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Yoko Ono wird 85 Jahre alt

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Yoko Ono, hier 2016 in Mexiko-Stadt bei der Eröffnung ihrer Ausstellung ?Land of Hope?, gibt die Hoffnung auf Frieden in der Welt nicht auf und macht das Siegeszeichen.
Yoko Ono, hier 2016 in Mexiko-Stadt bei der Eröffnung ihrer Ausstellung ?Land of Hope?, gibt die Hoffnung auf Frieden in der Welt nicht auf und macht das Siegeszeichen. © Sashenka Gutiérrez (EFE)

Mit ihren Happenings gab die Ehefrau des einstigen „Beatles“ der Musik eine Inszenierung: auf der Bühne der Politik oder auch öffentlich im Bett.

Aktionskunst will die Trennung zwischen Kunst und Leben aufheben. Niemand hat das spektakulärer demonstriert als John Lennon und Yoko Ono. In der Nacht auf den 25. März 1969 beginnt das frisch vermählte Paar aus New York sein berühmtes Bett-Happening in einer Suite des Amsterdamer Hilton-Hotels. Auf dem Höhepunkt des Vietnamkriegs wollen der Musiker und die Fluxuskünstlerin mit ihrer abstrakten Aktion und Slogans wie „Bed Peace“ und „Hair Peace“ für den Frieden demonstrieren. Dabei werden sie eine Woche lang umzingelt von Reportern aus aller Herren Länder, die ihre Botschaft in die Welt hinausposaunen sollen. Vom 26. Mai bis 2. Juni legen sich Lennon und Ono im Hotel Fairmont The Queen Eisabeth in Montreal noch einmal ins Bett. Im Pyjama geben sie Händchen haltend und mit sanfter Stimme Interviews: „Wenn Hitler und Churchill im Bett geblieben wären, wären heute noch viele Menschen am Leben.“ Bei dieser Fluxus-Kunst-Aktion entsteht die Friedenshymne „Give Peace A Chance“. Sie wird zu einem Klassiker der Rockmusik.

Doch zunächst stellt sich kein Frieden ein, denn Yoko Ono wird angegriffen von „Beatles“-Fans, die glauben, die am 18. Februar 1933 in Tokio geborene Avantgardistin, die am morgigen Sonntag 85 Jahre alt wird, habe die Band auseinandergebracht. In den kommenden 40 Jahren gehörte es bei Ex-„Beatle“ Paul McCartney und Yoko Ono zum guten Ton, ihre Feindschaft öffentlich zu pflegen. Erst 2012 schließt McCartney Frieden mit der Witwe seines 1980 erschossenen Freundes.

Zirpen der Konzepte

Die Bed-Ins haben auf die Konflikte in der Welt wenig Einfluss genommen, aber die Bilder aus dem Bett sind unvergessen. Yoko Ono möchte noch immer die Welt friedlicher machen. „Ich bin nicht so naiv zu glauben, ein Künstler könne den Weltfrieden herbei schaffen“, sagte sie auf Nachfrage. „Aber ich kann helfen, Wunden zu heilen. Zum Beispiel mit Musik.“

Onos und Lennons erstes gemeinsames Album „Unfinished Music No. 1 – Two Virgins“ löst 1969 einen Skandal aus: Beide sind auf dem Cover nackt zu sehen. Ein Teil der Auflage wird von der Polizei beschlagnahmt. „Musikalisch betrachtet war es eine unheimlich gute Platte“, findet Ono rückblickend“. Damals hat das aber niemanden interessiert. Alle regten sich nur über das Cover auf. “ Das Nachfolgewerk erscheint unter dem Titel „Unfinished Music No. 2 – Life With The Lions“. Die erste Seite der LP enthält einen Konzertmitschnitt aus der Mitchell Hall in Cambridge, wobei eine kreischende Yoko Ono den „Gesangspart“ übernimmt und Lennon auf der E-Gitarre zirpende und fiepende Rückkopplungen erzeugt. Die Show gilt heute als die verstörendste Performance in der Geschichte der Rockmusik.

Yoko Ono erinnert sich: „Die Platte wurde teils bei einem Auftritt von John und mir an der Universität von Cambridge und teils in einem Londoner Krankenhaus aufgenommen, wo ich wegen einer Fehlgeburt behandelt wurde. John spielte in Cambridge eine unglaubliche Gitarre. Es waren kaum mehr als 500 Leute da. Von der Bühne aus konnte ich die Gesichter im Publikum erkennten. Die Blicke waren sehr ernst, weil sie von uns überhaupt nicht das kriegten, was sie erwarteten. Für mich war diese Musik von Anfang an etwas Großartiges. Ich konnte nie verstehen, warum die Leute sie schrecklich fanden“.

Nach drei experimentellen Alben, auf denen Ono mit ihrer ausgebildeten Opernstimme die ungewöhnlichsten Töne und Schreie erzeugt, gründen die beiden 1969 die „Plastic Ono Band“. Deren Debüt „John Lennon/Plastic Ono Band“ gilt wegen kritischer und aufrüttelnder Songs wie „Give Peace A Chance“ als das „ehrlichste Rockalbum aller Zeiten“.

Urschrei der Gitarre

Das erste Konzert von John Lennon nach den „Beatles“ geht 1971 in Toronto über die Bühne. Neben Yoko Ono ist Gitarrengott Eric Clapton mit von der Partie. Mit herkömmlicher Popmusik hat dieses Happening allerdings nicht viel zu tun. Auf dem Programm ein einziger Akkord und ein markerschütternder Urschrei von Yoko Ono. Als Konzeptkünstlerin ist Ono mittlerwiele anerkannt. Zu ihrem 80. Geburtstag richtete ihr die Frankfurter Schirn eine Ausstellung aus.

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