nicht im Endprodukt enthalten sein dürfen. Erlaubt hingegen ist Zucker-Couleur aus Zucker, Natron und Essig, um einem Bier die gewünschte Farbe zu geben.
Entweder Fahren oder Trinken
Als es um die Wirkung des Bieres auf die Gesundheit ging, kam nicht viel Neues heraus: Dass es nicht das Bier selbst ist, sondern der durch die Bitterstoffe verstärkte Appetit auf deftiges Essen, ist nichts Neues. Und der Fahrtest unter Alkohol auf abgesperrtem Gelände wurde an einer Stelle mit einer völlig falschen Begründung präsentiert: Männer können gegenüber Frauen nicht deswegen mehr Bier trinken, weil sie größer oder schwerer sind, sondern weil sie im Vergleich zu Frauen - die einen höheren Anteil an Körperfett besitzen - einen höheren Wasseranteil haben.
Bei ihnen verteilt sich der wasserlösliche Alkohol also besser. Aber der Fahrtest am Ende zeigte trotzdem noch einmal deutlich die Gefahren von Alkohol am Steuer auf: Es sollte für Männer wie Frauen selbstverständlich sein, nach dem Genuss von Alkohol - egal, ob Wein oder Bier und egal, in welcher Menge - auf das Steuern eines Fahrzeugs zu verzichten.