Morgenstern leuchtet über dem Abendland
Drei weihnachtliche Konzerte lockten am zweiten Feiertag in die Frankfurter Innenstadt-Kirchen Heiliggeist, Dreikönig und Sankt Katharinen.
Das Kammerorchester der Frankfurter Solisten ist mit seinem Leiter Vladislav Brunner jr. eine feste Größe beim Kirchenmusikverein in der Heiliggeistkirche. Diesmal blieb es allein dem Barock verpflichtet. Mit Händels Concerto grosso G-Dur nahm das Weihnachtskonzert einen frischen, heiteren Auftakt, zu dem auch das Trompetenkonzert des Bach-Zeitgenossen Gottfried Heinrich Stölzel sehr gut passte. Der Solist Markus Bebek brachte einen vollen, warmen Ton zur Geltung und hatte bei den Intonationen keinerlei Probleme. Auch die jungen Solistinnen Marie Tetzlaff (Oboe) und Lea Hausmann (Violine) schienen für das betörende Doppelkonzert d-Moll von Bach (BWV 1060) wie geschaffen. Hier wirkten die Frankfurter Solisten wieder ausgesprochen spritzig und motiviert.
Eine kleine Replik auf die zurückliegende Adventszeit lieferte der Kurt-Thomas-Kammerchor mit seinem Leiter Andreas Köhs beim Weihnachtskonzert in der Dreikönigskirche am Mainufer: „Übers Gebirg Maria geht“ vom alten Johann Eccard aus dem 16. Jahrhundert und die aus unseren Tagen stammende Fassung von „Maria durch ein Dornwald ging“ (Udo Baake) kann man auch am Weihnachtstag noch gut und ergriffen anhören. „Machet die Tore weit“ von Andreas Hammerschmidt ist ebenso ein Klassiker wie der introvertierte „Advent“ aus den „Sechs Sprüchen“ von Mendelssohn.
Maria am Mainufer
Kantor Köhs blieb sich aber auch bei diesem Konzert darin treu, seinem Publikum immer wieder hörenswerte Raritäten zu bieten. Diesmal war es vor allem die Weihnachtskantate „O heilige Zeit“ von Johann Kuhnau, der als direkter Vorgänger von Bach an der Leipziger Thomaskirche zudem ein sehr origineller Komponist war. Zwischendurch ermöglichte der Kantor und Organist seinen Sängern eine Verschnaufpause – „Carillon de Westminster“ von Louis Vierne ist ein volles, ausdrucksstarkes Stück.
Ein reich gegliedertes weihnachtliches Programm lag dem Konzert mit Martin Lücker (Orgel) und Timon Führ (Bariton) in der Katharinenkirche zugrunde. Der Barockmeister Giovanni Battista Bassani schuf – nomen est omen – eine Kantate für tiefe Stimme und Generalbass, „Nascere, nascere, dive puellule“, die der kurzfristig eingesprungene Bariton in all ihren Nuancen ausdrucksvoll mit warmer Stimme vorstellte. Die Truhenorgel im Altarraum diente Lücker zunächst bei sieben Bach-Fughetten über Advents- und Weihnachtslieder als geeignetes Instrument für einen milden, weichen Klang. In diesem Sinne erklangen auch die drei Lieder aus dem Schemellis-Gesangbuch („Ich steh an Deiner Krippen hier“), bei denen sich der Sänger wieder äußerst stimmungsvoll in die Atmosphäre von Bethlehem einfügte.
Zu einem wirkungsvollen Kontrast kam es im zweiten Konzertteil, den beide Künstler von der Empore aus gestalteten: Zuerst gab es die schroffe Choralfantasie „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ von Reger, von Martin Lücker in allen Facetten präzise ausgeleuchtet, und dann als Abschluss die kindlich-reizvollen Weihnachtslieder von Peter Cornelius, von denen letzteres dem Konzert auch sein Motto gab: „Drei Kön’ge wandern aus Morgenland“.