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Ein liebestoller Spitzbube mit diabolischen Zügen

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Der Schauspieler Klaus Maria Brandauer und der Geiger Daniel Hope beschäftigten sich beim Rheingau-Musik-Festival im Wiesbadener Kurhaus mit dem Mythos „Don Juan“.

Glücklicherweise kommen die meisten Männer nicht in die Verlegenheit einer solch überbordenden Potenz – alleine mehr als tausend Frauen in Spanien und noch einige hundert in anderen südeuropäischen Ländern: Dieser Liebes-Stress wirft den stärksten Kerl um. Gleichwohl oder gerade deshalb blieb „Don Juan“ über Jahrhunderte hinweg für Dichter wie Tonsetzer ein Mythos. Man verdankt dem liebestollen Spitzbuben mit „Don Giovanni“ eine der schönsten Opern Mozarts. Zahlreiche Kunstlieder gehen mit Lyrik zum Thema einher.

Beim Abend mit Klaus Maria Brandauer (Rezitation) und Daniel Hope (Violine) ging es mehr um „Lieder ohne Worte“. Hope musizierte allein, so dass die von Brandauer mit diabolischer Schläue gewürzten Texte mit dem kraftvollen Ton der Solo-Geige einen künstlerischen Organismus bildeten – nicht zuletzt überlappten sich Text und Musik zu einem großen Ganzen.

Brandauer schritt quer durch die Weltliteratur, erwähnte einen Vorstadt-Don-Juan aus dem Werk Ödön von Horváths, zeigte die Sicht eines Charakteranalytikers Molière, und auch Sigmund Freud und Heinrich Heine durften in den ihnen eigenen Blickwinkeln nicht fehlen. Gerade die Wiedergabe der Texte der österreichischen Literaten ging Brandauer naturgemäß besonders authentisch über die Lippen. Seine großen darstellerischen Qualitäten übertragen sich auch auf das von ihm am Pult gesprochene Wort. Dazu kam mit Hope ein adäquater Musiker mit Sinn und Gefühl für Außergewöhnliches. Schon früher arbeiteten die beiden Künstler zusammen. „Don Juan“ wird hoffentlich nicht das letzte Projekt beider gewesen sein. Man würde ihnen jedenfalls gerne wieder beim Rheingauer Festival begegnen. Ge

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