In Leipzigs Klangtradition
Andreas Köhs und sein Kurt-Thomas-Kammerchor stellten Werke von fünf Leipziger Thomaskantoren in der Frankfurter Dreikönigskirche vor.
Von Markus Kuhn
Heute hat das Amt des Kantors der Leipziger Thomaskirche ein gewaltiges Renommee. Das war nicht immer so. Telemann und Mendelssohn schlugen ein Stellenangebot des Rates der Stadt Leipzig aus. Dafür war Johann Sebastian Bach, der Thomaskantor schlechthin, einst nur dritte Wahl.
Zum zwanzigjährigen Jubiläum des Kurt-Thomas-Kammerchors gab Andreas Köhs, Kantor und Organist der Dreikönigskirche, mit seinem Chor, der nach dem einstigen Thomaskantor benannt ist, der vor allem auch in Frankfurt gewirkt hat, ein Konzert mit A-cappella-Werken von fünf Leipziger Thomaskantoren.
Von J. S. Bach ausgehend (Motette „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ BWV Anh. 160) wurden Werke seiner Nachfolger vorgestellt. Im Mittelpunkt stand die große A-cappella-Messe in f-Moll von Moritz Hauptmann, der 1842 auf Empfehlung von Felix Mendelssohn Thomaskantor wurde. Aus dem homogen klingenden, blitzsauber vorbereiteten dreißigköpfigen Kammerchor traten hierbei Julia Brock, Franziska Mader, Andreas Klopp und Daniel Starke als Solisten hervor. Die Messe im zeitgenössischen Kirchenstil erinnert in ihrer Kompositionsweise an Mendelssohns Meisterschaft, obwohl ihre Melodik zwar gefällig, aber nicht so eingängig ist.
Außerdem erklangen von Johann Heinrich Doles (zu dessen 300. Geburtstag) „Lobe den Herrn meine Seele“, die Chorfuge „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“ von Johann Gottfried Schicht (Thomaskantor 1810–1823) und ein „Ave verum corpus“ von Ernst Friedrich Richter (Thomaskantor 1868–1879). Als Intermezzo mit meditativer Sogwirkung spielte Köhs an der großen Schuke-Orgel in Prinzipalchorregistrierung mit gestochen klarer Ansprache der Pfeifen das Präludium und die Fuge in a-Moll, BWV 543.