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Wahre Denker sind immer im Dienst

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Philosoph Bazon Brock ist auch mit 80 noch ein Querdenker.
Philosoph Bazon Brock ist auch mit 80 noch ein Querdenker. © Horst Ossinger (dpa)

Der wortgewaltige Ästhetik-Professor und Zivilisationskritiker Bazon Brock ist ein Experte für unlösbare Probleme im Alltag. Heute wird er 80 Jahre alt.

Von DOROTHEA HÜLSMEIER (DPA)

Alltagsästhetiker, Altvorderer des Happenings, Künstler ohne Werk – Bazon Brock ist kaum zu beschreiben. Der emeritierte Ästhetik-Professor hat ein umfangreiches denkerisches Werk geschaffen und viele Bücher geschrieben, doch man muss ihn reden hören. Am heutigen Donnerstag wird der agile und wortgewaltige Philosoph, der seit Jahrzehnten in Wuppertal lebt, 80 Jahre alt. Brock ist ein „Vordenker“, wie es sie heute nur noch wenig gibt. Sich selbst bezeichnet Brock als „Denker im Dienst“. Der Vorname Bazon ist übrigens ein Pseudonym des 1936 im pommerschen Stolp geborenen Jürgen Johannes Hermann Brock. Sein Lateinlehrer hatte ihm den aus dem Griechischen stammenden Spitznamen „Schwätzer“ verpasst.

Und das wohl nicht ohne Grund. Wer Brock in seinem Haus auf den Hügeln des Bergischen Lands besucht, sollte auch heutzutage viel Zeit mitbringen. Von Abraham über das antike Rom, den „Islamischen Staat“, Parteiprogramme, EZB, Griechenlandhilfe, Flüchtlinge, Merkel bis hin zur AfD führt Brocks philosophische Tour. „Haben Sie das verstanden?“, fragt er streng nach einer knappen Stunde. Am Ende hat immer Brock Recht.

Nach Stationen in Berlin und Wien übernahm Brock 1991 die Professur für Ästhetik und Kulturvermittlung an der Universität in Wuppertal, bis er 2001 emeritiert wurde. Schon mit 29 Jahren bekam der gelernte Dramaturg und Doktor der Philosophie eine Ästhetik-Professur in Hamburg.

Kunst studierte Brock nie, doch er gehörte in den 60er und 70er Jahren zu den wichtigsten Kunstvermittlern. Brock veranstaltete Happenings mit Joseph Beuys. Er hielt auf dem Kopf stehend Vorträge und warf seine Schuhe in den Ätna. Seit 1968 brachte er mit seinen Besucherschulen“ auf der Kasseler Documenta den Menschen Kunst nahe. Philosophie hat bei Brock einen praktischen Alltagswert. Mit Peter Sloterdijk organisierte er die „Profi-Bürgerbewegungen“ in Karlsruhe, um den Bürger als Wähler, Patienten oder Konsumenten zu „professionalisieren“.

Seit Ende 2011 hat Brocks Denken einen realen Ort – die „Denkerei“ in Berlin. Mitten in Kreuzberg hat das „Amt für Arbeit an unlösbaren Problemen und Maßnahmen der hohen Hand“ seinen Sitz. Die „Denkerei“ ist ein Ort zum Querdenken. „Wir bemühen uns, der öffentlich verbreiteten Ideologie entgegenzusteuern“, sagt Brock.

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