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„Revolver“ – das erste moderne Pop-Album erscheint im neuen Glanz

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Albumveröffentlichung - «Revolver» von The Beatles
Die neue Deluxe-Edition der Beatles-LP Revolver © Apple / Universal

Das legendäre Beatles-Album „Revolver“ litt jahrzehntelang unter einem lausigen Stereo-Sound. Dank neuster Technik erstrahlt das Meisterwerk nun in neuem Glanz.

Mit „Revolver“ reißen die Beatles 1966 endgültig die Grenzen der Popmusik nieder. Nie wieder zeigen sie sich so selbstbewusst und als gleichberechtigte Einheit. George Harrison, bis dahin im Schatten von Lennon/McCartney, legt mit dem sarkastischen Rocker „Taxman“ los und wagt sich mit seinem ersten Indien-Song hervor. John Lennon hebt völlig ab – seine Wunderland-Weisen klingen wie die LSD-Trips, die er zu dieser Zeit einwirft („Doctor Robert“ ist eine Ode an seinen Dealer), und im abschließenden Geniestreich „Tomorrow never knows“ rezitiert er das tibetanische Totenbuch, derweil Ringos Drums rückwärts abgespielt werden und allerlei Soundschleifen das Lied mitreißen wie ein Fluss. Die formalen Experimente sind Paul McCartneys neuem Avantgarde-Interesse geschuldet – kompositorisch zeigt er sich klassizistisch: „Eleanor Rigby“ und „For no one“ sind Kammerpop pur, „Here, there and everywhere“ sein schönstes Liebeslied. Nebenbei schreibt Paul Ohrwürmer („Good Day Sunshine“) und für Ringo den Kindergarten-Shanty „Yellow Submarine“. Und alles passt irgendwie zusammen.

Das erste moderne Popalbum wird an diesem Freitag richtig aufpoliert wiederveröffentlicht. Zwar gab es in der Vergangenheit bereits Remaster, aber die tasteten den originalen Stereo-Mix nicht an. Giles Martin, Sohn von Original-Produzent George, darf das – und er kann es, wie er bereits bei „Sgt. Pepper‘s lonely Hearts Club Band“ und dem Weißen Album bewiesen hat. Zuhilfe kommt ihm neueste Technik - denn eigentlich sind die Aufnahmen auf einem Zweispur-Tonband eingefroren. Erst im Zuge der Arbeiten an dem „Get back“-Projekt, an dem Martin beteiligt war, wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem man die einzelnen Instrumente und Stimmen isolieren konnte - bei „Revolver“ wirkt das segensreich. Martin sorgt für einen harmonischeren Zusammenklang, wo früher die Instrumente brutal im linken und rechten Kanal getrennt waren. Manche Details kommen erst jetzt so richtig zur Geltung.

Die umfassende Deluxe-Variante bietet zudem frühe Song-Versionen (erhellend: „Yellow Submarine“ war in seiner Ur-Form eine traurige Lennon-Ballade über eine sterbende Stadt), den Mono-Mix des Albums und die 1966 parallel erschienene Single „Paperback Writer“ / „Rain“. Ein wahrer Schatz ist das dicke Buch, das die Geschichte des Albums erzählt – als Krönung hat Beatles-Freund und Cover-Designer Klaus Voormann eine Graphic Novel darüber verfasst, wie es war, eine ikonische Plattenhülle zu entwerfen.

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