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Hier fehlte der rote Faden

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Von: Katja Sturm

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Ute Lemper und die HR-Bigband gaben beim Rheingau-Musik-Festival im Schloss Johannisberg ein gemeinsames Konzert, für das sie hörbar wenig geübt hatten.

Ute Lemper hatte es vermutlich geahnt: dass sich nicht verbergen lassen würde, dass sie und die HR-Bigband nicht oft gemeinsam geübt hatten für das Konzert beim Rheingau-Musik-Festival. Entsprechend erklärte die Sängerin kurz nach Betreten der Freiluft-Bühne auf dem Gelände des Schlosses Johannisberg in Geisenheim, dass man das Programm für die traditionelle Jazz-Matinee am Tag zuvor „zusammengewürfelt“ habe. So hörte es sich auch an.

Der Reise durch die Welt fehlte ein roter Faden. Die Künstlerin versuchte deshalb bei ihren Ansagen nicht mal, eine Verbindung zwischen zwei aufeinanderfolgenden Stücken herzustellen. Zudem hüpfte sie zwischen Südamerika und Europa hin und her, um mehrmals ihre durchaus bewegenden Interpretationen der Liebeslyrik des Chilenen Pablo Neruda zum Besten zu geben.

Doch in erster Linie litt dieser Vormittag an der fehlenden Abstimmung zwischen Lemper und dem von Ed Partyka geleiteten Orchester. Oft übertönte Letzteres die wandelbare Stimme der Solistin, oder die beiden verfehlten einander um hörbare Sekundenbruchteile. Immer wieder wandte sich die Musicaldarstellerin, die sich in ihrem langen grau-schwarzen Kleid ansonsten kaum bewegte, den Instrumentalisten zu, um ihnen mit Gesten zu bedeuten, dass sie sich zurückhalten mögen.

Beide legten sich ins Zeug: Die Solisten an Saxofon oder Posaune beeindruckten, und auch Lemper entlockte ihrer Kehle die unterschiedlichsten Laute, ließ ihre Stimme mal rauchig, mal kräftig klingen, trieb sie nach oben, um ganz tief zu landen. Allerdings ähnelte das Ergebnis oft mehr einem grimmigen Duell, als dass man sich, wie gerne gehört, gegenseitig hochgeschaukelt hätte. Erst im zweiten Teil, als Mackie für Deutschland sein Messer zog und Lemper sich dafür genüsslich viel Zeit nahm, gestaltete sich das Zusammenspiel etwas harmonischer.

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