Der Fall Serebrennikov

Acht Monate dauert der Hausarrest für Kirill Serebrennikov bereits. Dem russischen Künstler, erfolgreichen Intendanten des Gogol-Centers, Filmemacher und Opernregisseur wird mittlerweile vorgeworfen,
Acht Monate dauert der Hausarrest für Kirill Serebrennikov bereits. Dem russischen Künstler, erfolgreichen Intendanten des Gogol-Centers, Filmemacher und Opernregisseur wird mittlerweile vorgeworfen, an die zwei Millionen Euro veruntreut zu haben. So behaupten die Behörden, dass es eine Aufführung vom „Sommernachtstraum“ der von ihm geleiteten Theatergemeinschaft „Siebtes Studio“ nicht gegeben habe. Dabei soll es eine Videoaufnahme der Uraufführung und weiterer Vorstellungen gegeben haben, zudem Aussagen von Zuschauern, die anwesend waren.
Bei Anklage drohen dem 47-Jährigen zehn Jahre Haft. Dahinter wird der Versuch des Kreml vermutet, einen unbequemen Kritiker zum Schweigen zu bringen. Die Kunst Serebrennikovs ist in Russland hoch angesehen. Beim russischen Theaterpreis „Goldene Maske“ wurde er vor zehn Tagen als bester Opernregisseur ausgezeichnet. Sein neuer Film „Leto“ (Sommer) läuft beim Festival in Cannes im Wettbewerb. Sein Fall wird inzwischen in den höchsten Kreisen verhandelt. Selbst Bundespräsident Steinmeier hat ihn auf seiner Reise nach Russland im Oktober angesprochen. Die Wiesbadener Maifestspiele (30. April bis 31. Mai) zeigen Serebrennikovs Bearbeitung von Nikolai Nekrasovs Gedicht „Who is Happy in Russia?“ und seinen Film „Der die Zeichen liest“ (2016). bbo