Charmant und elegant durchs Land

Sie hat Benzin im Blut: Seit 20 Jahren fährt Slavi Dukanovic Harley. Gemeinsam mit ihren „Biker Ladies Mainhattan“ kämpft sie für Anerkennung in der Szene. Etwa bei einem Fest in Fechenheim.
Wenn Slavi Dukanovic und ihre „Red Lady“ durch die Straßen Frankfurts fahren, sind sie kaum zu übersehen – und zu überhören. Denn „Red Lady“ ist eine Harley Davidson Sportster, der rote Lack glänzt in der Sonne und der Motor hat einen satten Klang. „Ich habe Benzin im Blut“, sagt Dukanovic. Als sie vor 20 Jahren ihre „Red Lady“ von ihrem Bruder zum Geburtstag bekam, war sie eine der Pionierinnen in der von Männern dominierten Motorrad-Szene. „Damals waren Frauen und jüngere Menschen sehr selten“, erinnert sich die Oberräderin. Das sei heutzutage zum Glück anders.
Männliches Hobby
Zwar sei Motorradfahren immer noch ein eher männliches Hobby. „Aber wir kämpfen, denn auch Frauen sind Bestandteil der Szene und können genauso gut Motorrad fahren wie Männer, vielleicht sogar charmanter und eleganter“, sagt Dukanovic.
Mit „wir“ meint die 49-Jährige die „Biker Ladies Mainhattan“. Vor fünf Jahren hat Dukanovic den Motorradclub für Frauen gegründet – mittlerweile zählt er 23 Mitglieder. „Voraussetzung für eine Aufnahme ist, dass man weiblich ist und Harley fährt“, sagt sie. Die Bikerinnen treffen sich zweimal im Monat zum Stammtisch, und natürlich gehören auch gemeinsame Ausfahrten dazu. „Wir bieten regelmäßig offene Ausfahrten an, bei denen jeder willkommen ist“, sagt Dukanovic. Da dürfen sich auch männliche Biker den Ladies anschließen. „Aber manchmal bleiben wir lieber für uns und machen eine interne Tour.“
Auto ist zweitrangig
Am liebsten fährt Dukanovic nach Rüdesheim. „Das ist immer einen Ausflug wert“, sagt sie. Aber auch in Frankfurts unmittelbarer Nachbarschaft gibt es schöne Ziele. „Zum Feldberg zum Beispiel oder durch den Taunus.“ Während der Saison fährt Dukanovic sogar auf ihrer Harley ins Büro. „Im Sommer ist mein Auto wirklich zweitrangig. Manchmal vergesse ich sogar, wo ich es abgestellt habe.“
Wie sie zum Zweirad kam? „Ich bin als Jugendliche Mofa gefahren“, erklärt sie. Als junge Erwachsene hat sie dann erst mal den Pkw-Führerschein gemacht. „Das war einfach vernünftiger, und ich hatte auch nicht genügend Geld, um auch noch den Motorradführerschein zu machen.“ Den holte sie einige Jahre später nach, als ihr Bruder der damals 30-Jährigen die Harley zum Geburtstag schenkte. Seither sind 20 Jahre vergangen und ihre Maschine trägt nun ihre eigene Handschrift. „Ich habe viel verändert und umgebaut. In der Szene sagt man ’customized’“, sagt sie. Am Auspuff, am Blinker, am Luftfilter – und nicht zuletzt die auffällige Lackierung in einem glitzernden Rot. „Rot ist meine Lieblingsfarbe“, sagt sie.
Etwa 15 000 Kilometer fährt Dukanovic pro Saison. „So viel fahren manche Männer nicht mal mit ihrem Auto, und das im ganzen Jahr.“ Jeden Sommer steht eine längere Tour auf dem Programm. „Wenn ich in den Urlaub fahre, dann entweder auf zwei Rädern oder gar nicht“, sagt sie. Ihre bisher längste Tour war im vergangenen Jahr. „Da bin ich 4000 Kilometer in zehn Tagen gefahren“, erklärt sie. Von Frankfurt ging es ins südwestfranzösische Biarritz, unmittelbar an der spanischen Grenze.
Bei gutem Wetter verbringt Dukanovic jedes Wochenende auf ihrem Zweirad. Für die Oberräderin ist Motorradfahren ein besonderes Gefühl von Freiheit. „Es klingt verrückt, aber es ist ein bisschen wie Fliegen. Die Gerüche, die Landschaft – man hat für ein paar Stunden nur positiven Input.“ Allein deshalb sei das Hobby perfekter Ausgleich.
Manchmal treffen Dukanovic und ihre Mitstreiterinnen zwar auf Vorurteile – vor allem von männlichen Bikern. „Aber die kann ich nur nur belächeln“, sagt sie. Und dass die Biker Ladies als eigenständige Mitglieder der Frankfurter Motorradszene anerkannt sind, lässt sich auch beim alljährlichen Sommerfest auf dem Gelände der Harley Davidson Factory in Fechenheim erkennen. So auch am vergangenen Sonntag. „Das Fest war ein echter Erfolg, wir freuen uns schon aufs nächste Jahr“, sagt Dukanovic. Und: „Es ist uns eine Ehre, dass immer so viele Leute aus der Szene mit uns feiern.“