Ein ziemlich netter Abend auf einem übergroßen Sofa
Regisseurin Mascha Pitz bringt die Erfolgskomödie „Ziemlich beste Freunde“ auf die Bühne der Bad Vilbeler Festspiele.
Die Komödie „Ziemlich beste Freunde“ von Eric Toledano und Olivier Nakache gehörte 2011 weltweit zu den erfolgreichsten Filmen. Allein in ihrem Entstehungsland Frankreich lockte die Geschichte um den nach einem Paragliding-Unfall vom Hals ab gelähmten Philippe und seinen Hilfspfleger Driss, die auf einer wahren Begebenheit beruht, mehr als 19,2 Millionen Zuschauer in die Kinos. Nun hat Regisseurin Mascha Pitz sie auf die Bühne der Bad Vilbeler Burgfestspiele gebracht.
Es ist stets keine einfache Aufgabe, eine populäre und im Original bestens funktionierende Vorlage für das Theater zu adaptieren. Immerhin war das Interesse daran im Vorfeld so groß, dass die Inszenierung von ihrem ursprünglich vorgesehenen Spielort im Burgkeller in den mehr Raum bietenden Innenhof verlegt und verlängert wurde. Letzteres ist auch nötig, will man die verschiedenen Facetten der ungewöhnlichen Freundschaft, einerseits die Tragik, andererseits den Humor, ausreichend beleuchten. Selbst so bleibt ein wichtiger Teil der Handlung unberücksichtigt: Die familiären Probleme des aus der Unterschicht stammenden Driss werden nur angedeutet, aber nicht weiter ausgeführt. Für den Kern des emotionalen Geschehens spielen sie zwar eine untergeordnete Rolle; ein bisschen näher hätte man aber denjenigen, die Buch und Film nicht kennen, erklären dürfen, warum sich die Wege der beiden Protagonisten schließlich trennen.
Vorauseilendes Gelächter
Ansonsten halten sich die vier Darsteller sehr an das Drehbuch, was bisweilen zu vorauseilendem Gelächter im Publikum sorgt. Wolfram Boelzle gibt den Philippe, und da es ihm in der Rolle des Tetraplegikers versagt ist, seine Arme zu benutzen, setzt er voll und ganz auf Mienenspiel. Obwohl man nicht gerade zimperlich mit ihm umgeht, gibt es kein ungewolltes Zucken zu beobachten, und der Stuttgarter weiß als oft leicht amüsierter und auf eigenwillige Art belebter Patient zu überzeugen. Stephan Appleton als vorlauter und hemmungsloser Driss, der sich eigentlich nur um die Stelle bewirbt, um dem Arbeitsamt sein vergebliche Bemühen nachweisen und Unterstützung abstauben zu können, kommt derweil ein wenig zu gut gelaunt daher, seine Lässigkeit wirkt aufgesetzt. Anderseits sorgt er nicht nur mit seiner engagierten Tanzeinlage zu „Boogie Wonderland“ von „Earth, Wind & Fire“ für beste Stimmung.
Die anderen beiden Schauspieler zeigen sich variabel: Susanne Buchenberger, als Hausangestellte und Sekretärin Magalie den Avancen des neuen Mitbewohners nicht abgeneigt, verbiegt sich noch als abgedriftete Kunsthändlerin. Für Martin Müller wird es ebenfalls sportlich, denn sowohl als Pflegelehrer wie auch als Polizist kommt er ohne Actionszenen nicht aus. Besonders stark ist er jedoch in den leiseren Momenten als Alternativpflegekraft, in denen sein Gesichtsausdruck zu Lachtränen rührt.
Monströses Kanapee
Für das Bühnenbild hat Thomas Unthan ein überdimensionales Kanapee konstruiert, dessen vier Elemente sich leicht verschieben lassen und so auch mal als Sichtschutz oder Diner-Restaurant dienen. Man wird zwar den Eindruck nie los, dass es einfachere Möglichkeiten gegeben hätte; andererseits spiegelt die monströse Sitzgelegenheit die Steifheit wider, in die hinein Driss bei seiner Ankunft in der Villa des wohlhabenden Philippe platzt.
Allen Befürchtungen zum Trotz funktioniert die Story auch in dieser Version. Für die Außenszenen wie eine Verfolgungsjagd mit der Polizei im Maserati oder einem Flug mit dem Gleitschirm wurden geschickte Lösungen gefunden. Allein das Herz bleibt weniger berührt, da Pitz in erster Linie auf den Witz setzt. Einen ziemlich netten Abend verbringt man mit den beiden Freunden aber allemal.