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Howard Carpendale: Immer noch mittendrin

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Howard Carpendale in Aktion auf der Frankfurter Konzertbühne.
Howard Carpendale in Aktion auf der Frankfurter Konzertbühne. © Julian Sajak

Zum dritten Mal in vier Monaten sagt Schlager-Pop-Ikone Howard Carpendale in der Frankfurter Jahrhunderthalle „Hello Again“.

Howard Carpendale befindet sich in absoluter Plauderlaune. Erst vor Minuten startete das Urgestein samt elfköpfigem Begleitensemble mit dem erdig verrocktem Titelsong seines jüngsten Albums „Wenn nicht wir“, da platzen verbal gleich mehrere Themenkomplexe aus ihm heraus: Sein Alter, die Anforderungen in der finalen dritten Lebensphase, und dass er in wenigen Monaten erstmals Opa wird.

Minutenlang lässt sich der im Januar 72 Lenze gewordene Sänger mit über 50-jähriger Künstlerkarriere hierzulande über die gottgegebenen Umstände aus. Witzelt über sein fortgeschrittenes Alter, feilscht spitzfindig um Begrifflichkeiten. Höre er doch häufig seltsame Komplimente wie „Du schaust aber für dein Alter noch gut aus“ – das mag der gebürtige Südafrikaner genauso wenig, wie wenn ihn jemand „Howie“ nenne. Bei seinen launigen Du-auf-Du-Plaudereien mit der treu eingeschworenen Gemeinde aus gleich mehreren Fangenerationen sitzt Howard Carpendale lässig auf einem Barhocker und gibt ziemlich überzeugend den Stand-Up-Comedian. Dass er sich beim Gastspiel in der Alten Oper im vergangenen Oktober an etwa den gleichen Stichwörten abarbeitete, nimmt die nach wie vor noch immer mehrheitlich weibliche Zuhörerschaft gerne in Kauf.

Auch das Repertoire aus mehr als zwei Dutzend Songs unterscheidet sich bis auf ganz wenige Ausnahmen nur unwesentlich. Beim jüngeren Material wie „Unter einem Himmel“, „Immer noch da“, „Würdest du wissen“ und „Das Lied, das Leben heißt“ geben Carpendale und sein mit immerhin vier Chorsängern, zwei Gitarristen, Pianist, Bassist, Saxofonist, Schlagzeuger und Perkussionist bestücktes Ensemble sich entweder betont verrockt, oder es klingt nach sozialkritischem Sänger und Songschreiber.

Tuchfühlung kann der mittlerweile recht füllig gewordene Charmeur auch, als er bei der Folk-Pop-Ode „Milliarden Geschichten“ minutenlang durch die Sitzreihen streift. Da drückt er Hände, lässt Umarmungen zu und posiert für Selfies. Kaum zurück, kredenzt er weitere Geschichten für die Boulevardpresse: Nicht nur, dass sein erstgeborener Sohn Wayne samt schwangerer Gattin Annemarie den Weg nach Frankfurt fand. Auch sein jüngerer Sohn Cass, der in den USA lebt, gesellte sich überraschend hinzu und machte seiner Freundin während des nachmittäglichen Soundchecks in der Jahrhunderthalle einen Heiratsantrag.

Zur leidenschaftlichen Euphorie neigt das im Mitmachmodus befindliche Publikum allerdings immer erst dann, wenn Howard Carpendale die von den Fans abgöttisch geliebten Songaltlasten vom Stapel lässt: Gleich, ob „Hello Again“, „Fremde oder Freunde“, „. . . dann geh doch“, „Tür an Tür mit Alice“, „Ti Amo“ oder „Nachts, wenn alles schläft“ anstehen, es macht sich Freudentaumel breit.

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