Ziemlich peinlich, „Onkelz“!

Auf den Konzerten der „Böhsen Onkelz“ sind Journalisten nicht willkommen. Beim Tourauftakt in Frankfurt sperrt die Band wieder mal die Presse aus. Haben die Herren was zu verbergen? Oder etwas nicht verstanden?
Eigentlich sollte hier ein Konzertbericht vom Tourauftakt der „Böhsen Onkelz“ in der Frankfurter Festhalle stehen. Gründe für eine Berichterstattung gibt es viele: Zum ersten Mal seit zwölf Jahren geht die Frankfurter Rockband wieder auf Tour, ist jüngst mit ihrem Comeback-Album „Memento“ auf dem ersten Platz der Charts gelandet, die Platte wurde mittlerweile für über 100 000 verkaufte Exemplare mit „Gold“ ausgezeichnet. Die Deutschlandtour ist komplett ausgebucht, in der Festhalle spielt die Gruppe gleich zwei Mal hintereinander. So viele Erfolgsmeldungen. Und trotzdem bleiben Band und Fans lieber unter sich. Am Montagabend heißt es am Ticketschalter lapidar: „Für die Presse ist das Konzert verboten.“ Das ist irritierend und erinnert an das Vorgehen der AfD, die jüngst Journalisten von ihrem Landesparteitag ausgeschlossen hat.
Die „Böhsen Onkelz“ haben seit vielen Jahren ein angespanntes Verhältnis zur Presse. Die Band wirft Journalisten vor, einseitig zu berichten und die einstige Nähe der Band zum Rechtsextremismus immer wieder in den Vordergrund der Berichterstattung zu rücken.
Seit einigen Jahren stilisiert sich die Gruppe hartnäckig als linke Band, die in ihren Songs Parolen gegen Nazis schwingt und Rechte aus ihren Konzerten rausschmeißt.
Doch was soll man davon halten, wenn die „Böhsen Onkelz“ Journalisten bei Konzerten aussperren? Was ist das für ein Verständnis von offener Diskussion? Die „Böhsen Onkelz“ pflegen ihr Image als gesellschaftlich Geächtete, die stets wie Phönix aus der Asche auferstehen – selbst nach einer feigen Fahrerflucht des Sängers. Von ihren Fans wird die Band fast religiös verehrt. Kritische Stimmen werden abgewürgt. Das ist heute, da Autoritäre überall nach Verboten schreien und die freie Presse knebeln, noch peinlicher als früher. (cp)
Anmerkung: In einer früheren Version des Artikels stand, dass die Gold-Auszeichung für mehr als 25 000 verkaufte Alben verliehen werde.